Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Werber. „Du siehst blaß aus! Hier!" Plötzlich hielt er eine Flasche in der Hand. „Trink! Trinke einen Schluck und komm mit mir, ins Universum der Wunder!"
    Er warf einen mißtrauischen Blick auf das Flaschenetikett. „Das ist Alkohol. Ich vertrage keinen Alkohol. Und nun laß mich."
    Er setzte sich von neuem in Bewegung, besorgt um den Strom der Gedanken, der in seinem Hirn beinahe abgerissen wäre. „He ...!"
    Der Werber sprang zornig beiseite. Eine Lücke in den Vordächern ließ Regen herunterdringen.
    Der Mann kniff die Augen zusammen, bis er wieder im trockenen Bereich war. Die vielen Wesen ringsum beflügelten seine Gedanken.
    Was hatte es mit den Manifestationen Wanderers auf sich? Es gab einen Verdacht; daß nämlich ES versuchte, eine Art Fährte zu legen. Aber warum der Aufwand? Befand sich ES in Not, hoffte die Superintelligenz auf Hilfe der Galaktiker?
    Und weshalb sollte ein Wesen dieser Mächtigkeitsstufe außerstande sein, sich selbst zu helfen?
    Der Mann kannte die Antwort. Weil es auf ein noch mächtigeres Wesen getroffen war. Oder weil unbekannte Umstände es in Bedrängnis gebracht hatten. „Fremder, halt an! Du siehst wie ein Kenner aus!"
    Etwas veranlaßte ihn, den Blick zu heben. Und diesmal lohnte die Unterbrechung in der Tat. Vor ihm stand eine Werberin, offenbar eine Arkonidin. Die Frau war uralt, mit schlohweißem Haar und gebeugtem Rücken.
    An ihrer Hand baumelte eine alte silberne Taschenuhr.
    Sie war wunderschön.
    Er streckte zaghaft die Finger aus. „Hast du ... hast du noch mehr davon?"
    Die Arkonidin lachte meckernd. Sie zog die Uhr weg. „Könnte sein, Fremder! Wie ist dein Name?"
    „Myles", stammelte er. „Myles Kantor. Bringe mich dahin, wo du den Rest hast."
    „Nun gut, Myles. Komm mit."
    Die Alte ging voraus. Er folgte mit schleppenden Schritten, wie es immer seine Art war, wenn etwas ihn verunsicherte. In diesem Fall lag es an der berechnenden Art der alten Frau, der er aber dennoch nicht widerstehen konnte.
    Myles liebte alte Uhren.
    Seine vielleicht einzige Leidenschaft ... Der präzise Gang ihrer Laufwerke, das Glitzern der oft gläsernen Hauben, altertümliche, quarzgesteuerte Funktion.
    Zwischen den auffälligen Fassaden zweier Souvenirgeschäfte gähnte ein dunkler Eingang. Der Korridor, der sich anschloß, führte hundert Meter weit bis in den rückwärtigen Bereich des Marktes. Dort tat sich ein kleiner Raum auf, der vollgestopft war. Tickende, metallene Geräusche erfüllten die Luft, wurden gebrochen und von polierten Flächen reflektiert.
    Dies war das Paradies für Myles Kantor.
    Es gab mindestens zweihundert antike Uhren, manche klein wie ein Armbandgerät, andere von der Größe eines klobigen Bildschirms. Und dort in der Ecke sah er nebeneinander zwei herrliche Standuhren.
    Beide waren aus Holz gemacht. „Die sind schön, was?" meinte die Arkonidin. „Ich kann sie dir zu einem Sonderpreis lassen."
    Ein meckerndes Lachen schloß sich an.
    Myles trat wie in Trance nahe an die Standuhren heran. Seine schmalen Finger strichen über das kostbare Material der linken, über feinste, geschnitzte Ornamente im schwarzlackierten Eichenholz.
    Winzige Unebenheiten bemerkte er, die jedoch den Wert des Stückes nur noch unterstrichen. „Wie alt ist das?" fragte er. „Mehr als neunzehnhundert Jahre. Echte Terraeiche."
    „Neunzehnhundert", hauchte er. „Eine wunderschöne Handarbeit. Ich will sie haben."
    Die Werberin schwieg bedeutungsvoll Indessen wandte sich Myles der zweiten Standuhr zu.
    Ebenso wie die erste war sie ein unglaublich schönes Stück, wie sie die Zeit nach Monos nicht wieder hervorgebracht hatte.
    Die Arkonidin schob ihn ein wenig beiseite. Grummelnd machte sie sich an der Rückseite zu schaffen.
    Plötzlich sprang unter dem von Glas verdeckten Zifferblatt eine Klappe auf. Dahinter kamen Uhrwerk und Glockenspiel zum Vorschein. Ein langes Pendel hielt das Uhrwerk in Bewegung, zwei Gewichte aus Messing hingen an dünnen Ketten herab.
    Er bemerkte nicht, daß er wie ein verzaubertes Kind aussah. Daß er nicht mehr erwachsen wirkte, sondern wie ein staunender Narr. Myles streckte die Hand aus. „Halt!"
    Die Frau hielt ihn am Arm. „Du bist naß. Ich will nicht, daß du noch einmal so meine Uhren anfaßt."
    „Ja, ja ..."
    Die Worte der alten Frau hatten ihn aus seiner Versunkenheit geweckt. Er war verstört, müde und unkonzentriert. Sein Blick ging zur Tür hin. „Warte", sagte die Alte rasch. „Ich zeige dir etwas."
    Mit flinken
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher