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148 - Der Herr der Teufelszwerge

148 - Der Herr der Teufelszwerge

Titel: 148 - Der Herr der Teufelszwerge
Autoren: A.F.Morland
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Zeit.
    Der Kleine hatte sich gut auf der Erde eingelebt. Er konnte Autofahren, Computer bedienen, Flugzeuge pilotieren. All das ließ ihm Tucker Peckinpah von den besten Lehrern beibringen.
    Wenn er an sein Leben auf Coor zurückdachte, kam ihm das alles so schrecklich weit entfernt vor – als wäre es ein anderes Leben gewesen.
    Er war damals Freiwild für jedermann gewesen. Kaum ein Gnom starb auf Coor, dieser gefahrenvollen Welt, eines natürlichen Todes. Sie wurden von Sümpfen verschlungen, von Riesenspinnen aufgefressen, von Kriegern erschlagen, von Säbelzahntigern zerrissen…
    All diese Gefahren gab es hier auf der Erde nicht, deshalb lebte Cruv gern hier, und er hatte im Tony-Ballard-Team viele gute Freunde gefunden.
    Er war so etwas wie ein Maskottchen, doch er ließ sich von ihnen nicht hegen und pflegen. Er scheute niemals den Kampf, und wenn es darum ging, einem Freund beizustehen, war er der erste, der sich dafür meldete.
    Sein Morgenspaziergang führte ihn stets an einem Kiosk vorbei, dessen Besitzer er inzwischen gut kannte.
    »Na, Cruv, wieder mal unterwegs?« sagte James Foster freundlich. Er war so dick, daß sich jeder fragte, wie er in den Zeitungskiosk hineingekommen war. Spaßvögel behaupteten, Foster wäre in jungen Jahren hineingegangen, hätte dann zugenommen und sei nie mehr herausgekommen.
    Böse Zungen vermerkten sogar, daß Foster nicht rund wie andere Dicke war, sondern eckig, weil sich seine Form dem Kiosk angepaßt hatte. Ob das stimmte, konnte Cruv nicht nachprüfen, denn er hatte James Foster noch nie außerhalb dieses kleinen Häuschens gesehen.
    »Schöner Tag heute, was?« sagte Foster.
    »Ja, herrlich«, antwortete Cruv. »Geht es Ihnen gut, Mr. Foster?«
    »Klar. Ein bißchen Wasser in den Beinen, aber wer kann von sich schon behaupten, er wäre kerngesund? Irgendein Leiden hat jeder. Was fehlt eigentlich Ihnen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht die Krankheit«
    »Dann sind Sie zu beneiden. Was darf’s denn sein?«
    Cruv wandte sich den ausgehängten Illustrierten zu. Nackte Titelblattmädchen lächelten ihn vielversprechend an.
    »Zu meiner Zeit hätte es so etwas nicht gegeben«, sagte Foster. »Ich bin bei Gott nicht prüde, mir gefallen nackte Mädchen, und ich lebe davon, diese Illustrierten zu verkaufen, aber manchmal frage ich mich, ob das nicht zum Verfall von Sitte und Moral beiträgt. Wir werden immer freizügiger. Wie lange wird das noch so weitergehen?«
    Cruv entschied sich für eine Illustrierte.
    »Ach, was soll’s«, sagte Foster. »Wir beide können die Dinge ja doch nicht ändern. Wir müssen alles so laufen lassen, wie es läuft, aber ganz in Ordnung finde ich diese Entwicklung nicht. Schließlich sind nicht alle Menschen so charakterfest wie wir beide, nicht wahr?«
    Cruv bezahlte die Illustrierte, gab Foster recht und wünschte ihm einen schönen Tag, dann ging er weiter.
    Irgendwann beschlich ihn ein eigenartiges Gefühl. Folgte ihm jemand?
    ***
    Es war erstaunlich, wie gut Estelle Albernathy ihr Schicksal meisterte. Sie war 12 Jahre alt und an den Rollstuhl gefesselt, ein hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren, das ihr ein engelhaftes Aussehen verlieh.
    Seit zwei Jahren saß sie im Rollstuhl, und sie hatte gelernt, sehr gut damit umzugehen. Sogar tanzen konnte sie mit dem Stuhl, der von einem batteriegespeisten Elektromotor angetrieben wurde.
    Estelle spielte virtuos mit den Hebeln und Knöpfen. Sie war ein intelligentes, wißbegieriges Kind. Früher war sie fast mehr ein Junge als ein Mädchen gewesen.
    Alles, was Jungs wagten, hatte sie sich auch getraut. Kein Baum war ihr zu hoch gewesen. Sie war auf alles hinaufgeklettert. Um einmal zuviel, denn da war ein morscher Ast gewesen, er war abgebrochen, und Estelle war in die Tiefe gestürzt Sie war erst im Krankenhaus zu sich gekommen, und es war mit ihren Beinen »irgendwie komisch« gewesen, wie sie sagte.
    Sie hatte dort unten nichts gespürt.
    »Das wird schon wieder«, hatten die Ärzte gesagt, und dann hatte man sie insgesamt fünfmal operiert, ehe man zugeben mußte, daß es nicht wieder werden würde.
    Ab diesem Tag stand fest, daß Estelle für den Rest ihres Lebens querschittgelähmt bleiben würde. Mutter bekam einen Nervenzusammenbruch und Vater wurde totenblaß.
    Estelle hatte sie getröstet. Ihre Eltern nahmen an, daß sie die Tragweite ihres Gebrechens noch nicht richtig erfassen konnte, aber das tat sie, und sie behauptete: »Ich werde damit fertig. Ich komme darüber hinweg,
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