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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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jetzt, dass es wohl besser für uns gewesen wäre, wir wären nicht in den Zug gestiegen.«
    »Ja, das ist es.« Edith Truger wurde blass. »Ob sich hier überhaupt kein normaler Mensch mehr befindet?«
    »Doch wir.«
    »Und die beiden Polizisten«, sagte Edith.
    »Das will ich doch hoffen.«
    »Dann mal den Teufel nur nicht an die Wand.«
    »Keine Angst, das werde ich nicht.«
    Sie schauten noch nach, ob sie verfolgt wurden, aber das war nicht der Fall. Also ging es weiter. Der nächste Wagen gehörte zur ersten Klasse. Hier gab es noch Abteile, in denen man es sich gemütlich machen konnte.
    »Ob die auch alle leer sind?«
    »Abwarten, Edith.«
    »Ja, ja, mir bleibt ja nichts anderes übrig.«
    Sie schauten in das erste hinein. Es war leer. Auch das zweite, aber nicht das dritte. Da saßen sich zwei junge Frauen gegenüber. Sie hatten wohl die Bewegung an der Tür gesehen und drehten jetzt ihre Köpfe.
    »Die sind harmlos«, sagte Edith.
    »Woher weißt du das?«
    »Das kann ich spüren.«
    Urs Meyer sagte nichts, auch dann nicht, als Edith die Abteiltür aufzog und sich entschuldigte.
    »Macht nichts. Was haben Sie denn auf dem Herzen?« Ein breiter Mund lächelte sie an.
    »Der Zug ist ziemlich leer.«
    »Wenn Sie das sagen.«
    »Das haben wir gesehen. Gibt es denn vor dem Tunnel noch einen letzten Halt?«
    »Nein«, sagte die junge Frau. »Er fährt durch.«
    »Was? Bis Bellinzona?«
    »Keine Ahnung. Zumindest bis Airolo, die kleine Stadt nach dem Tunnel.«
    Edith Truger atmete tief durch. Damit hatte sie nicht gerechnet. Das hätte sie wissen müssen, dann hätte sie ganz anders reagiert.
    »Noch was?«, fragte die Frau aus dem Abteil.
    »Nein, nein, nur alles Gute für Sie beide.«
    »Danke.«
    Edith und Urs gingen weiter. »Da stimmt doch was nicht«, sagte sie. »Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Wir halten gar nicht da, wo wir halten sollen. Wichtig ist, dass wir zum Tunnel gelangen. Was anderes gibt es nicht für sie.«
    »Für wen?«
    »Für die Gegenseite.«
    »Ja, Edith, ja. Aber wir kennen sie leider nicht. Das ist nun mal so, und das wird hoffentlich nicht so bleiben. Ich will aus diesem Zug raus, ich will nicht mehr fahren. Ich komme mir vor wie in einem rollenden Sarg.«
    »Er wird noch halten.« Sie wollte ihn beruhigen.
    »Wo denn? Im Tunnel?«
    Darauf sagte Edith nichts. Sie hoffte nur, dass es nicht so sein würde, aber sicher konnte sie sich nicht sein. Hier galten einfach andere Regeln.
    »Lass uns weitergehen, Urs.«
    »Ja, es ist besser, wenn wir bei den Polizisten sind.«
    »Setzt du denn auf sie?«
    »Auf wen sonst?«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Dann lass uns gehen, es kann sich nur noch um wenige Minuten handeln …«
    ***
    Wir rollten.
    Es passierte nichts. Der Zug kippte nicht aus den Schienen, er fing auch nicht an zu rasen, aber eines wunderte mich doch. Es gab keinen Ort mehr, an dem wir hielten.
    Wir fuhren jetzt direkt auf das gewaltige Gotthard-Massiv zu und damit auf den längsten Tunnel der Schweiz. Ob es auch der längste in Europa war, wusste ich nicht so genau.
    Meinhard hatten wir auf einen Sitz gesetzt und ihn gegen die Kopfstütze gedrückt. Er verhielt sich ruhig, und im Moment war bei ihm nichts von einem Skelett zu sehen. Ich konnte mir aber vorstellen, dass dieser Zustand nicht so bleiben würde.
    Wichtig war der Tunnel!
    Wenn wir hineinfuhren, würde alles anders sein. Dann gab es die beiden Welten, die aufeinanderprallen würden, davon ging ich aus.
    Harry Stahl schüttelte den Kopf, bevor er sagte: »Ich begreife es nicht, John.«
    »Was meinst du?«
    »Wir hätten längst anhalten müssen.« Er deutete auf das Fenster. »Es gibt genügend Orte, die einen Bahnhof haben. Und das hier ist kein Schnellzug.«
    »Richtig.«
    Harry war enttäuscht. »Mehr sagst du nicht?«
    »Doch.«
    »Und was?«
    »Das hier ist kein normaler Zug mehr. Ich habe das Gefühl, dass er manipuliert wurde.«
    »Und von wem?«
    »Von wem auch immer. Es kann durchaus sein, dass wir in einen besonderen Zug gestiegen sind. Würde dich das vielleicht freuen?«
    »Ha, ich juble, John.«
    »So können wir dem Spuk ein Ende machen.«
    Meinhard hörte nur zu. Er sagte nichts. Er schaute auf seine Füße, als wären die besonders interessant. Ich dachte daran, dass er uns weitere Auskünfte geben könnte, und fragte ihn: »Was ist hier los?«
    Er schaute hoch. »Wie meinen Sie das?«
    »Wo endet der Zug?«
    Da fing Meinhard an zu kichern. Er schien auf eine solche Frage gewartet zu haben. »Ich
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