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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor
Autoren: Christian Schwarz
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verstummt war, und reckte und streckte sich. Dann suchte er sich einen Felsen, hinter dem er verschwinden konnte, während die Reiter ihre Tiere mit etwas fütterten, das Matt an Shmaldan erinnerte.(Shmaldan: zähe, gelbliche Paste auf der Grundlage von Taratzenfett, Notnahrung der Wandernden Völker)
    Als er sein Geschäft erledigt hatte und wieder um den Felsen bog, traute Matt seinen Augen nicht. Manoloo saß auf seinem Platz, direkt hinter Aruula! Er drückte sich eng an sie, während er über ihre rechte Schulter schaute, ihre Arme an den Gelenken gepackt hielt und ihr so demonstrierte, wie sie mit Zügeln und Körpergewicht arbeiten musste, um die Androne besser in den Griff zu bekommen.
    »Schau, wenn du dich so nach vorne beugst…«, er drückte ihren Oberkörper ein wenig nach vorn, »… und den linken Oberschenkel anpresst, während du nur eine Kleinigkeit am rechten Zügel zupfst, dann geht das Tier in einen sanften Sinkflug. Darauf ist es trainiert.«
    Aruula nickte. »Ein guter Tipp.«
    »Ja. Die Andronenreiter Ittalyas sind ohnehin die besten, und wir aus Saadina sind noch etwas besser.«
    »Ja, klar«, sagte Matt spöttisch. »Und im Anbaggern seid ihr auch Weltklasse.«
    Manoloo reagierte nicht so, wie Matt gehofft hatte. Er grinste herausfordernd und dachte nicht daran, die Hände von Aruula zu nehmen. »Das stimmt tatsächlich. Die Frauen lieben uns, und wir lieben die Frauen. Hat sich das schon in ganz Euree herumgesprochen?«
    »Vor allem in den Wartezimmern der Heiler«, legte Matt nach. »Sie sind voll von Saaden, die dabei zu weit gegangen sind…«
    Manoloo blitzte ihn an, löste sich von Aruula und sprang aus dem Sattel zu Boden. »Daran siehst du, dass ein Mann aus Saadina niemals einem Kampf aus dem Weg geht. Vor allem, wenn er um eine schöne Frau ausgetragen wird.«
    »Manche Dinge ändern sich auch in fünfhundert Jahren nicht«, gab Matt zurück. »Aber wenn du unbedingt -«
    Weiter kam er nicht, denn nun glitt Aruula von der Androne, baute sich zwischen den Hitzköpfen auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Was soll das?«, blaffte sie die beiden an. »Wollt ihr euch prügeln ?«
    Matt kam wieder zur Besinnung. Und ärgerte sich über sich selbst. Hatte er denn wirklich angenommen, Aruula könnte den Annäherungsversuchen dieses pubertierenden Jungen nachgeben? Lachhaft!
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Natürlich nicht.«
    Auch Manoloo brummte irgendwas, wandte sich mit hochrotem Kopf um und stapfte zu seiner Androne zurück.
    Dafür kam die fünfzehnjährige Gosy herbei geeilt. »Nimm es meinem Bruder nicht übel«, bat sie, »er meint es nicht böse. Er bewundert Aruula nur.«
    »Schon gut.« Matt konnte schon wieder grinsen. »Vermutlich hätte er sich ewig Vorwürfe gemacht, wenn er's nicht versucht hätte. Jetzt weiß er Bescheid.«
     
    Nach einer viertelstündigen Rast erhoben sich die Riesenameisen wieder in die Luft. Aruula verlor kein Wort mehr über den Vorfall und konzentrierte sich stattdessen auf die Führung der Androne. Matt blickte hinab auf die unter ihnen vorbeiziehende Landschaft und hing seinen Erinnerungen an die letzten Tage nach.
    Der Rückweg vom Mars durch den Zeitstrahl hatte Aruula und ihn übers Mittelmeer nach Sardinien geführt, wo sie bei der Suche nach der verschwundenen Gioseppina geholfen hatten. Und da die saadischen Andronenzüchter vorhatten, einen Handelshof in Rooma zu eröffnen, schlossen Matt und Aruula sich ihnen an.
    Das gefährliche Rooma sollte nach seinem ersten Besuch zu einer friedlichen, blühenden Stadt geworden sein. Das machte Matthew Drax neugierig. Steckte Moss dahinter, mit dem zusammen sie vor zehn Jahren die Herrschaft der falschen Götter gebrochen hatten? [1] Er brannte darauf, den geheimnisvollen Freund wiederzusehen.
    Nach dieser Stippvisite würde ihr Weg an der italienischen Westküste entlang und quer durch Frankreich bis nach Irland führen. Noch immer wusste Matt nicht, wie die Suche nach seiner Tochter Ann ausgegangen war. Sie hatten gehofft, von der Erde aus Kontakt mit der Mondstation zu bekommen, doch die Marsianer dort meldeten sich nicht. Irgendetwas war schief gelaufen, und eine Antwort würden sie nur in Irland finden.
    Und dann erschien die Ewige Stadt plötzlich hinter den Hügeln. Matt hielt unwillkürlich den Atem an. Es war fast wie damals - nur, dass noch mehr Vororte abgetragen worden waren, weil die Roomaner die Steine für neue Bauten verwendeten, anstatt neue zu schlagen.
    Trotzdem
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