Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
1
     
     
    Dunkelheit wogte samtweich über mich hinweg, durchbrochen nur von der Flamme des Mals, das an meiner Schulter brannte und brannte. Ich habe keine Ahnung, wie es mir gelang, mich freizukämpfen, ich weiß nur, dass es mir gelang, bevor mir das Letzte und Schlimmste angetan werden konnte.
    Aber nicht früh genug.
    Ich hörte mich schreien – mein letzter Schrei, bevor ich mich an den einzigen Ort flüchtete, der mir noch geblieben war: Ich wurde ohnmächtig.
    Während ich fiel.
    Kalt. Wo immer ich auch sein mochte, es war kalt und der Boden unter mir hart. Ich hörte ein tiefes, brummendes Geräusch, und wieder verlor ich das Bewusstsein. Das Brummen verfolgte mich, schüttelte mich durch, wurde zu einem Schwärm wütender Bienen in meinem Kopf, zu einem Rütteln, das mir die Zähne lockerte und meine Knochen mit heißem Blei zersplitterte.
    Ich stöhnte.
    Dann ließ das Brummen allmählich nach, wie die Flut, die sich von der Felsenküste zurückzieht. Wieder stöhnte ich und drehte mich auf die Seite. Meine Wange berührte etwas Kaltes, Hartes, und heiße Tränen rannen mir aus den Augen. Meine Schutzschilde zitterten, zerfetzt und nutzlos. Ein Strom aus Empfindungen und Gedanken aus der Außenwelt raste durch mein Gehirn, und Krämpfe schüttelten mich. Mein Instinkt sorgte dafür, dass sich meine Schutzschilde eng um mich zusammenzogen. Wo war ich?
    Mir fielen keine Gebete mehr ein.
    Und selbst wenn ich mich noch an ein Gebet erinnert hätte, wäre es nicht erhört worden. Die letzte Lektion eines Lebens, in dem ich meine Psinergie bis zum Äußersten verausgabt und zu viel Gewalt mitgemacht hatte. Wenn es hart auf hart kommt, Herzchen, bist du auf dich allein gestellt.
    Langsam, ganz langsam fand ich mein Gleichgewicht wieder. Eine Flut menschlicher Gedanken drückte stinkend und modernd auf meine zerbrochenen Schutzschilde und ergoss sich in meinen Kopf. Nur mit äußerster Anstrengung konnte ich sie beiseiteschieben. Ich versuchte zu denken. Dann versuchte ich, die Augen zu öffnen. Dunkle Gestalten wirbelten um mich hemm und verschmolzen miteinander. Ich hörte das tiefe Summen von Gleiterverkehr und Menschenmengen und fühlte mich an das Tosen des Meeres erinnert. Ein Rinnsaal aus Psinergie lief mir über die Haut.
    Oh Götter. Erinnert mich daran, dass ich das nicht noch einmal tue. Was auch immer es war. Der Gedanke klang nach mir, dem starken, vernünftigen, praktischen Ich, überlagerte aber bloß die abgrundtiefe Panik. Was ist mit mir passiert?
    Habe ich einen Kater?
    Darüber musste ich lachen. Es war ein müdes, heiseres Geräusch, das sich anhörte, als hätte ich zerbrochenes Glas verschluckt, aber es freute mich trotzdem. Mir ging es gut.
    Obwohl das eigentlich nicht stimmte. Gut würde es mir nie wieder gehen. Mein Hirn schien zusammenzuzucken und sich zurückzuziehen von … etwas Schrecklichem. Etwas, worüber ich nicht nachdenken durfte, wenn ich nicht völlig im Wahnsinn versinken wollte.
    Also schob ich auch das beiseite, schubste es in eine dunkle Ecke und schloss die Tür.
    Das ermöglichte es mir, ein wenig klarer zu denken.
    Ich blinzelte. Die Gestalten wurden unterscheidbar, und wieder stieg mir der Gestank absterbender menschlicher Zellen in die Nase. Etwas Warmes, Feuchtes lief mir die Wangen hinunter und über die Oberlippe. Als ich sie ableckte, schmeckte sie süß und nach verrottetem Obst.
    Blut. Mein Gesicht war blutüberströmt, meine Kleidung nur noch Fetzen – soweit ich überhaupt noch etwas anhatte. Als ich mich bewegte, klirrte es in meiner Tasche; den zerrissenen Riemen hatte ich zwischen meinen Brüsten verknotet. Nachdem ich das Blut aus den Augen geblinzelt hatte, sah ich vor mir eine Ziegelwand. Es war Nacht, und die Wand schien in einem seltsamen Winkel über mir aufzuragen, weil ich verdreht wie eine Stoffpuppe und so gut wie nackt auf dem Pflaster einer Gasse lag.
    Gasse. Ich liege in einer Gasse. Und dem Geruch nach nicht eben in einer netten. Typisch – ausgerechnet ich lande in so einer Gegend.
    Das war ein vernünftiger Gedanke, an den ich mich klammerte, während ich zitterte und zuckte und mein ganzer Körper sich gegen den psychischen Angriff so vieler Gehirne wehrte, die gegen meines drückten, ein Gebrüll aus fremden Stimmen. Nicht nur mein Körper, auch mein Gehirn meuterte und bockte wie ein durchgegangenes Pferd, als das Etwas zurückkehrte, groß und faulig, und sich durch den Schock hindurcharbeitete. An die Tür klopfte, die ich ihm vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher