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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem
Autoren: Jason Dark
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Hawelka nickte. »So soll es auch sein. Der alte Kamin tut es immer noch. Gleich wird es dir richtig warm werden, wenn du erst mal etwas Heißes getrunken hast.«
    Er betrachtete sie mit einem prüfenden Blick.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Greta.« Sie zog die Nase hoch. »Und du?«
    »Pavel.«
    »Aha.«
    »Wie meinst du?«
    Greta schüttelte den Kopf. »Nichts, es ist alles okay.« Sie drehte den Kopf und schaute zurück. Als sie den Schnee sah, lief ein Schauer über ihren Rücken. In der Dunkelheit wirkte er wie ein weißes Leichentuch.
    Hawelka ließ sie vorgehen. Durch den kleinen Flur, vorbei an der Treppe nach oben. Er dirigierte sie dann auf eine offen stehende Tür zu, die den Blick in einen Wohnraum freigab.
    Hawelka hatte von einem Kamin gesprochen, und der war jetzt zu sehen. Aus alten, feuerfesten grauen Steinen gemauert, bildete er ein Rechteck mit einem ebenfalls viereckigen Sichtfenster. Dahinter führten die Flammen ihren wilden Tanz auf und fraßen sich in die Holzkloben hinein.
    »Du kannst dich setzen, Greta.«
    »Danke.«
    Es gab eine Couch, aber auch zwei Sessel, die zum Platznehmen einluden, Greta entschied sich für einen Sessel. Hawelka erklärte ihr, dass er den heißen Tee aus der Küche holen wollte, was sie mit einem Nicken bestätigte.
    »Du kannst ja inzwischen ablegen.«
    »Danke.«
    Als der Mann verschwunden war, blickte sich die Frau mit flinken Augen um. Dabei zog sie einige Male die Nase hoch. Nicht weil sie erkältet war, sie wunderte sich über den Geruch, der hier schwebte. Er passte nicht zu dieser Einrichtung. Es roch nach Staub, nach Stein und vielleicht auch nach Mörtel.
    Zuerst nahm sie den Schal ab. Dabei sah sie die zweite Tür, die zu einem anderen Raum führte. Dann zog sie den Mantel aus, legte ihn über die Rückenlehne der Couch und drapierte ihre Mütze darauf.
    Jetzt trug sie nur noch den hellen Pullover und die dicke Winterhose. Die Hose war tief schwarz. Um ihre Füße herum hatte sich eine kleine Lache gebildet. Der Schnee an ihren Stiefeln war inzwischen getaut..
    Greta schüttelte ihr blondes Haar, kämmte es danach mit den Fingern. Ein glattes Gesicht, in dem der kleine Mund auffiel, und zwei scharf blickende Augen. Jetzt sah Greta nicht mehr so alt aus, wie es draußen den Anschein gehabt hatte. Da die Tür nicht geschlossen war, hörte sie aus der Küche die Geräusche. Pavel sang vor sich hin. Er war beschäftigt und das Teekochen schien ihm Freude zu bereiten. Sollte er. Greta war das sehr recht. Sie hatte Zeit, sich noch etwas besser umzuschauen, und da interessierte sie die zweite Tür im Raum. Sie ging mit schnellen Schritten darauf zu und drückte die Klinke nach unten. Die Tür war abgeschlossen. So zog sich Greta wieder zurück. An einer Wand stand ein schmales Regal, das aber bis zur Decke reichte. Bücher zeigten ihre Rücken, und an ihnen ging die Frau vorbei. Sie las die Titel. Die Inhalte glichen sich. Es ging immer um Kunst. Um Bildhauerei und auch Malerei.
    Die Einrichtung bestand aus alten Möbeln, die man als rustikal bezeichnen konnte. Und sie sah kleinere Kunstwerke. Figuren aus Stein der unterschiedlichsten Größe. Einige Werke sahen aus wie glatt geschliffen, andere wirkten ungehobelt, als warteten sie noch auf ihre Vollendung.
    Manche zeigten Tiere. Andere wiederum menschliche Gesichter oder halbe Gestalten, denen die Beine fehlten. Jedenfalls waren sie nicht uninteressant, und Greta wusste jetzt, dass sie den richtigen Mann gefunden hatte. Hawelka kehrte zurück. In den Händen trug er ein Tablett, auf dem eine Kanne und zwei Tassen standen. Er trat über die Schwelle, lächelte, schaute die Frau an, und in diesem Moment zerbrach sein Lächeln. Das Tablett auf seinen Händen zitterte, was sich auch auf die Tassen übertrug, die leicht gegeneinander klirrten.
    »Das ist doch nicht möglich!«
    »Was?«, fragte Greta.
    Pavel gab keine Antwort. Er wollte zunächst das Tablett auf dem Tisch abstellen. Dann drehte er sich langsam zu ihr um und starrte sie an. Greta lächelte ein wenig verlegen,, denn er ließ mit seinem Blick keinen Zentimeter ihres Körpers aus.
    »Habe ich etwas an mir?«
    »Ja, das hast du.«
    »Und was?«
    »Du - du…« Er musste lachen. »Du bist gar nicht so alt, wie ich gedacht habe.«
    »Ja, aber was meinst du damit?«
    Er senkte den Blick, weil er nach einer Antwort suchte, die er schließlich fand. »Ich habe wirklich eine alte Frau erwartet, so wie du dich bewegt hast.«
    »Man muss sich bei der Kälte
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