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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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absoluten Vernichtung zu bewahren. Zweifellos war ihm dafür der Dank aller Völker dieser Erde gewiss!
    Ausgerechnet Matthew Drax, der ihm schon so oft Steine in den Weg gelegt hatte, half ihm dabei, zum Diktator der Herzen zu werden. Das barg in sich eine gewisse Ironie, die Jacob Smythe gefiel.
    Seine Arme und Hände schmerzten zwar wegen des immer stärker vibrierenden Lenkrads, doch sein starker Wille triumphierte einmal mehr über die engen Grenzen des Fleisches. Angestrengt in die vor ihm aufwallenden Nebelschwaden starrend, hielt er den Radpanzer auf Kurs. Er brauchte einfach nur immer weiter geradeaus fahren, dann musste er zwangsläufig auf den nördlichen Scheitel des Bombengürtels treffen. Seine Gehilfen, die das letzte Modul viel weiter südlich installiert hatten, mussten ihn in dieser Nebelsuppe längst passiert haben, ohne ihn zu bemerken.
    Oder er sie.
    Das Kreischen der Achsen und Lenkstangen wurde immer schriller, deshalb war er froh, als sich das erste Gerüst endlich vor ihm aus dem Nebel schälte. Vollkommen aufgekratzt hielt er direkt davor an und sprang bei laufendem Motor nach draußen. Mit einem Seitenschneider bewaffnet eilte er auf das Modul zu.
    Zuerst unterbrach er die autonome Energiezufuhr, indem er das Starkstromkabel aus der Steckleiste zog. Dann durchtrennte er mit dem Schneider mehrere kleinere Kabel und schließlich die Verbindung zu den beiden nebenliegenden Modulen. Die ganze Prozedur dauerte etwa zwei Minuten. Danach sprang er wieder ins Führerhaus und fuhr Richtung Süden das nächstgelegene Modul an, das ziemlich genau 376,8 Meter entfernt lag.
    Dort ging er nach dem gleichen Muster vor und fuhr wieder weiter.
    Der gesamte Ring besaß eine Länge von 282,6 Kilometern.
    Ihn komplett zu entschärfen würde also länger als einen Tag dauern, doch wenn die Wetterlage anhielt, war dafür Zeit genug. Und dass sie sich nicht ändern würde, dafür sorgte Drax in der ISS.
    Wie ein Besessener fuhr Smythe von einem Modul zum anderen, ohne sich eine Pause zu gönnen. Bis der ARET seiner Verfolger eintraf, musste er einen ausreichenden Vorsprung geschafft haben. Während sie dann versuchten, den Schaden wieder zu beheben, konnte er ungestört weitermachen.
    Smythe musste immer wieder grinsen, wenn er an den sinnlosen Tod des Cyborgs dachte. Wäre die Nebelfront schon eher gekommen, hätte der Laser ohnehin nicht eingesetzt werden können. Doch in diesem Spiel gab es viel zu viele Komponenten, als das ein einziger Spieler sie zu durchschauen vermochte. Nur vom Schicksal Begünstigte behielten dabei die Oberhand.
    Menschen wie Jacob Smythe eben!
    Rücksichtslos jagte er mit Vollgas über die trockene Piste, um das nächste Modul zu erreichen. Das Kreischen der überlasteten Teile wurde immer schlimmer, die Plastiflexreifen wirken bereits rau und aufgerissen.
    Der Funkverkehr der Allianz hielt ihn dabei über das beiderseitige Ringen auf dem Laufenden. Mühsam und unter großen Verlusten kämpften sich die Technos und Barbaren immer weiter vor. Die verbündeten Insektoiden waren dabei die ersten, die es über die Berge schafften und den Kampf bis ins Land des Kratersees trugen. Um den Countdown am Bombengürtel aufzuhalten, kamen sie trotzdem zu spät.
    Diese Heldentat blieb einzig und allein Jacob Smythe vorbehalten.
    Je länger er die Bomben entschärfte, desto nervöser lauschte er jedoch in die Nebelbänke, aus Furcht, dass seine Verfolger nahten. Immer hektischer führte er die Entschärfungen durch.
    Inzwischen brauchte er pro Modul nur noch eine Minute.
    Immer rücksichtloser trat er das Gaspedal bis zum Boden durch – bis das Getriebe mit einem lauten Knall verreckte.
    Fluchend sprang er nach draußen und besah sich einige Minuten lang den Schaden, bis er das Einzige tat, was ihm noch blieb: Er lief zu Fuß weiter.
    Fünf weitere Module fertigte er im Dauerlauf ab, dann, nach Stunden der Hetze, verließen ihn die Kräfte so plötzlich, dass ihm beinahe die Beine unter dem Körper wegknickten.
    »Nur noch bis zum nächsten«, sprach er sich Mut zu. »Dann gönne ich mir eine Pause. Nur noch bis zum nächsten.«
    Dann fielen Smythe einige tiefe Spurrillen im Boden auf, die zum nächsten Modul hin und wieder zurückführten. Die Ränder der Reifenabdrücke waren noch nicht eingebrochen.
    Ein deutlicher Hinweis darauf, dass sie noch frisch waren.
    Das nächste Modul musste jenes sein, das Liob'lan'dreea und seine Hals erst vor wenigen Stunden installiert hatten!
    Smythe grinste. Na,
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