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Mordshunger

Titel: Mordshunger
Autoren: Frank Schätzing
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Vorwort zur Neuausgabe
    Mordshunger ist mein erster Roman. Tod und Teufel entstand drei Jahre später, wurde allerdings vorher veröffentlicht, was seinerzeit für einige Verwirrung sorgte. Viele Leser sind der Ansicht, ich hätte Mordshunger erst nach Tod und Teufel geschrieben. Tatsächlich verbrachte Mordshunger seine Jugendjahre in einer Schreibtischschublade, weil ich kurzfristig mehr Geschmack am Mittelalter gefunden hatte. So erhielt Jacop der Fuchs den Vortritt vor Kommissar Cüpper, womit der Zweitgeborene allgemein als der Erstgeborene gilt.
    Nun erscheint Mordshunger bei Goldmann, was mich außerordentlich freut, andererseits Potenzial für neuerliche Verwirrung birgt. Nicht auszuschließen, dass der eine oder andere nun glaubt, den Nachfolger des Schwarm in Händen zu halten. Ich möchte darum explizit auf den 22. März 1991 hinweisen. An jenem Tag verfügte ich die letzten Zeilen von Mordshunger in einen bleischweren, vorsintflutlichen Laptop. Damals war ich der Meinung, ein dickes Buch geschrieben zu haben. Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen hat sich nicht nur die Kölner Gastronomie verändert, der Mordshunger Tribut zollt, sondern so ziemlich alles.
    Beispielsweise gibt es von den Restaurants, die Kommissar Cüpper in der Erstausgabe frequentierte, nur noch knapp die Hälfte. Von denen wiederum haben einige den Besitzer gewechselt, nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. Der Spaß an Mordshunger verdankte sich maßgeblich der Verfressenheit des Kommissars, weshalb man das Buch auch als Führer durch die Kölner Gastronomie und als Kochbuch benutzen konnte – eigens für Mordshunger kreierten mehrere Kölner Küchenchefs damals Rezepte. Bloß, was nützen Ihnen Originalschauplätze, die heute keine mehr sind? Heißhungrig ein vollmundig beschriebenes Restaurant aufzusuchen, um sich vor einer Boutique oder einem Fachgeschäft für Stützstrümpfe wiederzufinden, dürfte Ihnen den Spaß eher verleiden.
    Also ging ich daran, Mordshunger für die vorliegende Ausgabe zu aktualisieren – und war beim Lesen einigermaßen verdattert. Beispielsweise fragte ich mich, warum die Protagonisten außerhalb ihrer Büros und Wohnungen niemals telefonieren. Die Antwort lautet, dass es Anfang der Neunziger so gut wie keine Handys gab. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht. Mir scheint, ich sei mit so einem Ding in der Hand geboren. Mordshunger zu lesen war ungefähr so, als schaue man die Tagesthemen von 1991 – durchaus amüsant, nur dass einem plötzlich klar wird, worauf man sich am allerwenigsten verlassen kann: auf das persönliche Zeitempfinden.
    Ebenfalls stellte ich fest, dass sich mein Schreibstil über die Jahre stark verändert hat, was offenbar wird, wenn man die Chronologie meiner Veröffentlichungen in Seitenzahlen ausdrückt. Mordshunger, 448 Seiten. Tod und Teufel, 512 Seiten. Die dunkle Seite, rund 600 Seiten.
    Lautlos, 704 Seiten. Der Schwarm, fast 1000 Seiten. Ich stellte fest, dass die Sätze in Mordshunger zu den kürzesten gehören, die ich je geschrieben habe, dass ich die meisten davon immer noch mochte – und manche nicht mehr ganz so sehr.
    Also habe ich Mordshunger überarbeitet. Ganz behutsam. Es ist immer noch der Originaltext, stilistisch wie inhaltlich. Wäre das Buch eine Person, könnte man sagen, sie war beim Kosmetiker zwecks behutsamer Auffrischung ihres Typs. Es gibt immer noch keine Handys im Buch, niemand sagt etwas anderes, als er in der Erstausgabe sagte, in und aus den Adern der Protagonisten fließt das Blut der frühen Neunziger. Nur einige wenige Formulierungen und die gastronomischen Tatorte sind neu. Cüpper geht jetzt in andere Restaurants, und im Anhang finden Sie einen Querschnitt durch die Kölner Gastroszene von 2006, außerdem ganz neue Rezepte. Wie lange das alles aktuell bleibt, weiß ich auch nicht – vorläufig kann ich Ihnen jedoch höchsten Genuss versprechen, sollten Sie auf den Spuren des Kommissars zu wandeln belieben.
    Bleibt, Ihnen Guten Appetit zu wünschen – mit Mordshunger »remixed«.
     

Nacht  
    Ende
    Sie hatte ihm eine Gurke geschenkt mit dem Ratschlag, sie sich sonst wohin zu stecken, und war ausgezogen.
    »Ein guter Kriminalist«, pflegte er zu sagen, »wird verlassen. Er muss verlassen werden. Würde er der Idee verfallen, hinter Wahnsinnigen und Mördern herzulaufen, wenn man ihn nicht verlassen hätte? Fähige Polizisten neigen zum Verlust der Freundin, die Genies sind allesamt geschieden. Schön, ich hab nur eine Freundin. Aber ich bin
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