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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Autoren: Traute Maahn
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Da vernahm er ein leises Raunen, das schnell stärker wurde. Solche Musik hatte er noch nie vorher gehört. Er mußte an die anderen Stationen denken. Etwa einhundertzwanzig Meilen von der holländischen Mineralogen-Station befand sich das Iglu der chilenischen Strahlenforscher. Eine eigenartige Vibration lag in der Luft, ein feines, leichtes Summen. Aus dem weißlichen Dunst materialisierten sich plötzlich Gestalten.
    Blitzschnell zählte Dycksen sieben, acht, neun Männer in altmodischen, wollenen Kniehosen und hohen, über die Knie gestülpten Strümpfen.
    Darüber trugen sie Pullover, grob gestrickte Jacken und Schals.
    So eine Kleidung war für moderne Polarverhältnisse völlig unüblich.
    Die Männer kamen auf ihn zu.
    Als Willem Dycksen in ihre Gesichter blickte, wich er vor Entsetzen zurück.
    Grimmige Totenschädel grinsten ihn an. Es mußten inzwischen mehr als zehn sein.
    »Wer… wer seid ihr?« stieß Dycksen auf Englisch hervor.
    Das Summen, das zum Orkan angeschwollen war, brach ab.
    Einer der Männer trat vor.
    »Die Körper deiner Kollegen existieren nicht mehr, wir haben sie vernichtet«, sagte er mit seltsam hohler Stimme, und erst jetzt wurde es Dycksen bewußt, daß dieser Mann gar nicht mehr leben konnte mit so einem Totengesicht. »Man hat nördlich von hier, auf dem Biscoe-Island, gesprengt. Unsere Seelen sind befreit worden.«
    »Ihr lebt gar nicht mehr«, fauchte Dycksen.
    »Du siehst unsere Astralleiber vor dir«, erwiderte der Mann. »Dieser Erdteil gehört uns, weil wir die allerersten waren, die je ihren Fuß auf antarktischen Boden gesetzt haben.«
    Die Unheimlichen rückten näher.
    Ein eisiger Hauch des Todes prallte gegen Willem Dycksen, der tausendmal kälter war als die minus 53 Grad Celsius, die um ihn herum herrschten.
    »Laßt mich, was wollt ihr von mir?« ächzte Willem Dycksen.
    Er versuchte das Grauen, das seinen Körper erfaßt hatte, zu unterdrücken und mit logischem Denken dagegen anzugehen. Doch das, was er hier erlebte, war für einen normalen Menschengeist nicht faßbar.
    »Wir stehen außerhalb eures Raum-Zeit-Systems«, sagte der Anführer des Gespenstertrupps scharf. »Außerhalb des menschlichen Lebens gibt es viel mehr Dimensionen. Eure irdischen Körper zerfallen zu Gebeinen. Aber eure Seelen gehören dann uns, werden eingegliedert in unser großes Schattenheer.«
    »Wozu? Weswegen?« heulte Willem Dycksen hysterisch auf.
    »Um Rache zu üben, warum sonst?«
    Die Kälte der gespenstischen Gruppe erfaßte ihn, lähmte seine Bewegungen.
    »Rache?« gurgelte er.
    Es war sein letztes Wort, das er als Bewohner der irdischen Welt von sich geben konnte.
    Sein Atem versagte. Ihm war, als vereise sein Körper innerhalb von Sekunden. Die Kälte erfaßte schließlich auch sein Herz und hinderte es, weiterzuschlagen.
    Deutlich nahm er wahr, wie er zusehends zum Skelett wurde, wie das Fleisch auf den Knochen sich im Nichts auflöste.
    Und er sah hinter den Gestalten noch viele solcher Skelette auftauchen, fühlte sich als einer von ihnen, spürte im selben Augenblick den heißen Wunsch nach Rache von sich Besitz ergreifen.
    »An wem üben wir jetzt Rache?« hörte er sich schreien.
    Sie hatten alle dieselben Mienen, diese grausigen Totenschädel.
    »Gemach, Freund«, hörte er den Anführer der Unheimlichen sagen. »Zeit bedeutet nichts in der Unendlichkeit.«
    »Wir müssen die Männer der LION finden. Sie sind unsere Todfeinde.«
    ***
    Am weißen Strand der Kailua-Bay räkelte sich Nicole Duval. Der knallrote Bikini war so winzig, daß man ihn bequem als Briefmarke hätte verwenden können.
    Das Rauschen der See war monoton und beruhigend.
    Das Einzige, das sie störte, waren die halblauten Stimmen der beiden Männer, die unter einem Sonnenschirm saßen und die Schönheit Hawaiis überhaupt nicht wahrzunehmen schienen.
    »Ich gebe ja zu, daß die Grenzgebiete der Psychologie inzwischen von den Universitäten aller Länder ernst genommen werden…« lauteten Bill Flemings heftige Worte »aber was du mir da weismachen willst, grenzt an höheren Blödsinn.«
    »Auch diese Forschungen gehören zu meinem Wissensgebiet der Parapsychologie, Bill«, erwiderte Professor Zamorra ruhig. »Die Tests von Cleve Backster zogen sich über Jahre hin. Seine Ergebnisse sind so sensationell, daß…«
    Mit einem Ruck setzte sich Nicole hin. »Hört mal, ich denke, ihr habt Urlaub?« unterbrach sie den Redestrom der beiden Freunde.
    »Könnt ihr denn nie aufhören, zu diskutieren? Um was
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