Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
strich das Haar aus der Stirn.
    Eine Hand tastete nach der Standuhr, und der imaginäre Blick stieß über die Wolkendecke hinaus in den Weltraum vor
     
    2.
     
    Die gröbsten Räumarbeiten in der Kaverne Xiim waren seit Stunden erledigt. Nur große Gesteinstrümmer lagen noch herum. Hundert Mitgliedern des Stammes hatte der Wassereinbruch das Leben gekostet.
    Ihre Leichen schwammen nun unten im leuchtenden Fluß; waren vielleicht schon weit weggeschwemmt in die unbekannten Tiefen. Niemand wußte es, weil niemand so weit hinuntersehen konnte.
    Yeshki hatte Glück gehabt.
    Er wohnte noch in der Siedlung direkt am Abgrund zum Weltenspalt. So waren die Wassermassen in kurzer Entfernung abgeflossen, ohne ihn und die anderen Jungen in Gefahr zu bringen.
    Außerdem hatte er sich im Haus befunden. Wer in freiem Kavernengelände vom Wasser überrascht wurde, war so gut wie verloren. An manchen Stellen reichte die Decke so nahe an den Boden heran, daß sich ein reißender Sog bildete. „He, Yeshki!"
    Die schrille Stimme gehörte Trüüt, seinem Freund und Rivalen. Der andere war klein und stämmig; man konnte sehen, daß er auch als Mann klein und stämmig bleiben würde.
    Yeshki dagegen war jetzt schon mehr als zwei Meter groß. Sein Tellerkopf pendelte einen ganzen Hals höher als der von Trüüt. „Was ist los?" fragte er.
    Die niedrige Decke der Kaverne Xiim reflektierte seine Stimme hundertfach. Es gehörte Übung dazu, sich in der Siedlung der Jungen laut zu unterhalten. Das Gewirr hoher Frequenzen ballte sich zu einem fast undurchdringlichen Brei.
    Die verschachtelten Steinbauten waren sein augenblickliches Heim. Direkt dahinter fiel bis in unbekannte Tiefen der Weltenspalt ab. Der Stamm wußte nur, daß auf seinem Grund der leuchtende Fluß entlanglief.
    An- und abschwellendes Wasser bildeten einen besonderen Rhythmus. Da es in der Kaverne kein Licht gab, ersetzte das Wasser ihnen Tag und Nacht.
    Und die Nordsiedlung, die Siedlung der Männer, Kämpfer und Mirtizzsammler, befand sich zweihundert Meter entfernt in Richtung der engen Tunnel. Dorthin wollte er gelangen. Yeshki war es gründlich leid, ein Junge ohne Rechte zu sein.
    Trüüt kam mit pendelndem Hals näher. Sein vorderes Augenpaar rollte übermütig, die drei Daumen links und rechts spielten mit glatten Echosteinen. „Yeshki! Gerade habe ich es vom Protek gehört!"
    „Was denn?"
    „Na was wohl!" Der Kleine lachte schrill. „Der Wassereinbruch heute nacht! Hundert Tote - es gibt neue Mannbarkeitsprüfungen! Und wir beide sind mit dabei."
    Yeshki geriet fast außer sich vor Aufregung. Die Toten interessierten ihn nicht mehr. Es ging an die Oberfläche, ins Reich der gefährlichen Lichtgötter, deren Wiederkehr den Vyynyit und allen anderen Stämmen für die ferne Zukunft prophezeit war.
    Er hatte Angst. Sein Herz pumpte mit hörbaren Schlägen Blut durch den Körper. „Wann ... wann geht es los?"
    „Jetzt sofort! Der Protek will keine Zeit verlieren."
    Das war logisch, dachte Yeshki. Biityghi hielt sehr auf Traditionen. Wer die Aufgaben eines Mannes übernehmen wollte, mußte auch zum Mann geweiht sein. Er mußte sich bewährt haben. Und die Blues vom Stamm Vyynyit lebten schon so lange in der Kaverne Xiim, daß der Ausflug zur Oberfläche eine echte Probe darstellte.
    Es war wie die Begegnung mit einer anderen Welt. Etwas, das einem Jungen gehörig den Kopf verdrehen konnte.
    Yeshki hatte Angst, doch er freute sich auch darauf.
    Zumal der Wassereinbruch die Siedlung der Männer getroffen hatte ... Unwahrscheinlich, daß dieselbe Zone zweimal hintereinander in Gefahr geriet. Das eine Risiko ging er ein, dem anderen ging er aus dem Weg. Er konnte nur gewinnen.
     
    *
     
    Biityghis Haus lag in der Nordsiedlung, nahe am Nordwesttunnel. Dort lebte er gemeinsam mit den stärksten Männern der Vyynyit.
    Von Nordwesten nämlich mußten sich die Krieger der verfeindeten Vecú nähern, wenn sie einen Überfall planten - und die Männer bildeten für den Notfall eine Art lebendigen Schutzwall.
    Doch dies waren Zeiten der Ruhe; es hatte schon seit langem keinen Angriff mehr gegeben. Die Kruste des Planeten ächzte und wand sich wie selten zuvor. Im Augenblick hatten die Stämme alle Hände voll mit den Wassereinbrüchen zu tun.
    Dreißig Jungen umlagerten bereits den Eingang. Yeshki und Trüüt gestellten sich hinzu. Dabei war auch Yülkizz, ein etwas jüngerer Freund von Trüüt. Sie stimmten aufgeregt in das schrille Wortgewirr ein.
    Plötzlich jedoch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher