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1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

1825 - Schreie aus dem Fegefeuer

Titel: 1825 - Schreie aus dem Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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weiß es auch nicht genau, aber ich kann mir etwas vorstellen.«
    »Dann los.«
    Er schaute uns an, und seine Augen glänzten. »Die Hölle ist es. Ja, die Hölle, wir werden in die Hölle fahren …«
    »Nicht ins Fegefeuer?«, fragte Harry.
    »Auch.«
    »Sind denn beide gleich?«
    »Nein.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »In einem Reich herrscht der Teufel, der Satan, das große Tier. Aber im Fegefeuer herrscht ein anderer.«
    »Und wer?«
    »Der schwarze Vogel. Er kommt und holt die Menschen. In seinem Reich wacht er über sie.«
    »Und wo liegt das Reich?«
    »Nicht hier.«
    Da hatte er wohl recht. Wir versuchten alles, an weitere Informationen zu kommen, aber er schwieg. Nur blieb er nicht mehr ruhig sitzen. Er reckte sich und nahm eine Position ein, dass er aus dem Fenster schauen konnte.
    Das taten auch Harry und ich.
    Wir sahen, dass wir uns einer kleinen Stadt näherten, denn es wurde heller. Es waren nicht viele Lichter, die aber sehr kompakt standen, und da wir in eine Kurve fuhren, sah ich, dass wir auf den Ort zufuhren. Der Zug wurde langsamer, aber es gab keinen Hinweis, dass er abgebremst wurde.
    Dennoch konnte ich den Namen etwas auf dem Schild lesen. Gösche oder so ähnlich.
    »Gleich sind wir da«, flüsterte Meinhard.
    »Meinst du?«
    »Ja, ich kenne den Weg. Sie alle warten bereits auf uns.«
    Das letzte Wort hatte er noch nicht richtig ausgesprochen, als vor der Abteiltür eine Bewegung zu sehen war, und die Tür selbst im nächsten Augenblick aufrissen wurde.
    »Da seid ihr ja!«, keuchte Edith Truger und ließ sich fast in unser Abteil fallen …
    ***
    Harry schaffte es, sie aufzufangen und dann abzustützen. Aber sie war nicht allein gekommen. Urs Meyer war bei ihr, und er sah nicht eben aus, als würde er sich freuen. Beide wirkten, als hätten sie schon einiges hinter sich.
    »Und wir dachten, ihr wärt nicht mitgefahren«, sagte ich.
    »Das mussten wir doch«, meinte Urs.
    »Wieso?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Wir wollen Aufklärung haben, aber wir wissen auch, was die uns angetan haben.«
    »Und das wäre?«
    Zuerst lachte er auf. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Es sind ja wenige Fahrgäste hier im Zug geblieben, aber diejenigen, die in den Wagen sind, gehören nicht alle zu den Menschen.«
    »Was meinen Sie genau damit?«, fragte ich.
    »Das kann ich Ihnen sagen. Es sind andere Kreaturen, aber keine Menschen mehr, obwohl sie so aussehen.«
    Nach dieser Beschreibung fing Meinhard an zu kichern. Als er Harrys scharfen Blick sah, hörte er auf.
    »He«, sagte Urs Meyer, »gehört der auch dazu?«
    Harry bestätigte dies.
    »Das ist der reine Horror.«
    »Und was ist mit Ihnen, Urs? Sie sind doch auch nicht ganz unschuldig. Sie haben doch auch schon die andere Seite erlebt.«
    »Ja, ich weiß.« Er trat mit einem Fuß hart auf. »Und ich weiß auch, was da auf mich zukommen kann. Es ist zum Kotzen, und ich will das alles nicht noch einmal erleben.«
    »Brauchen Sie auch nicht«, sagte Harry.
    »Ich nehme Sie beim Wort.«
    Wir füllten das Abteil jetzt mit fünf Personen aus. Da war es schon ein wenig eng. Harry Stahl hatte sich zur Seite gedrückt und schaute aus dem Fenster.
    »Noch ist der Tunnel nicht da«, sagte er.
    »Okay.«
    »Aber ich kann ihn riechen, John.«
    »Das glaube ich dir.«
    Wären wir bei hellem Tageslicht gefahren, wir hätten sicherlich eine imposante Bergkette gesehen, doch das ließ die fortgeschrittene Tageszeit nicht zu.
    Dann hörten wir einen Pfiff. Das Echo hing noch in der Luft, als wir Harrys Stimme vernahmen.
    »Jetzt sind wir drin.«
    Genau das merkten wir auch. Wer jetzt aus dem Fenster schauen wollte, der musste davon ausgehen, dass jemand schwarze Farbe auf die andere Seite der Scheibe gemalt hatte. So finster war es plötzlich geworden. Uns umgaben die normalen Tunnelgeräusche, dieses Saugen, wenn die Luft zwischen Wand und Zug zusammengepresst wurde.
    Aber das Geräusch veränderte sich. Ein Zeichen, dass wir langsamer wurden. Nun merkte ich es auch. Der Zug verlor an Tempo, und ich glaubte nicht, dass wir ihn ganz durchfahren würden. Irgendwann würden wir anhalten, und dann hatten wir die Bescherung.
    Edith Truger meinte: »Wir hätten doch draußen bleiben sollen.«
    Ich nickte ihr zu. »Ja, hätten Sie. Aber es ist nun mal nicht zu ändern. Ich denke, dass wir noch einiges an Überraschungen erleben werden.«
    »Freuen Sie sich darauf, Mister Sinclair?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Noch fuhren wir, aber wir krochen jetzt, und es war
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