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1880 - Die Dscherro

Titel: 1880 - Die Dscherro
Autoren: Unbekannt
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ausdruckskarges Gesicht zeigte ein reiches Mienenspiel, das, so kam es BH vor, irgendwie zu diesem Tanz der Räder paßte. Und sie konnte sich auch gut vorstellen, daß er dazu eine Melodie hörte - sie bildete sich selbst ein, diese unhörbare Symphonie zu vernehmen.
    Sie riß sich endgültig von dieser Verblendung los und gebrauchte ihren Verstand.
    Und da wurde ihr klar: Genhered mußte diese Projektion aktiviert haben! Er hatte auf irgendeine Weise einen Mechanismus ausgelöst, der dieses Spiel ins Leben rief, und nun war er der Dirigent, der die Räder rollen ließ. Nur wie?
    In dem Moment, da sie sich diese Frage stellte, erlosch die Projektion.
    Genhered sah sie mit großen, braunen Augen an, und ihr wurde ganz bange, daß er durch ihre störende Anwesenheit sich wieder in sein psychisches Schneckenhaus verkriechen konnte und sich ihr für lange Zeit verschloß.
    Doch Genhered sagte: „Es ist ungehörig von dir, mich heimlich zu beobachten."
    „Das war nicht meine Absicht, Genhered", sagte sie wahrheitsgetreu. „Ich war auf der Suche nach dir.
    Wollte bloß mit dir plaudern. Da wurde ich von diesem Schauspiel überrascht. Willst du mir verraten, was es zu bedeuten hatte?"
    „Das war meine Heimat", antwortete er, ohne zu zögern. „Meine Heimatsonne Teuller mit den zwölf Sphärenrädern. Zeun, Meved, wo ich geboren wurde, Kort, Grendiss, Kenteullen ..."
    Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie war dort. Sie war auf Kenteullen. Sie hatte der terranischen Austauschdelegation angehört, die in einem Faktorelement nach Kenteullen transferiert worden war. Zusammen mit Myles Kantor und dem weltfremden Physiker Tautmo Aagenfelt, der sich von ihrer Gruppe entfernt und den Rücktransport verpaßt hatte ... Er war auf Kenteullen zurückgeblieben ...
    Jetzt wurde ihr auf einmal alles klar. Die merkwürdigen Blitze am Horizont, die eigenartigen Lichter am Himmel, auch wenn dieser fast vollständig von Wolken verhüllt gewesen wardas alles, worüber sie sich damals keine eingehenderen Gedanken machte, war die Bestätigung dafür, daß sie sich auf der Innenseite eines Sphärenrades befunden hatten.
    Was für eine Erkenntnis! Das war nichts, womit man einem Cistolo Khan Wonneschauer bescheren konnte, doch für sie war es eine unglaubliche Erfahrung.
    „Kannst du das wiederholen, Genhered?" fragte sie den Nonggo zaghaft.
    „Ich weiß nicht", sagte er wie abwesend. „Es war purer Zufall. Aber, wer weiß ... wenn du mich in Ruhe läßt?"
    Und Genhered schaffte es noch einmal, die geheimnisvollen Anlagen zum Leben zu erwecken. Diesmal entstand jedoch nicht eine Projektion des Teuller-Systems, sondern eine riesige technische Anlage.
    Genhered konnte sich nicht daran satt sehen. Er betrachtete das komplizierte Ding von allen möglichen Seiten und mit verschiedenen Vergrößerungsfaktoren.
    Bré zeigte sich Genhered diesmal nicht, um ihn nicht aus seinem Studium zu reißen.
    Doch machte sie den Fehler, aus dem Faktorelement zu fliegen, Cistolo Khan anzurufen und Myles Kantor anzufordern, der als Multiwissenschaftler eher herausfinden konnte, was das technische Ding, das Genhered völlig in den Bann schlug, darstellen mochte.
    Doch der LFT-Kommissar lehnte ab.
    „Myles Kantor ist nicht tragbar, der ist noch mit der Trauer um Kallia beschäftigt", sagte er. „Der arme Kerl erhielt wohl eine Art Rückfall; Atlan kümmert sich derzeit um ihn. Ich schicke dir statt dessen zwei Wissenschaftler, die Kantor glatt in die Tasche stecken."
    Die beiden hießen Stort Aguein und Bram Plochin und belegten zwei Gästezimmer ihres Bungalows.
    Bré installierte in sicherer Entfernung von Genhered eine Kamera, so daß die beiden ihn vom Bungalow aus beobachten konnten, ohne daß er etwas von ihrer Existenz erfuhr.
    Die beiden kamen rasch zu der Erkenntnis, daß, es sich bei dem Objekt von Genhereds ungeteiltem Interesse um ein Mikrogerät handelte, das von Genhered nur ins Riesenhafte vergrößert worden war.
    Das ließ Bré hoffen, daß die beiden in Kürze mehr herausfinden würden. Sie überließ die Wissenschaftler für eine Weile sich selbst, und als sie wieder nach ihnen sah, fehlte der eine von ihnen, und der andere sagte schuldbewußt: „Stort hat es vermasselt. Ich habe ihm auszureden versucht, sich dem Nonggo zu nähern ..."
    Bré hörte nicht hin. Sie sah nur, daß der Holowürfel einen leeren Korridor zeigte.
    Keine Projektion eines ins Riesenhafte vergrößerten Mikrogerätes mehr, keine Spur von Genhered.
    Stort
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