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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück
Autoren: Unbekannt
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reden konnte ... Nach links und rechts bildete die Felskante gerade zehn Zentimeter glattgeschliffenen Sims.
    Der weitere Uferverlauf verschwand im Dunkel.
    Nur auf der anderen Seite sah es besser aus. Dort konnte man bequem am Ufer gehen, was allerdings im Augenblick kein bißchen nützte. „Was ist?" fragten die anderen. Yeshki stieß einen schrillen Laut aus und ballte die Fäuste. „Ich kann nichts erkennen. Wenn die Späher nichts finden, weiß ich auch nicht weiter.
    Warten wir ab."
    Noch immer keine Reaktion von Biityghi und Liir.
    Sein Herz begann bis zum Hals zu pochen. Er hatte Schwierigkeiten, vor Angst den Kopf gerade zu halten.
    Immer wieder begann sein Tellerschädel hin und her zu pendeln. Aber den anderen ging es noch schlimmer.
    Im Verlauf der nächsten Minuten trafen nacheinander die Späher ein. Keiner hatte Erfolg gehabt; die Jungen schworen, daß weder ein geheimer Gang noch bewegliche Felsbrocken existierten. „Nun?" fragte der Protek drohend. „Vergeßt nicht, es ist eine Prüfung! Ihr könnt auch verlieren ..."
    Ein paar Minuten vergingen ereignislos.
    Plötzlich griff sich Liir einen der Jungen. Das Opfer wand sich, strampelte und entkam. Statt dessen war mit einemmal Yeshki an der Reihe. Er wollte noch beiseite springen, doch Liir hatte einen eisernen Griff angesetzt.
    Yeshki fühlte sich an Hals und Schultern emporgehoben. Seine Waffe entglitt ihm und fiel scheppernd zu Boden. Unter seinen Füßen war das Wasser, ihm wurde schwarz vor Augen. „Halt!" Das war Biityghis Stimme. „Nicht ihn, Liir. Er hat es zumindest versucht."
    Der Griff lockerte sich, und Yeshki fiel schlaff vor Erleichterung zu Boden. Noch allerdings gab Liir nicht auf.
    Ein paar der Jungen wollten in Richtung der Kaverne fliehen. Doch behende war der Krieger hinter ihnen und griff sich den nächstbesten.
    Die anderen stoppten. Jeder wußte: Wer hier weiterfloh, würde später ohnehin getötet.
    Unvermittelt wurde aus der heiß ersehnten Mannbarkeitsprüfung ein tödlicher Ausflug.
    Liir warf den strampelnden Jungen ins Wasser.
    Der Kampf dauerte nur ein paar Sekunden. Schrille Todesschreie erfüllten den Gang. Das letzte, was Yeshki sah, waren versinkende Arme. „Wage keiner, sich wegzuschleichen!" donnerte der Protek. „Der Stamm der Vyynyit kann nichts mit Männern anfangen, die feige und zu dumm zum Überleben sind."
    Liir lachte. Der muskelbepackte Riese erschien nun in einem ganz anderen, bedrohlichen Licht.
    Kein Freund mehr, sondern ein Feind und Henker. „Beeilt euch", meinte der Riese. „Es geht gleich weiter mit dem nächsten." Die Worte klangen so ruhig, daß keiner auch nur den geringsten Zweifel hegte. Ein paar der Jungen rüttelten verzweifelt an Geröllbrocken, andere prüften wie Yeshki das Wasser. Aber die rettende Idee hatte niemand.
    Am Ende war es Yeshki, der zumindest einen Ansatz fand. „Trüüt! Komm her!" Der Kleine war sofort neben ihm. „Zieh dein Hemd aus." Sein Freund folgte, ohne eine Frage zu stellen. Nur seine Finger zitterten. „Ich lehne mich jetzt nach vorn über das Ufer, so weit es geht. Und du, Trüüt, verdeckst mit deinem Hemd den Blick auf das Licht. Verstehst du?"
    „Ja. Du willst nicht geblendet werden."
    „Genau."
    Yeshki kniete vor der Uferkante nieder. Ein dunkler Stoffetzen schirmte seine Augen vor der Verlängerung des Ganges ab. Er brauchte ein paar Minuten, bis er sich daran gewöhnt hatte; dann erschienen immer mehr Details vor seinem Blick-Arn Ende war er sicher, daß der schmale Sims begehbar war. Auf welche Länge, das würde sich erweisen.
    Wortlos kam er auf die Beine, warf Biityghi und Liir einen erbitterten Blick zu und versuchte es.
    Zunächst fanden seine Füße nur wenig Halt. Doch er krallte die Zehen in den feuchten Untergrund, die Finger suchten nach vorstehenden Zacken.
    Eine halbe Ewigkeit verging.
    Ob währenddessen andere Jungen getötet wurden, wußte er nicht. Im Augenblick hatte Yeshki auch kein Interesse daran, es zu wissen.
    Er bewegte sich millimeterweise. Doch das Risiko brachte einen hohen Lohn. Schon kurze Zeit später Verbreiterte sich der Felssims, und zehn Meter hinter dem Gang wurde daraus ein breites, bequem begehbares Ufer.
    Yeshki folgte dem Höhlenfluß, bis das Wasser hinter einer Biegung im Boden verschwand. Eine Kolonie cholidischer Pilze hatte sich hier angesiedelt; mattes, flimmerndes Licht warf einen grünlichen Schein auf die kleine Kaverne, die sich vor ihm auftat.
    Er stieß einen gedämpften Jubelschrei aus.
    Rasch
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