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2.01 Donnerschlag

2.01 Donnerschlag

Titel: 2.01 Donnerschlag
Autoren: Joachim Masannek
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verstauten unsere Räder in die wie dafür bestimmten Nischen in der Wand aus Felsen und Lehm und versammelten uns danach unter unserem Tor.
    Unsere Blicke schweiften noch einmal ehrfurchtsvoll durch die Höhle und fanden dann Marlon, der sich zögernd, aber entschlossen vor uns stellte. Er tauschte noch einen Blick mit Vanessa, mit Vanessa und Leon, und wandte sich dann an alle: „Ihr habt gehört, worum es hier geht. Der Preis ist so hoch, wie uns Hadschi und Willi vorausgesagt haben. Deshalb frage ich jeden von euch, ob er das Risiko eingehen will. Und ich bin euch nicht böse, wenn ihr nicht an uns glaubt. Das haben schon andere vor euch getan. Rocce und Annika spielen bei den Drachen und Jaguaren und Joschka, dein Bruder, bei den Fantastischen Sieben .“
    Juli wurde ganz bleich. „Wieso weiß ich das nicht?“
    „Weil du es nicht wissen wolltest“, antwortete Marlon ganz ruhig. „So wie wir es nicht wissen wollten. Fabi zum Beispiel – Leon, hörst du mir zu? – ist zu den Biestigen Biestern gegangen und Jojo sehen wir sicherlich wieder, wenn wir im Freestyle Soccer Contest gegen die Sternschnuppentänzer spielen.“
    Er musterte uns, und als er erkannte, dass die Kraft und der Mut aus uns herauswichen wie Luft aus einem geplatzten Fahrradschlauch, nickte er mitfühlend.
    „Ich weiß, wie ihr euch jetzt alle fühlt. Doch ihr musstet das wissen. Es gibt nämlich zwei Wege, die ihr jetzt gehen könnt. Ihr verlasst unsere Mannschaft und bewerbt euch bei einem der anderen Teams. Ihr geht zu den Biestern , den Wölfen oder den Sternschnuppentänzern . Ihr seid gut genug. Sie werden euch nehmen. Oder ihr riskiert euer Leben. Ich mein’ eure Seele, euer Herz und alles, was euch etwas bedeutet, und zeigt es nicht nur den Wölfen von Ragnarök, sondern allen Ex-Wilden-Kerlen, wenn wir sie in der nächsten Saison hier in Donnerschlag besiegen.“
    Er schmunzelte zaghaft, doch als er das Leuchten in unseren Augen entdeckte, verwandelte sich dieses so zaghaft und vorsichtig ermutigende Schmunzeln in das wildeste Grinsen der Welt. Das war das Krumpelkraut-krapfenkrächzige-Piraten-Schlitzohren-Grinsen von Marlon, der Nummer 10.
    „Und jetzt, da das klar ist“, rief er begeistert, „begreift ihr, dass Willi nicht nur ein Trainer ist. Nein, er ist der beste Trainer der Welt. Denn wer sonst kann sich aus einem Haufen Schrott und einem wackeligen Bretterzaun die Trainingsmethode ausdenken, die die perfekte Vorbereitung für Donnerschlag ist? Im LT hoch zwei haben wir alles gelernt, was wir für heute brauchen. Hier spielt man den Street-Soccer im Parcours und das auch nach oben und quer durch die Luft: in allen verflixten drei Dimensionen.“
    „Du hast es kapiert!“, erklang die Stimme von April. „Und da das jetzt klar ist, geht es schon los!“
    Es folgte ein Blitz, und während des unmittelbar darauf folgenden Donners sahen die geblendeten Kerle den Ball, die silberne Kugel, den großen Bruder des Schlüsselanhängers, der lavarot aufglühte und vom Höhlendach fiel.
    „Markus, ins Tor!“, erteilte Marlon seine Befehle. „Leon, du gehst auf die Brücke. Schnapp dir den Ball. Vanessa und Raban, ihr besetzt unsere Flügel, und der Rest bleibt bei mir. Wir müssen erst mal rauskriegen, wie das Spiel funktioniert. Und das ist dein Job. Nerv! Los auf die Bank. Da hast du die größte Übersicht.“
    Doch das war leichter gesagt als getan. Zwar befand sich die Ersatzspielerbank auf einem in die Felswand gebauten Turm, doch wir waren vom Blitz noch geblendet, und alles, was wir sahen, war der rot leuchtende Ball vor einem pechschwarzen Nichts. Weder fand ich den Aufstieg zum Turm noch wusste Markus den Weg zu seinem in 15 Meter Höhe über ihm hängenden Tor. Vanessa und Raban fielen auf dem Weg an die Ränder der Halle um ein Haar in die Spalten, die den Boden durchzogen, und Juli und Maxi stießen, als sie sich für die Abwehr positionierten, sogar mit den Köpfen gegeneinander. Der Einzige, der es irgendwie schaffte, über die Serpentine in der Felswand auf die Brücke zu kommen, war Leon. Ich konnte seinen Schatten hinter dem Geländer zwar nur mühsam erkennen, doch er war da.
    „Zum Teufel! Du schaffst es!“, rief ich begeistert. „Und nimm den Ball volley! Ihr Tor ist noch leer.“
    Ja, und der Torjäger schien mich zu hören. Er sprang auf das Geländer der Brücke, rannte die letzten drei Schritte über den Handlauf und hob schon zum Seitfallflugvolley ab. Da entdeckte ich sie. Die Kleinste der Wölfe
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