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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide
Autoren: Bernd Frenz
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das war doch ein perfekter Abschluss der ersten Runde.
    Neue Kräfte durchströmten seinen matten Körper. Den Seitenschneider in der schweißnassen Hand, ging er weiter, den Blick fest auf das Gerüst mit der eingehängten Bombe gerichtet, das sich aus dem Dunst schälte. Obwohl er baugleiche Konstruktionen in den letzten Stunden schon mehrere hundert Mal gesehen hatte, fühlte er bei dieser plötzlich Unruhe in sich aufsteigen. Zuerst konnte er sich diese Reaktion gar nicht erklären, bis er eine kleine Abweichung bemerkte, die seinem Unterbewusstsein schon zuvor aufgefallen war.
    Rechts der Konsole, die den atomaren Sprengsatz scharf schaltete, klebte ein rechteckiger schwarzer Behälter, in dem rote Leuchtdioden blinkten.
    Smythe durchfuhr es wie ein Schlag, als er das Kästchen erkannte.
    Er hatte es selbst gebaut. Es enthielt den Zeitzünder, den der Sol als zu unsicher abgelehnt hatte.
    Verdammt – das durfte doch wohl nicht wahr sein! Dieser elende Liob'lan'dreea hatte ihn hier deponiert! Natürlich auf Befehl des Sol.
    Der Anführer der Alien-Bande hatte tatsächlich viel von ihm gelernt. Nicht dass ihn das in diesem Augenblick stolz machte…
    Smythe stürzte vor. Das Entsetzen verlieh ihm ungeahnte Kräfte. Er rannte wie nie zuvor in seinem Leben, geriet ins Stolpern, schlug lang hin, kämpfte sich wieder auf die Beine und lief weiter.
    Keuchend erreichte er die Schalttafel. Erschöpft musste er sich am Gestänge festhalten. Dabei fixierte er die rot leuchtende Diodenanzeige des Zeitzünders, blinzelte seinen Blick klar.
    Der Schock traf ihn mit voller Wucht.
    Der Seitenschneider entglitt seinen Händen und fiel zu Boden.
    003…
    002…
    Zu spät. Die Zeit würde nicht mehr reichen, auch nur den Schneider anzusetzen.
    001…
    000 Mit einem leisen Klicken schloss sich der Stromkreis. Eine gleißende Explosion zerriss die Bombe und das Gerüst.
    Das Licht war so stark, dass es Smythe bis auf die Knochen durchleuchtete, bevor ihn eine Mikrosekunde später die Druckwelle in Fetzen riss.
    Der Impuls ging an die nächststehenden Gerüste zu beiden Seiten – aber nur die noch aktive Bombe reagierte und zündete.
    Wie eine einmal angestoßene Kette von Dominosteinen liefen die Lichtblitze Richtung Osten um den Kometen. Die Bomben bis zum nördlichen Scheitelpunkt blieben dagegen von der Kettenreaktion verschont.
    Doch auch mit halber Kraft war die Wirkung verheerend.
    Über dreihundert Nuklearsprengsätze entfalteten nacheinander – zum Glück im Unglück nicht gleichzeitig wie geplant – ihre Wirkung. Die Erschütterung, die durch den Krater lief, riss tiefe Spalten in die trockene Erde. Weithin sichtbar stiegen die Atompilze auf und vereinigen sich über dem Kometen zu einem riesigen Glutball, der wie eine neue Sonne erglühte.
    ***
    Die Auswirkungen der Katastrophe waren unmittelbar und überall auf der Welt zu spüren. Auf Bodenniveau anstatt hoch in der Atmosphäre gezündet, reichte der Elektromagnetische Impuls nur einige hundert Kilometer über das Ringgebirge hinaus. Alles technische Gerät rund um den Kratersee wurde auf einen Schlag lahm gelegt.
    Trotzdem wurde im gleichen Augenblick, da die Strahlung der Nuklearen Isomere den Wandler traf, ein weltumspannenden EMP ausgelöst – ein Impuls, der vom Kometen selbst ausging wie die Schwingungen eines startenden Motors.
    Sämtliche EWATs, ARETs und AMOTs weltweit mutierten zu eisernen Särgen, die sich keinen Millimeter mehr fortbewegten. Transportplattformen stürzten ab, LP-Gewehre und Fauststrahler versagten ihren Dienst.
    Miki Takeo, der gerade noch einen taktischen Plan für General Yoshiro ausarbeiten wollte, verstummte von einer Sekunde auf die andere. Aller Elektrizität beraubt und sämtliche Festspeicher gelöscht, war alles Menschliche von ihm gewichen, war er nur noch ein Haufen nutzloser Schrott.
    Den teilweise organischen Cyborgs an der östlichen Flanke erging es noch schlimmer, denn sie litten unsägliche Schmerzen, bevor sie an ihren geschmolzenen Implantaten starben.
    »Dies ist die Zeit, in der die Sonne wieder wächst«, intonierten die Nosfera, als sie die Glutwolke über den Bergen aufsteigen sahen, und ahnten dabei nicht, wie froh sie sein konnten, es nicht bis auf die andere Seite geschafft zu haben, wo das Strahlenniveau kurzzeitig so stark anstieg, dass es die Insektoiden zu Millionen dahin raffte, bevor die Hitzewelle sie verbrannte.
    Vom Explosionsblitz geblendet und von blanker Furcht geschüttelt, zogen sich Technos,
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