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2.01 Donnerschlag

2.01 Donnerschlag

Titel: 2.01 Donnerschlag
Autoren: Joachim Masannek
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schließlich zu mir.
    Doch was sollte ich tun? Ich fühlte mich plötzlich, als wär ich in einen der Liebesromane meiner Mutter gerutscht.
    Tortengussschmusiger Spotzentausch!
    Was sollte ich tun? Ich hatte von solchen Dingen überhaupt keine Ahnung und ich wollte davon auch keine haben. Nein, davon verstand nämlich keiner was. Warum sonst wurden so unzählig viele und dazu noch viel zu dicke Bücher über diese schweinigelige Quallenpampe geschrieben? Ich meine das spotzige Kuscheln und Küssen, und warum gab es das nicht über Fußball? Warum wurden darüber nicht so viele dicke Bücher geschrieben? He, wollt ihr das wissen? Dann hört mal gut zu! Weil Fußball nämlich jeder versteht. Davon hat jeder ’ne Ahnung, das sage ich euch, und weil das so ist, wusste ich plötzlich die Lösung. Genau! Denn Fußball, das sage ich euch, ist absolut ehrlich. Da kann keiner bescheißen. Und das galt auch jetzt. Ich musste die Wahrheit von Marlon erfahren.
    „Was hat sie dir angeboten?!“, fragte ich ihn und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Was hat dir die Wölfin angeboten?“
    „Dass ich bei ihnen mitspielen kann, wenn ich die Kerle dafür verlasse“, lautete seine ehrliche Antwort.
    „Und dazu steh ich noch immer“, rief April vergnügt. „Und jetzt, da Vanessa nicht mehr da ist, solltest du es dir überlegen.“
    „Du hast noch knappe fünf Minuten Zeit!“, tönte Klette dazwischen und April fuhr fort: „Denn wenn du erst mal verloren hast, ist es zu spät. Dann will dich keiner mehr haben, Marlon!“
    „Jetzt sind es nur noch 277 Sekündchen“, rief Klette und stieß ein Wolfsheulen aus. „270, 269, 68, 67, oh, wie wollt ihr nur ohne Vanessa gewinnen? Vielleicht mit dem Pimpf? 259, oh, wie die Zeit verrinnt. 255!“
    „Halt deinen Mund!“ Mir platzte der Kragen. „Halt deinen Mund und meld dich erst wieder, wenn ich es dir erlaube.“ Ich sprang aus dem Turm und schwang mich an einer Liane zu Marlon auf die Brücke hinüber. Dort stand ich neben ihm in der Mitte der Höhle und rief zu den Kerlen: „Jetzt hört ihr mir zu. Und das gilt auch für dich, Vanessa!“, rief ich zum immer noch wehenden Vorhang aus Efeu. „Falls du noch im Tunnel bist!“
    Ich wusste es nicht, aber ich wünschte es mir. Ich stellte mir vor, dass Vanessa jetzt anhielt. Sie bremste ihr Fahrrad. Sie schaute zurück und sie hörte mir zu:
     „Marlon ist hier. Er ist nicht gegangen. Er will nur bei uns sein und nur für uns spielen. Und das, was ihn an April so fasziniert hat, ist das, was wir selbst so gern sein wollen. Ja, wild und gefährlich, Vanessa, weil wir uns nicht mehr verstecken. Und wir sind so mikromy-nanometer-haarscharf nah dran. Habt ihr den Schuss von Marlon vergessen? Er ging gegens Kreuzeck! Ja, wir sind gut. Nein, wir sind besser als gut, und das wissen die Wölfe. Deshalb hat April Marlon geküsst und deshalb hat sie es jetzt allen erzählt. Das beweist es doch, oder? Sie hat einfach nur Angst. Ja, und was für eine Angst sie hat! Angst vor uns und vor dem, was wir werden, wenn wir erst einmal in der Liga spielen. Wenn es an uns ist, sie zu skalpieren, und wenn wir uns anschauen, ob einer von diesen Angsthasen das Zeug zu einem Kerl gehabt hätte.“ Ich strafte Klette mit einem trotzigen Grinsen. „Kapiert ihr das nicht? Das ist eine Intrige. Sie wollen uns trennen. Sie wollen verhindern, dass wir in Donnerschlag spielen, und ich hoffe, Vanessa, du kommst jetzt zurück!“
    Wir schauten alle zum Eingang des Tunnels. Doch dort hatte sich der Vorhang aus Efeu wieder beruhigt, und so still, wie die Blätter jetzt hingen, war es auch in der Höhle geworden.
    „Vanessa, wir brauchen dich!“, rief ich verzweifelt. „Ich bin kein Ersatz. Ich habe noch nie mit euch zusammengespielt.“
    „Dann wird dein erstes Mal ja gleich das letzte Mal sein!“, lachte Klette in meinem Rücken und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Uhps!“, spielte sie die Erschrockene. „Ich durfte ja gar nicht. Ich durfte nichts sagen. Aber ihr habt nur noch 53 Sekunden.“
    „Und mein Angebot steht.“ April erhob sich und fixierte Marlon. „Du bist genau der Spieler, der uns noch fehlt. Mit dir werden wir unbesiegbar, Marlon. Das kannst du mir glauben.“ Sie schaute ihn an. Sie lächelte freundlich. „Na, komm schon, komm her. Oder willst du alles verlieren? Zuerst Vanessa und dann noch dein Team. Du brauchst doch eine Mannschaft. Ohne die bis du nichts.“ Sie winkte ihm zu. „Und wir sind alles, wovon du
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