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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
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schwamm nicht in Richtung Tür mit, sondern zum Fenster.
    Die Öffnung war zu schmal für ihn. Sein Körper stellte sich quer und bildete eine halbe Barriere.
    An ihm zerrte die Gewalt des Wassers, mit Eiseskälte und einer Kraft, wie sie kein lebendes Wesen aufzubringen vermochte.
    Doch mit einemmal war der Spuk vorbei.
    Yeshki stürzte zu Boden, in rasch sich verflüchtigende Pfützen. In der anderen Ecke lag Biityghi, und der Protek hatte ebenfalls überlebt. Er hatte lediglich einen Arm gebrochen. „Siehst du", stieß der Alte unter qualvollem Husten hervor, „wie man das Wasser überlebt? Du mußt dafür sorgen ..." Ein Krampf schüttelte ihn, „... daß es dich nicht forttragen kann."
    Ja - Biityghi hatte recht.
    Yeshki stand mit Mühe auf und blickte nach draußen.
    Zum Glück war nur ein kleiner Bruchteil der cholidischen Pilzkolonien losgerissen worden. Es gab genügend Licht. An den Höhlenwänden lagen zerschmetterte Leichen. Die meisten Opfer jedoch hatte das Wasser in den Weltenspalt getragen.
    Bald stand fest, daß fünfundachtzig Männer und vier Junge gestorben waren. Zum Glück jedoch keine Frau - die nämlich befanden sich in den Legestöcken in Sicherheit.
    Wieder einmal hatten die Bewohner der Kaverne einen hohen Preis bezahlt.
    Yeshki nahm sich vor, das nicht zu dulden. Während der nächsten Wochen ließ er sich von Aufgaben freistellen, so oft es ging. Zehn Stunden am Tag sammelte er in den südöstlichen Gründen Mirtizzpflanzen, den Rest verbrachte er horchend in den Tunneln.
    Vier Richtungen hielten Gefahr bereit.
    Zunächst der Nordosttunnel, der direkt zwischen dem Weltenspalt und der Nordsiedlung entsprang. Von dort kamen ab und zu Angriffe der Licüüt, manchmal aber auch verheerende Wassereinbrüche.
    Dann der Nordwesttunnel, von dem die größte Gefahr drohte, schließlich der Gang an die Oberfläche und der breite Gang von Westen, der nach vier oder fünf Kilometern in den Nordwesttunnel mündete.
    Er fand nicht weniger als ein Dutzend Stellen, die durch lautes Gurgeln Wasser verrieten. Mit Echosteinen versuchte Yeshki, die Wandung auszuloten.
    Und in vier Fällen war das Ergebnis eindeutig. Es konnte jederzeit zu Wassereinbrüchen kommen.
    Mit einer Mischung aus Stolz und Besorgnis lief er zum Protek und berichtete.
    Doch Biityghi gab zurück: „Was sollen wir tun? Überall lauert das Wasser. Die Kavernen von Chirxiil sind brüchig und voller Gefahren. Willst du dich dagegen auflehnen?"
    „Ja, das will ich", antwortete Yeshki im zirpenden Brustton der Überzeugung. „Und ich habe ein paar Ideen, wie wir ..."
    „Halt! Bevor du weiterredest, Yeshki: Ich bin der Protek der Kaverne Xiim. Solange ich lebe, ist alles beim alten geblieben. Damit hat der Stamm der Vyynyit überlebt. Solange ich Protek der Siedlung bin, wird sich daran nichts ändern." Yeshki lief wütend hinaus. Er dachte immer länger nach; immer öfter entwickelte er brauchbare Ideen, wie das Wasser zu bekämpfen war. Hätte er nur Unterstützung bekommen; doch Trüüt nutzte seine Beziehungen zu Biityghi im gegenteiligen Sinn.
    Trüüt redete dem Protek schon deshalb das Wort, um den verhaßten Yeshki in Mißkredit zu bringen. Immer unterstützte Yülkizz ihn dabei.
    Der andere war ein lebendiger Ableger seines großen Vorbilds.
     
    *
     
    Nochmals vergingen Jahre. Yeshki gewöhnte sich daran, seine Pläne bezüglich des Wassers grundsätzlich mit Trüüt durchzusprechen. Sicher, der andere war sein Rivale und Feind. Und deshalb versuchte er, an Yeshkis Ideen keinen guten Schimmer zu lassen.
    Aber auf diese Weise wurden viele Schwachpunkte aufgedeckt, bevor er erst bei Biityghi damit auftauchte.
    Trotz allem ... Yeshki blieb erfolglos. Irgendwann würde Biityghis Zeit kommen, dann konnte er einen neuen Anlauf unternehmen. Der alte Narr hatte ausgedient.
    Kurz vor Ende seiner Schlafenszeit geUten schrille Befehle durch die Kaverne Xiim.
    Yeshki schreckte auf.
    Zunächst begriff er überhaupt nichts. Dann endlich identifizierte er die Stimme vor Liir. Der Krieger rief scharfe Kommandos, von den Felswänden tausendfach reflektiert und verstümmelt.
    Und das Klirren von Waffen ... Yeshki sprang auf, legte hastig seine Kleidung an und griff sich das Schwert.
    Der Lärm kam aus Richtung des Nordwesttunnels, wieder einmal.
    Ein Überfall der Vecú!
    Hunderte von Vyynyit stürzten ins Freie, alle mit Schwertern bewaffnet. In Sekundenschnelle leerte sich die Nordsiedlung. Die stärksten der Jungen stießen ebenfalls
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