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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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Der Killer besaß die Geduld eines Raubtiers!
    Er wusste genau, dass sein Opfer erscheinen würde und richtete sich darauf ein. Im weichen, taufeuchten Gras hatte er es sich bequem gemacht und den Lauf des automatischen Gewehres auf eine Astgabel gelegt, die ihn sicher abstützte.
    Es war eine hervorragende Waffe, mit der Koonz schoss. Sie war ausgerüstet mit einem Zielfernrohr, das mit einer Genauigkeit auf den Lauf abgestimmt war, die schon einmalig zu nennen war. Mit dieser Waffe hatte Koonz nur einmal vorbeigeschossen, danach nicht mehr. Sein scharfes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, als er das Reh ganz in der Nähe sah. Das Tier stand auf einer kleinen Lichtung und äste.
    Für den Killer ein Beweis, dass er seinen Platz günstig gewählt hatte. Nicht einmal die scheuen Tiere nahmen ihn wahr. Er lag am Waldhang, versteckt im Unterholz. Schräg konnte er in eine große, weite Mulde schauen, die wie eine gewaltige Schüssel wirkte und umgeben von Bergen war. Hier würde das Ferienzentrum, um das es letztendlich ging, ausgezeichnet hineinpassen.
    Die Mulde war allerdings ein ideales Gebiet für Naturforscher. Es gab dort seltene Sumpfblumen, Vögel nisteten im dichten Gras, der Boden war feucht und enthielt zahlreiche Würmer und Insekten, so dass die Vögel immer genügend Nahrung fanden.
    Ein schöner Flecken Erde, ein kleines Stückchen unberührter Natur, um das sich eine Sage rankte.
    Aber was interessierten den Killer schon alte Legenden und Sagen, auch wenn sie mit unheimlichen Friedhöfen oder geisterhaften Städten zu tun hatten.
    Er musste seine Aufgabe erledigen, und das würde er. Koste es, was es wolle.
    Leider wusste er die genaue Uhrzeit nicht, wann sein Opfer eintraf. Er hatte nur etwas von der Dämmerung gehört. Dann wollte der Mann kommen und das Wild beobachten.
    Als Koonz, der Mörder, daran dachte, begann er abermals zu grinsen. Das Wild beobachten! Einfach lächerlich. Der Mann ahnte nicht, dass er selbst das Wild sein würde und von einem Projektil getroffen werden sollte, das ihm keine Chance ließ, zu überleben.
    Der Killer streichelte sein Gewehr, den einzigen Freund, den er besaß. Er warf danach einen Blick auf seine Uhr und schaute wieder hinab in die Mulde.
    Die Sonne war hinter den Bergen verschwunden. Bald würde die Nacht den Tag ablösen. Am Beginn der Dämmerung kam der Mann, er fuhr mit seinem Wagen vor die Mulde, ließ das Fahrzeug im Schutz eines hohen Gebüschs stehen und suchte sich erst danach seinen Platz, von wo er den besten Überblick hatte.
    So jedenfalls wusste es der Killer. Er wusste auch, dass diese Gegend vielen Menschen nicht geheuer war. Hier hatte mal Brigadoon gestanden…
    Der Killer schaute zum Himmel. Die Wolken hingen tief. Es konnte auch Nebel sein, der von den Hängen kroch. Auch in der Mulde hatten sich erste Schwaden gebildet. Dicke, graue Tücher, die hüfthoch über dem Boden schwebten und die Sicht in die Schüssel hinab behinderten. Das störte den Killer nicht. Er wollte den Mann schon vorher erwischen, bevor er in die Mulde hineinging. Die Kugel sollte ihn treffen, wenn er seinen Wagen verlassen hatte.
    Abermals probierte der Killer die Schussbahn aus. Er senkte die Gewehrmündung um einige Millimeter und nickte zufrieden. Auch roch er das Waffenöl, für ihn ein Geruch wie für eine Frau ein kostbares Parfüm. Koonz konnte sich nichts anderes vorstellen, als den »Dampf« des Waffenöls in sich aufzunehmen. Das tat verdammt gut.
    Dann zuckte er zusammen. Wie aus dem Nichts erfasste ein seltsames Leuchten die Mulde. Nur für einen winzigen Augenblick entstand das rote Licht, das einen Schimmer ins Violette besaß. Woher es genau gekommen war, konnte der Killer nicht sagen, es war einfach da gewesen, und in dieser winzigen Zeitspanne hatte Koonz auch in die Mulde geschaut und dort etwas gesehen, was er als eine Täuschung ansah.
    Verfallene Häuser und einen uralten Friedhof…
    Dann war beides wieder verschwunden. Der Killer wischte sich über die Augen. Er war doch irritiert, wollte es nicht zugeben, obwohl ihm sein Verstand etwas anderes sagte. Da war etwas gewesen… Friedhof und Häuser…
    Brigadoon!
    Hatte man ihm nicht die alte Geschichte erzählt? Von dieser seltsamen Stadt, die alle 100 Jahre erscheinen würde, um den alten Fluchgesetzen zu gehorchen?
    »Kinderkram«, murmelte Koonz, um sich selbst zu beruhigen.
    »Verdammter Kinderkram, und ich falle noch darauf rein…« Er fluchte wütend, wobei er sich wieder anders hinlegte
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