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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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nur eine Frage der Zeit, bis wir noch langsamer wurden und dann stoppten.
    »Ja«, sagte Harry Stahl, »jetzt stehen wir, und ab nun wird die neue Musik gespielt …«
    ***
    Wenn schon eine Musik gespielt wurde, dann wollten wir natürlich mitmischen. Das behielt ich zwar für mich, aber ich nickte Harry Stahl zu, als ich zur Abteiltür trat und sie öffnete. Jetzt lag der Gang vor meinen Augen. Es war nicht viel zu sehen, denn andere Passagiere ließen sich nicht blicken. Egal ob sie auf unserer Seite standen oder nicht. Und es gab etwas, das keiner von uns unterschätzen durfte. Es war nicht stockdunkel, das normale Licht brannte, wenn auch nur auf Sparflamme.
    Ich war nicht in den Gang getreten, sondern in der offenen Tür stehen geblieben. Den Kopf drehte ich nach rechts und links, lauschte auch, sah und hörte aber nichts.
    Dicht hinter mir fing Harry Stahl an zu sprechen. »Hast du schon eine Idee?«
    »Keine besondere. Nur dass wir hier nicht stehen bleiben können. Ich muss was tun.«
    »Okay, und was?«
    »Ich muss dorthin, wo die Magie ihr Zentrum hat.«
    »Weißt du denn, wo das ist?«
    »Nein, aber ich werde es finden. Ich setze dabei auf mein Kreuz.«
    »Spürst du denn schon was?«
    »Nein, nichts Ernstes.« Ich hatte es in meine Tasche gesteckt, und ich dachte daran, dass ich den Weg nicht allein gehen wollte. Es gab hier jemanden, den man erwartete.
    Ich drehte mich um.
    Mein Blick fraß sich an Meinhard fest. Urs Meyer wollte ich aus dem Spiel lassen.
    Der Mann, der als Kellner arbeitete, duckte sich, als hätte er Angst davor, gleich attackiert zu werden.
    »Es ist alles okay«, sagte ich. »Ich will nur, dass wir beide das Abteil verlassen.«
    »Wieso?«
    »Das werden Sie noch erfahren.« Ich lächelte ihn an. »Sie stehen doch auf der anderen Seite oder nicht?«
    »Wieso?«
    »Kommen Sie endlich mit.« Mein scharfer Tonfall sorgte bei ihm für ein Zusammenzucken. Aber er zeigte sich vernünftig und ging mit schleppenden Schritten auf mich zu.
    Ich gab ihm den Weg frei, damit er in den Gang treten konnte. Er ging einige Schritte nach links, blieb dann stehen und stellte eine Frage, die mir schon durch und durch ging.
    »Wollen Sie mich opfern?«
    Erst wollte ich gar nicht antworten, dann sagte ich doch etwas. »Wenn sich jemand opfert, dann bin ich es und nicht Sie, Meinhard, denn Sie gehören dazu. Ihretwegen hat der Zug doch angehalten, oder denken Sie anders darüber?«
    »Nein, im Prinzip nicht.«
    »Eben. Ich denke, dass uns die andere Welt schon erwartet. Oder glauben Sie nicht mehr an das Fegefeuer?«
    »Doch, ich kenne es.«
    »Eben.«
    »Es hat uns gezeichnet. Es spielt mit uns. Es wird Fegefeuer genannt, das ist klar. Es muss auch so ähnlich sein, aber ich weiß, dass es einen gibt, der es beherrscht.«
    »Wer denn? Der Vogel?«
    »Ja, das schwarze Ungeheuer. Er ist der Herrscher dieser Welt. Ihm ist alles untertan.«
    Es war gut, dass Meinhard unter einer großen Angst litt und redete. So erfuhr ich Einzelheiten, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Fegefeuer etwas mit dem zu tun hatte, von dem in zahlreichen Schriften geschrieben worden war.
    Das musste etwas anderes sein. Hier hatte ein Dämon etwas aufgebaut, dem ich einen Riegel vorsetzen wollte.
    »Geh weiter!«
    Meinhard hatte mich verstanden und setzte sich in Bewegung. Noch war es hell im Zug. Wir passierten andere Abteile und hörten leise Flüsterstimmen. Die Menschen waren noch da. Ob alle ahnten, was man mit ihnen vorhatte, das wusste ich nicht. Ich war nur froh, dass wir erst mal allein blieben.
    »Und? Was ist mit der Welt des Fegefeuers? Wann sind wir dort?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Meinhard kleinlaut.
    »Aber du spürst es – oder?«
    »Ja.«
    »Dann geh weiter!« Auch ich wollte so schnell wie möglich eine Aufklärung haben.
    Meinrad stolperte vor. Noch befanden wir uns in unserem Wagen mit den Abteilen. Die meisten Fahrgäste hockten wie leblos auf ihren Plätzen. Die Köpfe waren gesenkt, sie schauten nicht einmal hoch, als wüssten sie, was ihnen blühte.
    »Gehören die alle zu denen, die ins Fegefeuer geholt werden sollen?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Gut, wir werden es herausfinden.«
    Nichts leuchtete von draußen in die Wagen hinein. Wir befanden uns nicht mal im Bereich der Notbeleuchtung. Der Tunnel kam mir vor wie ein riesiges Grab.
    Es ging weiter. Wir schafften auch den Übergang in den nächsten Wagen und hatten jetzt keine Abteile mehr vor uns.
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