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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor
Autoren: Christian Schwarz
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hatten.
    Tumaara!
    Die Arenameisterin glitt heran. »Tuma sa feesa(»Friede sei mit dir« in der Sprache der Wandernden Völker), Noone«, sagte sie leise. Die beiden Frauen umarmten sich innig. Tumaara roch nach Rauch, Schweiß und Blut, nach dem Duft der Arena , wie sie es ironisch nannte, und diese Mischung hatte bis vor kurzem noch Übelkeit in Noone hochsteigen lassen. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt.
    »Tuma sa feesa, Tumaara«, gab Noone den Gruß zurück. »Wie geht es dir?«
    »Gut, danke.«
    »War Siilvo wieder hier?«
    »Ja, gestern. Er hat einen Geschäftsmann aus Monacco und noch ein paar andere an Wudans Tafel geschickt.«
    Noone erschrak. »Aus Monacco?«
    Die Arenameisterin lachte leise. »Keine Angst, er war nicht mein Kontaktmann.«
    Noone atmete auf. »Und ich dachte schon… Warst du erfolgreich?«
    Tumaara rückte ihre Versaace zurecht, nestelte an ihrem Gürtel herum, löste ein Säckchen davon und übergab es Noone. Die öffnete es und betrachtete fast ehrfürchtig zwei faustgroße Früchte, die Orangen glichen, aber wesentlich weicher waren und einen Ton ins Violette aufwiesen.
    »Danke, Freundin.«
    Die Arenameisterin nickte. »Es sind neu gezüchtete Früchte direkt aus dem Reich der grimmigen Grazie . Sie haben mich ein kleines Vermögen gekostet, sollen aber die gewünschte Wirkung haben. Ich hoffe, dass es dieses Mal gelingt. Wie geht es dem Caesar?«
    »Moss ist müde und antriebslos, wie fast ständig in letzter Zeit. Er betet immer häufiger zu seinem einen Gott, der ihm aber auch nicht hilft.«
    »Ich wünsche dir Erfolg, Noone. Aber jetzt muss ich gehen, die Arena erwartet mich zum letzten Kampf des Tages. Verwende den Saft sehr vorsichtig, wenn du ihn Moss eintrichterst. Fa tuu magare te feesa(»Dir sei immer Essen und Friede gegönnt!«).« Tumaara verschwand in Richtung des hoch aufragenden Ruinenfeldes der Caracalla-Thermen.
    Noone drückte das Säckchen mit den Früchten vorsichtig an sich. »Wenn er doch endlich tot wäre«, flüsterte sie verbittert.
    ***
    Rooma, Juni 2526
    Aruula bewegte sich mit den Andronenreitern kreuz und quer durch diese unglaubliche Stadt, denn die Saaden konnten sich an dem bunten Treiben nicht sattsehen. Obwohl es zehn Sommer her war, konnte sich Aruula noch an den einen oder anderen Weg erinnern, den sie damals gegangen waren, und so landete die Gruppe schließlich auf der Piazza di Spagna . Noch mehr als in den Gassen und Straßen wimmelte es hier von Menschen. Zahlreiche Händler hatten ihre Stände vor der Spanischen Treppe aufgebaut und boten ihre Waren an. Auch zwei Sklavenhändler waren darunter, die junge Knaben und Mädchen mit schwarzer Hautfarbe anboten.
    Vor allem Gioseppina zog es wie magisch zu den beiden Holzpodesten hin, auf denen die Sklavenkinder in Ketten geschlagen und fast nackt dem Volk präsentiert wurden. »Die sind nicht älter als ich«, flüsterte sie mit großen Augen und schaute Aruula an, die ihr gefolgt war. »Wir müssen etwas tun!«
    »Das wird in diesem Fall leider nicht möglich sein, Gosy«, antwortete Aruula. »Wir können die Sitten von Rooma nicht einfach ignorieren oder ändern, auch wenn es Unsitten sind. Die Sklavenhändler würden uns des Diebstahls anklagen, wenn wir die Kinder befreien. Und so viel Geld, sie zu kaufen, habt ihr nicht.«
    »Aber…«, setzte Gosy an und wurde von Aruula unterbrochen.
    »Das Leben ist hart und nicht gleich gerecht zu allen, das wirst du auch noch merken. Sei einfach froh, dass Wudan dir ein besseres Schicksal zugedacht hat als diesen Unglücklichen.«
    Gosy senkte den Kopf. »Und wenn sie in Todesgefahr wären? Würden wir dann eingreifen?«
    Aruula überlegt kurz. »Dann ja, natürlich«, entgegnete sie.
    Nun traten auch Pepe und die drei Andronensöldner zu ihnen.
    »Wo ist Manoloo?«, fragte Aruula.
    Olivo deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine dicht stehende Menschentraube am oberen Ende der Spanischen Treppe, direkt vor dem riesigen Haus mit den zwei abgebrochenen Türmen. »Er ist dort hochgegangen. Er will wissen, was die Leute dort begaffen.«
    Aruula nickte. »Dann gehen wir auch hinauf. Wir sollten zusammenbleiben. In diesem Gewimmel verliert man sich allzu schnell.«
    Sie stiegen die breite Treppe hoch zu der Kirche, die einst Santa Trinita dei Monti geheißen hatte. Von Maddrax wusste Aruula, dass die Leute vor Kristofluu in solchen Häusern ihren Gott angebetet hatten. Die Menschen, die sich dort drängten, waren aber sicher keine Gläubigen. Aruula
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