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0433 - Herrin der Ghouls

0433 - Herrin der Ghouls

Titel: 0433 - Herrin der Ghouls
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Mann sah schlimm aus. Die Straßenbeleuchtung tat das ihre dazu, den grausigen Anblick noch makabrer zu machen. Die Kleidung des Unglücklichen war wie von scharfen Klauen zerfetzt, sein Körper von Wunden bedeckt. Es sah aus, als habe er mit letzter Kraft versucht, den Wagen zu erreichen, und sei dann tot zusammengebrochen.
    DeNoe trat näher. Er kauerte sich neben dem Leichnam nieder, der einem Raubtier in die Fänge geraten zu sein schien. Das Gesicht des Mannes war zu einer Fratze der Angst und des Schmerzes verzerrt. DeNoe kannte ihn nicht, hatte ihn noch nie gesehen. Der Tote war fahl; er wirkte blutleer, als sei er einem Vampir unter die Zähne geraten. Aber die Verletzungen deuteten nicht auf einen Vampir hin.
    DeNoe richtete sich wieder auf. Er sah sich um. Die Straße sah aus, als würde sie normalerweise stärker befahren; die Fenster der Häuser waren größtenteils verdunkelt, aber hier und da schimmerte Licht hinter den Ritzen der Rolläden hervor.
    Trotzdem - den Tod dieses Mannes würde kaum jemand beobachtet haben.
    Er war ermordet worden, das stand fest. Aber von wem, und warum?
    DeNoe bedauerte, daß es zu dunkel war, um Einzelheiten zu erkennen. Sicher, er war nicht der Mann, der sich am Anblick von grausig zugerichteten Mordopfern ergötzte. Er gehörte auch nicht zu denen, die vor den Fernsehschirmen förmlich darauf lauerten, daß in den Nachrichtensendungen Tote gezeigt wurden.
    Er war einfach nur neugierig, weil er in den letzten Jahren einige Dinge erlebt hatte, die nicht in das normale Schema paßten, wie man es sich für einen Anlageberater vorstellte.
    Zu den beiden ersten Fragen kam nun noch: Weshalb war der Ermordete ausgerechnet zu deNoes Wagen geflohen? Oder hatte man ihn hierher geschleppt?
    DeNoe dachte nicht einmal an den Ärger, den es ihm einbringen konnte, daß er auf eine recht seltsame Weise in einen noch seltsameren Mordfall verwickelt worden war. Er interessierte sich nur für den Fall an sich.
    Ein paar Sekunden später war der Ärger schon da.
    Er kam von zwei Seiten. Autos fegten heran, bremsten und rutschten auf dem nassen Straßenbelag, der immer noch von einem langsam ablaufenden Wasserfilm bedeckt war, und dann flogen die Türen auf, und Männer in Uniformen richteten ihre Dienstwaffen auf deNoe, duckten sich hinter den aufgestoßenen Autotüren, obgleich das dünne Blech gegen eine Pistolenkugel keinen Schutz bot.
    Eine herrische Stimme schrie Befehle.
    Da dämmerte es deNoe, daß er gemeint war.
    Sie hielten ihn für den Mörder!
    ***
    Am Lyoner Flughafen hatte Raffael Bois sie in Empfang genommen. Es war schon spät am Abend, als das Flugzeug aus Rom ausrollte, das fast eine halbe Stunde Warteschleifen über dem mittlerweile wie die meisten anderen Flughäfen ebenfalls überlasteten Landeplatz hatte drehen müssen. Seit Fliegen preiswerter geworden war als Autofahren, gingen immer mehr Reisende buchstäblich in die Luft -worauf sich nicht mehr nur die Straßen, sondern auch der Luftraum verstopfte. Aber bei vielen, fast zu vielen Gelegenheiten waren Menschen wie Professor Zamorra und seine Lebensgefährtin und Mitstreiterin Nicole Duval auf das Flugzeug angewiesen.
    Raffael, der alte Diener, der sich immer noch beständig weigerte, sich pensionieren zu lassen, obgleich er mittlerweile längst zehn Jahre oder mehr über der Altersgrenze war, hatte geduldig mit dem BMW gewartet.
    »Verräter!« hatte Nicole ihm zugezischt, weil er nicht ihren 635 CSi, sondern Zamorras 735er-Limousine genommen hatte. Raffael war ihr nichts schuldig geblieben - er hatte nicht sie, sondern seinen Chef Zamorra mit dem gebührenden Respekt darauf hingewiesen, daß er damit gerechnet habe, ein paar Dutzend Extra-Koffer mit neugekauften Textilien befördern zu müssen, und der Kofferraum des 735i sei nun einmal entschieden größer als der des Coupés.
    Worauf Zamorra zustimmte.
    »Warte«, flüsterte Nicole ihm zu. »Ihr Männer habt euch wieder mal gegen mich schwaches Weib verbündet! Glaub bloß nicht, du könntest in gewohnter Selbstherrlichkeit heute nacht zu mir in mein Bett steigen…«
    »Nicht?« wunderte sich Zamorra.
    »Nicht!« bestätigte sie energisch und fügte dann leise und mit verführerischem Unterton hinzu: »… weil ich zu dir ins Bett husche…«
    Zamorra lachte und nahm hinter dem Lenkrad Platz. Er fuhr gern selbst, ebenso wie Nicole, und der BMW machte ihm fast noch mehr Spaß als der Mercedes, den er vorher gefahren hatte. Daran änderte auch die Wetterlage
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