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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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doch etwas anfangen lassen.«
    »Wir können das Shuttle nicht gegen die Reibungshitze isolieren«, entgegnete Naoki. »Und ohne Shuttle gibt es keinen Weg zurück zur Erde.«
    Matt richtete sich auf. Ideen tropften in seinen Geist wie Wasser auf einen verdorrten Boden »Stimmt, das Shuttle können wir nicht isolieren, aber was ist mit uns?«
    In der Schwerelosigkeit schoss sein Körper förmlich in eine aufrechte Position. Nur die Magnetstiefel hielten ihn am Boden fest. »Wie lange dauert der Flug durch die Atmosphäre?«, fragte er. »Doch höchstens drei oder vier Minuten.«
    »Ja, aber ohne Hitzekacheln verglüht das Shuttle.« Naoki hob die Schultern. »Wir würden bei lebendigem Körper gekocht werden, und von der Raumfähre würden nur ein paar Trümmer unten ankommen.«
    Matt hörte ihre Einwände kaum. Seine Gedanken rotierten.
    »Wenn wir unsere Körper isolieren und abspringen, bevor das Shuttle auseinander bricht.« Er biss sich auf die Unterlippe.
    Sein Blick schweifte zum Fenster, als stünde die Lösung des Problems im dunklen Sternenhimmel jenseits der Scheibe.
    »Wir brauchen Fallschirme, oder etwas, das wir als Fallschirm nutzen können. Vielleicht…«
    Er ließ den Satz unvollendet, bemerkte jetzt erst, was ihn an dem Anblick des Weltalls störte. Er sah ihn durch das gleiche Fenster, durch das er vor wenigen Augenblicken die Erde betrachtet hatte. Das konnte nur eines bedeuten.
    »Wir trudeln!«
    Schwerfällig stapfte Matt zur Steuerkonsole. Der Navigationscomputer war ausgefallen, doch die Kursangaben wurden weiterhin auf ein Display übertragen. Die Zahlen bestätigten Matts Beobachtung.
    »Verdammt«, stieß er hervor. »Die automatischen Korrekturdüsen sind ausgefallen. Die Station stürzt der Erde entgegen.«
    Naoki trat neben ihn. »Kannst du manuell kompensieren?«, fragte sie.
    »Das werden wir gleich wissen.« Matt klappte die Steuerkonsole heraus. Die ISS war hauptsächlich auf eine automatische Steuerung ausgelegt, aber für Notfälle gab es Konsolen, mit denen ein Pilot die Steuerung übernehmen konnte. Fraglich war nur, ob die Systeme, die darüber angesprochen werden sollten, nicht durch den EMP zerstört worden waren.
    »Übernimm die Navigation«, sagte er zu Naoki. Mit ihren Gehirnimplantaten konnte sie die Kursberechnungen weitaus schneller und sicherer durchführen als er selbst.
    Sie setzte sich auf den Platz des Navigators. Einige Sekunden blickte sie schweigend auf das Display, dann sagte sie: »Feuere Schubdüsen eins und drei. Steige auf sieben Komma vier zu neunzehn Komma drei zu null.«
    »Okay.« Matt sah auf sein eigenes Display. Die beiden Steuerknüppel in seinen Händen ließen sich nur schwerfällig und langsam bewegen.
    Mit einem Daumendruck feuerte er die Schubdüsen ab. Eine Warnlampe flackerte über Düse eins. Er fluchte leise.
    »Eins ist defekt.«
    »Dann zwei und vier.«
    »Roger.« Die beiden Düsen ließen sich problemlos zünden.
    Eine Sekunde lang drang rötlicher Feuerschein auf die Brücke, dann begann der Boden leicht zu beben. Die grobe Richtung war vorgegeben, jetzt fehlte nur noch die Feinarbeit.
    Matt zog an den Knüppeln, bis seine Armmuskeln zu schmerzen begannen. Erst dann bewegten sich die horizontalen und vertikalen Achsen auf dem Display, glitten langsam der richtigen Position entgegen.
    Er warf einen Blick auf das Fenster. Der irdische Halbkreis schob sich von unten ins Bild.
    »Die Steuerung spricht an«, sagte er erleichtert. »Das ist zwar Knochenarbeit, aber unser Kurs lässt sich wenigstens stabilisieren.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Naoki hatte die Augen geschlossen und saß steif und angespannt vor ihrer Konsole.
    »Die ganze Station neigt sich. Wir trudeln immer noch.«
    »Bist du sicher?« Matt runzelte die Stirn. »Die Kursanzeige ist stabil. Und die Erde ist auch da, wo sie sein sollte.«
    »Wir trudeln.« Täuschte er sich, oder hörte er tatsächlich einen Anflug von Hysterie in Naokis Stimme. »Du musst kompensieren!«
    Zögernd legte Matt die Hände auf die Steuerknüppel. Er selbst spürte nichts, aber seine Sinne waren bei weitem nicht so hoch entwickelt wie die Implantate der Asiatin.
    »Zünde Schubdüsen drei und vier!«, befahl sie. »Sofort!«
    Die Anspannung in ihrer Stimme überzeugte Matt schließlich. Nach einem letzten Moment des Zögerns zündete er die Schubdüsen.
    Die Erde verschwand aus dem Fenster, wurde ersetzt vom schwarzen Weltall. Der Mond taumelte an der Station vorbei.
    Die
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