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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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denn es will alles haben – auch uns. Wir können nicht mehr weg.«
    Edith Truger ging zurück. Sie fürchtete sich plötzlich vor ihrem Verbündeten und schüttelte den Kopf. »Bitte, versuch dagegen anzugehen. Du gehörst nicht auf die andere Seite, sondern auf unsere. Daran solltest du denken.«
    Ob die kleine Rede Sinn gehabt hatte, wusste keiner von ihnen. Es war zu sehen, dass Urs Meyer immer nervöser wurde, dann seinen Kopf nickend bewegte und sagte: »Jetzt – jetzt sind sie da …«
    ***
    Ich blieb dem Aushilfskellner auf den Fersen und überlegte dabei, wohin er wohl laufen konnte. Wenn er sich nicht umdrehte, dann blieb nur eine Richtung, und zwar die nach vorn.
    Ich behielt einen gewissen Abstand bei und war gespannt, was passierte, wenn er in den nächsten Wagen wechselte.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Die Schwärze war da und er nicht mehr!
    Im ersten Moment stand ich da wie vor den Kopf geschlagen. Ich wollte es nicht glauben, es war einfach zu abgefahren, aber ich hatte mich nicht geirrt.
    Ich sah ihn nicht mehr.
    Er hatte sich aufgelöst. Sein Körper war weg. Von ihm war nichts mehr zu sehen.
    Und ich?
    Auch mich konnte man noch überraschen. Ich war stehen geblieben und schaute erst mal dumm aus der Wäsche. Um mich herum war nichts. Es gab keine anderen Gestalten, die von der Schwärze geholt wurden. Und sie blieb auch nicht stehen, sie breitete sich aus, sie schwebte auch auf mich zu, wobei ich nicht wusste, wie ich sie stoppen sollte.
    Wie von selbst glitt meine Hand in die rechte Jackentasche. Dort steckte mein Kreuz, das mir möglicherweise Auskunft geben konnte.
    Ich holte es hervor, spürte die Wärme und sah den schwachen Glanz. Eigentlich glänzte das Metall ja immer, aber in diesem Fall hatte es noch einen zweiten Schimmer.
    Das gab mir Trost. Es gab mir auch Hoffnung. Zusammen mit meinem Kreuz hatte ich schon manchen Sturm überstanden, und ich hoffte, dass es mir auch diesmal gelingen würde.
    Die Schwärze kam, und ich ging ihr entgegen. Nach wenigen Sekunden war das nicht mehr der Fall, denn da hatte sie mich erwischt oder ich sie. Egal, ich ging in sie hinein.
    Ich sah dabei nichts. Es war und blieb dunkel, bis zu dem Augenblick, als die Schwärze zur Seite gefegt wurde und ich sah, was vor mir geschah …
    ***
    »Wer ist da?«, fragte Harry.
    Urs Meyer drehte den Kopf. »Das Fegefeuer, was sonst?«
    »Ich sehe nichts.«
    »Es ist die Schwärze, schauen Sie nach draußen, dann werden Sie es erleben. Und sie hat auch schon den Zug erreicht.« Seine Augen fingen an zu glänzen. »Es wird uns schlucken. Alle.«
    »Was können wir tun?«, rief Harry.
    »Nichts.« Urs Meyer hatte es gesagt und fügte ein Grinsen hinzu. Er schien sich auf die andere Welt eingestellt zu haben. Mit dem Rücken stand er zum Fenster. Edith und Harry hielten sich an der Tür auf und standen ihm gegenüber.
    Beide sahen die Schwärze, die sich hinter Meyer bewegte. Es war wie ein dunkler Nebel, der herankroch und alles verschlang, was sich in seiner Nähe befand.
    »Komm weg vom Fenster!«, schrie Harry.
    Urs tat es nicht. Er blieb stehen. Er kannte das Spiel, und Edith Truger kannte es auch. Mit leiser Stimme sagte sie nur einen Satz. »Jetzt ist er verloren …«
    Einen Augenblick später war die andere Welt da. Sie zeigte, was in ihr steckte. Innerhalb weniger Sekunden war Urs Meyer verschwunden.
    »Das ist unbegreiflich«, flüsterte Edith Truger. »Das kann ich nicht fassen, er ist weg!«
    »Stimmt leider.«
    »Und jetzt?«
    »Ich weiß nicht, was noch alles auf uns wartet«, sagte Harry. »Die andere Seite ist unberechenbar, das müssen wir uns eingestehen.«
    Edith nickte. »Alles verstanden, Herr Stahl, aber es kommt noch was hinzu. Die schwarze Macht wird vor uns keinen Halt machen, dessen bin ich mir sicher.«
    »Das nehme ich auch an.«
    »Können wir nicht fliehen?«
    Harry runzelte die Stirn. »Wohin denn?«
    »Raus aus dem Zug.«
    »Und dann?«
    »Wir sind im Tunnel. Und in ihm muss es doch einen Notausgang geben.«
    Harry zuckte leicht zusammen, als er das hörte. »Sie haben recht.«
    »Das könnte eine Chance sein.«
    »Ohne John Sinclair?«
    Edith schloss für einen Moment die Augen. »Das müssen Sie wissen. Sie kennen ihn besser.«
    »Gut, wir können es versuchen.«
    »Sofort?«
    »Sicher.«
    Beiden war nicht wohl, das sah man ihnen an. Aber sie wollten nicht als Opfer im Abteil bleiben.
    Edith drehte sich zuerst weg. Sie packte den Griff der Tür und zerrte sie auf.
    Der Gang war leer,
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