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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
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Höhlenfluß. Liir legte als erster den Weg am Ufer entlang zurück.
    Anschließend warfen sie ihm die Holzbündel hinüber. Eines verfehlte sein Ziel und verschwand in heftigen Strudeln, der Rest kam an.
    Zwei weitere Jungen überlebten die Gratwanderung nicht. Vor Entkräftung taten sie falsche, tödliche Schritte.
    Der Rest erreichte die Kaverne Xiim.
    Noch am selben Tag zog Yeshki in die Nordsiedlung um. Er erhielt sein eigenes Messer und eine Schlafstätte, die ihm allein gehörte
     
    3.
     
    Jahre verstrichen.
    Die Freundschaft zu Trüüt war im Reich der Lichtgötter zerbrochen. Seitdem schwelte zwischen ihnen Feindschaft.
    Doch sie fanden wenig Zeit, den Zwist auszutragen. Das Leben in der Kaverne Xiim war hart.
    Yeshki bestand die ersten Kämpfe mit den Vecú; der andere Stamm neidete den Vyynyit ihre cholidischen Pilzkolonien, die so leuchtkräftig waren wie in keiner anderen Kaverne.
    Außerdem hatte sich das Vecú-Volk als ungemein fruchtbar erwiesen. Ihre eigenen Mirtizzgründe reichten für die Ernährung von tausend und mehr Mündern nicht mehr aus.
    So erfüllten die Überfälle einen doppelten Zweck: Zum einen bestand ja wirklich die Aussicht, irgendwann einmal zu siegen. Und zum anderen verringerte jeder Angriff die Zahl der Esser.
    Einmal ließ sich Yeshki von Biityghi die Geschichte der Kavernen erzählen. „Alles ist so lange her", zirpte der immer rascher alternde Protek. „Höre gut zu, Yeshki. Du bist einer meiner Lieblingsschüler. Du oder Trüüt, einer von euch wird irgendwann meine Nachfolge antreten ...
    Dann sollen auch die folgenden Generationen Bescheid wissen."
    Der Alte stockte und schob sich ein paar Brocken Mirtizz in den Mund am Halsansatz. „Es war zu einer Zeit, da noch keine Vecú existierten. Der Stamm Vyynyit war gerade erst in die Kaverne Xiim gewandert ..."
    „Wann war das?" wagte Yeshki einzuwerfen. „Vor fünfhundert Jahren, sagt man. Inzwischen bestimmen die Wasser des leuchtenden Flusses unseren Rhythmus. Aber was besagt dir diese Zahl? Keiner von uns kann mehr ermessen, was damit gemeint ist, denn hier unten gibt es keine Jahre."
    „Und was geschah?"
    „Eines Tages weckte Lärm die Leute ..."
    „Ein Wassereinbruch!"
    „Nein, Yeshki. Die beiden einflußreichsten Männer des Stammes waren aneinandergeraten. Sie töteten einander nicht, aber sie schworen sich ewige Feindschaft."
    „Ihre Namen?" fragte Yeshki. Er hatte es sich gemütlich gemacht und lauschte begierig den Worten des Protek.
    Biityghi lachte. „Sie hießen Vyynyit und Vecú, du vermutest richtig. Der Großteil der Anhänger von Vyynyit blieb zurück, und die Abtrünnigen suchten sich eine eigene Kaverne im Nordwesten. Die Vecú spalteten sich später noch einmal. Doch der Stamm der Licüüt ist bis heute ohne Bedeutung."
    Ein rumpelndes Geräusch unterbrach Biityghi.
    Yeshki war im Bruchteil einer Sekunde aufgesprungen.
    Mit klopfendem Herzen reckte er den Hals, ein Schauer lief ihm über das Bauchfell. „Wasser", flüsterte er. „Diesmal habe ich recht."
     
    *
     
    Aus dem Nordosttunnel näherte sich eine Wasserfront.
    Yeshki hörte die Welle kommen; er wollte aufspringen, die Tür öffnen und sich in Sicherheit bringen. „Halt!" schrie Biityghi.
    Mit erstaunlicher Behendigkeit kam der Alte auf die Beine und hielt Yeshki fest. Beide stürzten zu Boden und blieben vor der Wand liegen.
    So verfehlte sie der erste Strahl.
    Ein Beben erschütterte das Steinhaus. Durch die Fensteröffnung drang ein eisiger Wasserschwall - mit ungeheurer Wucht zerfetzte er das Lager, auf dem der Protek soeben noch gesessen hatte. „Laß mich!" schrie Yeshki. „Laß mich, Protek! Ich will ..."
    Eindringendes Wasser verschloß ihm den Mund. Der junge Vyynyit schluckte etwas und hustete.
    Innerhalb des Raumes wurde er herumgeschleudert und fand sich plötzlich an der Decke wieder. Mitgerissene Gesteinsbrocken schlugen sein Fell blutig.
    Die Tür flog auf.
    Zwei Sekunden später stand der Raum bis zum letzten Winkel unter Wasser. Yeshki glaubte, sein Herz müsse stehenbleiben. Doch etwas in ihm kämpfte dagegen an. Dieser Rest von Selbstbeherrschung trug den Sieg davon.
    An einem vorspringenden Mauerrest klammerte er sich fest.
    Die Augenpaare waren fest geschlossen, die Lungenkapseln wurden vom Wasserdruck schmerzhaft zusammengepreßt. Eine halbe Ewigkeit verging, während der er fast erstickte. Als er meinte, es nicht mehr aushalten zu können, floß das Wasser strudelnd ab. Yeshki wurde losgerissen. Doch er
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