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2.01 Donnerschlag

2.01 Donnerschlag

Titel: 2.01 Donnerschlag
Autoren: Joachim Masannek
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funktionierte. Julis Fehler war so gut wie vergessen. Markus ballte die behandschuhte Faust.
    „Ja!“, rief er. „Ja!“
    Da sauste ein Schatten über ihn hinweg und im selben Moment erkannten Markus, Marlon und auch ich den Fehler, den wir in unserer Hektik und Panik über Julis Fehlpass zusammen mit Leon begangen hatten. Wir hatten Erik vergessen.
    Erik, der gerade noch neben mir auf dem Baumstamm gelegen war und der jetzt an einer Liane über die Köpfe der Kerle hinweg durch die Höhle flog. Und Erik war Leons Gegenspieler. Das war eine Unaufmerksamkeit, die wir jetzt bitter bereuten. Denn Erik fing Leons Todespass ab. Er schlug ihn im Flug in Richtung unseres Tores und dort hatte sich Run, Rabans Gegenspieler, ganz heimlich und klamm in den Rücken von Juli geschwungen. Er flog Lianen behangen an ihm vorbei, erwischte den Ball kurz über dem Boden und drosch ihn von dort auf Markus’ Tor. Der sah den Ball kommen. Er ballte die Fäuste. Das zwei zu null sollte sich nicht wiederholen. Er warf sich zornig in den Schuss. Er wollte den Ball zu Raban fausten. Der war immer noch frei und würde den Angriff mit einem todsicheren Tor für die Kerle beenden. Da schwang Erik an seiner Liane zurück, streckte die Beine zu einer fliegenden Grätsche und schlawenzte den Ball mit der Stiefelspitze an Markus vorbei ins Netz.

    „Das war die Drei!“, jubelte Klette tanzend im Turm an der gegenüberliegenden Höhlenwand. „Es steht drei zu null. Jetzt bleiben euch nur noch zwei kleine Leben. Zwei kleine Leben, bevor ich dich skalpieren darf und nachschauen werde, ob du ein Junge bist.“
    Ich wurde knallrot. Ich kochte vor Wut und unter mir stritten sich Juli und Leon.
    „Das war dein Fehler!“, fauchte der Slalomdribbler. „Du hast den Fehlpass zu Marlon gespielt!“
    „Ach wirklich?!“, parierte die Viererkette. „Ich dachte, Du hast den Pass zu Erik geschlagen.“
    „Aber nur, weil ich deinen Patzer ausbügeln musste. Du hast die Hektik ins Spiel gebracht.“
    „Dann wird es jetzt höchste Zeit, dass wir uns beruhigen“, mischte sich Marlon entschlossen ein. „Ihr wart beide nervös. So wie wir alle nervös sind. Ja, ich bin es auch und es wird umso schlimmer, je mehr ich bemerke, dass wir uns nicht mehr vertrauen. Leon, Juli ist für mich der beste Abwehrspieler, den es auf dieser Welt gibt, und deine Idee für den Angriff war gut. Nein, sie war genial, und ich hätte nicht anders gehandelt. Doch ich hätte dich warnen müssen. Ich hätte sehen müssen, was Erik vorhat.“
    „Das stimmt!“, lachte Erik. „Aber seid ihr jetzt fertig? Können wir weiterspielen? Oder schmeißt ihr das Handtuch?“ Der Anführer der Wölfe schwang an der Liane durch die Höhle und landete wieder auf seinem Baum. „Ihr könnt jederzeit aufgeben!“, grinste er frech.
    „Ach wirklich?!“, blaffte Vanessa zurück. „Und gilt das für alle? Ich meine, gilt das auch für euch, wenn wir euch in der nächsten Saison aus der Liga kicken?“
    Sie blitzte ihn an, doch der Anführer der Wölfe verzog keine Miene. Ihre Drohung prallte an seinem Grinsen ab wie ein Tischtennisball, den man gegen eine Dampfwalze schleudert.
    „Reden kann jeder“, grinste der Wolf. „Aber hier geht es um Fußball. Also, worauf wartet ihr noch?“
    Da schnappte sich die Unerschrockene den wie rote Wut leuchtenden Ball und rannte mit ihm zum Anstoßpunkt.
    „Auf eure Posten!“, befahl sie den anderen Kerlen. „Und geht in die Wand. Schnappt euch Lianen. Machte es wie sie! Macht es wie ich am Teufelstopfturm!“
    Maxi, Juli, Raban und Leon gehorchten sofort. Sie schauten sich um, fanden die Pflöcke, die im Lehmboden steckten, kickten sie weg und schossen, von den heruntersausenden Säcken gezogen, zu den Brücken, Plattformen oder Bäumen hinauf.

    „Marlon, komm her!“, rief Vanessa ungeduldig, wartete, dass er den Ball zum Anstoß berührte, jagte das Leder ohne Ansage zu Raban in die linke Felswand hinauf, rief: „Juli, wir machen die Schere!“, und sprintete selber nach rechts.
    Ich verfolgte den Ball. Ich sah, wie Raban aus der Felswand schwang und dann sah ich Run. Der Wolf mit den hüftlangen blonden Rastas war längst unterwegs. Er würde das Leder vor Raban erreichen. Er holte schon Schwung, um den Ball zu kicken, da sauste Juli an ihm vorbei, passte die Kugel zu Raban und der schlug sie doppelpassvolley zu Vanessa auf die andere Seite der Höhle. Dort rannte die Unerschrockene die Serpentine hinauf, sprang aus der Wand, wirbelte wie eine
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