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1880 - Die Dscherro

Titel: 1880 - Die Dscherro
Autoren: Unbekannt
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herrschte kaum Betrieb. Praktisch kein Luftverkehr.
    Nur wenn mal eine Rohrbahn in die Station einfuhr, tröpfelten ein paar Menschen aus dem unterirdischen Bauch der Stadt und verloren sich rasch zwischen den Häuserschluchten.
    Dies hier war ganz eindeutig ein verschlafener Stadtteil von Terrania.
    Weit und breit waren keine Roboter oder Polizisten zu sehen, die sie hätten orten können. Keine Gefahr für die Dscherro. Darum hatte Fellokk Neuro-Pinsel und Bogantöter lässig geschultert. Sein Körper hatte beinahe Ruhetemperatur.
    Und dann sahen sie das seltsame Gebäude, das eingebettet zwischen den Hochhäusern in deren Schatten stand. Es paßte überhaupt nicht zur modernen Architektur ringsum.
    „Warum haben die Terraner diese alte Ruine hier stehengelassen?" fragte Konnack.
    „Ihm wird wohl eine besondere Bedeutung zukommen", sagte Schickor.
    „Das sehen wir uns von innen an", beschloß Fellokk.
    Das hohe Tor stand weit genug offen, so daß die stämmigen Dscherro mühelos hindurchschlüpfen konnten. Drinnen war es kühl und dämmrig. Durch die buntverglasten Fenster an den Seitenwänden von der Form des Eingangstores, schmal und oben spitz zulaufend, fiel nur wenig Licht.
    Das gesamte Gebäude bestand aus einer hohen, schmalen Halle mit Stützsäulen ohne Stockwerke. Vom Eingang erstreckten sich über zwei Drittel der Länge Bankreihen, die durch einen Mittelgang geteilt waren.
    Links und rechts der Bänke gab es Seitengänge. Das andere Ende des Raumes war festlich geschmückt mit Bildern und verschiedenen Statuen und golden verzierten Tafeln.
    Dazwischen agierte ein in eine prunkvolle Uniform gekleideter Mann mit behäbiger Muße. Ihm zur Seite standen vier kleinere und wesentlich jüngere Terraner, denen er immer wieder leise Anweisungen gab.
    Kurz darauf verschwand der ältere Terraner, und die vier jungen begannen miteinander zu tuscheln.
    All der prunkvolle Tand dieser Halle verblaßte neben einem Relikt, das auch optisch im Mittelpunkt des ganzen Arrangements stand. Es handelte sich um einen hohen, senkrechten Balken, der oben von einem kürzeren im rechten Winkel gekreuzt wurde. Und auf dieses Gestell war ein Terraner geschlagen: traurig ließ er den Kopf zur Seite hängen und trug eine Art Reif mit Dornen auf dem Kopf.
    Es war natürlich kein Terraner aus Fleisch und Blut, sondern bloß eine Nachbildung. Doch Fellokk beeindruckte diese Darstellung dennoch. Sie hatte etwas von Gewalt und Leid an sich. Dokumentierte die Statue eine neue, grausame Seite der Terraner, die den Dscherro bisher unbekannt geblieben war?
    Schickor stieß Fellokk an und deutete auf das seltsame Standbild.
    „Könnte es sich hier um eine Folterkammer oder so handeln?" raunte er ihm zu. „Was meinst du, Fellokk?"
    Die jungen Terraner mußten ein gutes Gehör haben, denn zwei von ihnen schreckten hoch und blickten sich in dem vermutlichen Verhörraum suchend um.
    „Habt ihr auch eine Stimme gehört?" fragte einer von ihnen.
    „Ist hier jemand?" fragte der andere in den Raum hinein.
    Fellokk spannte sich an. Er war bereit, sich auf die vier Terraner zu stürzen, sie kurzerhand zu pinseln und in die Burg zu verschleppen. Doch dann sagte einer der beiden anderen: „Ihr hört doch bloß Gespenster."
    Und Fellokk entspannte sich wieder.
    „Vielleicht gibt es die Phantome, von denen man immer wieder hört, ja tatsächlich<‘<, sagte jener unbehaglich, der sich erkundigt hatte, ob hier jemand sei.
    Konnack gab durch eindringliche Zeichen zu verstehen, daß er von Fellokk wissen wollte, worüber sich die vier unterhielten. Doch der winkte nur ab. Er hatte keine Lust, diese banale Unterhaltung an seine Begleiter weiterzugeben.
    Er war der einzige aus seiner Gruppe, der einen erbeuteten terranischen Translator bei sich trug und über einen Ohrclip eine Übersetzung der gesprochenen Worte erhielt. Diese Translatoren waren eine feine Sache, für die es bei den Dscherro keine Entsprechung gab. In der Heimat verständigte man sich in Dschett oder Glausching - oder einfach mit der Waffe, das verstand jeder.
    In diesem Moment kamen Leute durch das Eingangstor.
     
    *
     
    Zuerst waren es zwei Terraner, die hereinkamen. Ihnen auf dem Fuß folgten jedoch weitere in kleineren und größeren Gruppen. Fellokk und seine Leute mußten zurückweichen, um verräterischen Körperkontakt zu vermeiden. Aber selbst als bereits alle Sitzbänke mit Besuchern gefüllt waren, drängten weitere Menschen herein und füllten nun sogar die seitlichen
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