Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
wurde ebenfalls von der Neugierde gepackt.
    Die Leute in ihren bunten Kleidern umstanden zwei schwarzbärtige Männer in grob gewobenen roten Mänteln. Neben dem einen Rotmantel stand ein junger Bursche und beobachtete gespannt dessen Kameraden, der auf die Knie gegangen war und nun wieselflink drei größere Lederbecher wild durcheinander über den Boden schob.
    »Weißt du, unter welchem Becher sich die Fellkugel gerade befindet?«, fragte der stehende Rotmantel den jungen Mann marktschreierisch und machte großartige Gesten zum Publikum hin. »Hast du den flinken Händen des großartigen Antonoo folgen können?«
    »Natürlich«, erwiderte der junge Mann, ohne den Blick auch nur ein einziges Mal von den Bechern zu lassen. »So schwierig ist das nicht. Ich hab den Becher immer noch im Blick. Und das wird sich auch durch deine plumpen Ablenkungsversuche nicht ändern.«
    Einige im Publikum lachten. »Ja«, rief eine Frau, »ich weiß auch, wo die Fellkugel ist!«
    Der »große Antonoo« stoppte sein Tun plötzlich. Die Becher bildeten nun ein Dreieck vor ihm. Mit schweißüberströmter Stirn schaute er hoch und grinste.
    »Und?«, fragte sein Kamerad. »Wo ist jetzt das Fellbündel?«
    Ohne zu zögern, deutete der junge Mann auf den Becher direkt vor Antonoo. »Da drin.«
    »Ja«, kreischte die Frau aus dem Publikum. »Da ist es drin, ganz genau!«
    Vorsichtig hob Antonoo den Becher hoch. Er war leer. Ein Raunen ging durchs Publikum. Der junge Mann wurde kreidebleich. »Das… das… aber das gibt es nicht… das kann nicht sein. Ich habe doch genau…«
    »Betrug!«, schrie die Frau. »Deckt die anderen Becher auf!«
    Antonoo zuckte gleichgültig mit den Schultern. Er umfasste den zweiten Becher, verharrte einen Moment, um es spannend zu machen, und bedeckte ihn dabei für einen Wimpernschlag vollständig mit seinem weiten Ärmel. Als Antonoo den Becher anhob, war auch der leer. Beim dritten verfuhr er genauso - und brachte eine Fellkugel zum Vorschein, die unbeweglich dort lag.
    »Das ist… unmöglich«, stammelte der junge Mann.
    »Nichts ist unmöglich. Du warst eben nicht schnell genug mit deinen Augen«, sagte der stehende Rotmantel gleichmütig. »Hast du vielleicht heute Nacht zu viel Gappa und Spumante getrunken?« Er lachte laut und die Menge stimmte mit ein. »Beim großen Ramazotti , ich fürchte, dass du heute nichts mehr gewinnst. Geh und ruh dich aus und komm morgen wieder!« Er winkte dem beschämt davonschleichenden Mann hinterher. »Aber ich bin aber sicher, dass es im Publikum Signoori und Signooras gibt, die es besser machen. Wer will es dieses Mal probieren? Bei einem Einsatz von nur zehn Moneti zahlen wir dem, der die Fellkugel errät, hundert aus. Hundert Moneti, Signoori und Signooras, dafür kann sich der Gewinner gleich zwei von den hübschen Sklavenmädchen dort unten mitnehmen.«
    »Das ist ein Kinderspiel für richtige Männer mit gutem Auge«, sagte Manoloo, der neben der Kriegerin von den Dreizehn Inseln stand. Er drängte sich vor. »Komm mit, Aruula, ich zeige dir mal, wie man so was macht. Wir Andronenreiter haben die besten Augen von allen. Mich legt der Kerl mit seinem Geschiebe nicht herein.«
    Lass es lieber , wollte Aruula sagen, aber da stand Manoloo bereits vor der Menge und nahm deren Beifall entgegen. Die Kriegerin schob sich hinterher und platzierte sich in der vorderen Reihe. Auch sie schaute gespannt zu.
    Manoloo bezahlte. Er durfte die Fellkugel selbst unter den von ihm ausgesuchten Becher schieben. Dann stellte er sich so, dass er einen guten Blick hatte, und Antonoo begann die Becher wieder zu verschieben.
    Aruula hatte den entsprechenden Becher gut im Blick und sie war sicher, dass sie ihn kein einziges Mal aus den Augen verloren hatte. Umso verblüffter war sie, als er leer war.
    Manoloo wurde wütend, weil seine Selbstdarstellung gerade einen argen Kratzer abbekommen hatte. »Zufall!«, rief er. »Beim nächsten Mal lasse ich mich nicht mehr bluffen. Ich verwette meine Flugandrone, dass es dieses Mal klappt!«
    Hat ihm Orguudoo ins Gehirn gespuckt? , dachte Aruula mit eisigem Entsetzen.
    »Du hast eine Flugandrone? Interessant«, sagte Antonoos Begleiter. »Die nehmen wir natürlich gerne als Einsatz und zahlen dreihundert Moneti bei deinem Sieg. Wo ist sie?«
    »In einer Parchella vor der Stadt. Aber ihr werdet sie ohnehin nicht bekommen.«
    Aruula senkte den Kopf und aktivierte ihren Lauschsinn, während Manoloos zweite Runde begann. Wie erwartet war der Becher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher