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1283 - Der Mörder-Mönch

1283 - Der Mörder-Mönch

Titel: 1283 - Der Mörder-Mönch
Autoren: Jason Dark
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verscharrt worden. Ein unchristliches und auch unwürdiges Begräbnis wurde ihnen zugestanden. Verletzt, zerstückelt, ausgeblutet, so wurden sie in das Erdreich geschafft.«
    »Bis auf einen, nicht wahr?«
    »Die Legende behauptet, dass der Rote Mönch immer wieder aufgetaucht ist. Ein Mörder-Mönch, der dem Massaker entkommen konnte, das Mitglieder anderer Orden angerichtet haben. Einer also muss stärker als der Tod gewesen sein.«
    Godwin nickte. »Kennst du vielleicht Namen derjenigen, die hier gestorben sind?«
    »Nein. Man hat sie auch nirgendwo hinterlassen. Man verscharrte die Toten namenlos und feierte danach ein großes Fest, wie es in den Annalen und Überlieferungen heißt.«
    Nachdem keiner von ihnen mehr sprach und jeder den eigenen Gedanken nachging, kam ihnen die Stille wieder so dicht vor.
    Bis an diese Stelle reichte der leichte Sommerwind nicht heran. Er wurde von den dichten Gewächsen zurückgehalten, und noch immer schweifte Godwins Blick über die Grabstätte, die als solche nicht zu erkennen war.
    »Da ich jetzt weiß, wer du bist, Godwin, muss ich dich einfach fragen, ob es möglich sein kann, dass du in deinem ersten Leben schon mal hier an dieser Stelle gewesen bist.«
    »Ich werde es herausfinden.«
    »Eine Erinnerung steigt nicht in dir hoch?«
    »Leider nein. Aber erinnere dich daran, was ich vorhin erlebt habe, bevor wir gingen. Es war ein erster Hinweis, und jetzt denke ich, dass sich dieser noch verstärken wird, wenn ich den Friedhof betreten habe, unter dem die Leichen verfault sind.«
    »Du bist sehr mutig, Godwin.«
    »Das muss ich doch sein.«
    Er lächelte Lisette noch einmal zu und ging dann dorthin, wo das Blut der Templer die Erde getränkt hatte.
    Es war schon ein ungewöhnliches und auch völlig neues Gefühl für ihn, sich mit diesen Tatsachen aus der Vergangenheit zu beschäftigen, doch er war gekommen, um den Fall zu lösen. Da konnte er keine großen Rücksichten mehr nehmen.
    Godwin de Salier war sowieso ein Mensch, der nicht vor Problemen weglief. Er stellte sich ihnen, und das würde er auch hier tun.
    Nein, es hatte niemand gegeben, der sich um die Pflege der alten Gräber gekümmert hätte. Was vergessen war, das musste vergessen bleiben, und so sah das Gelände auch aus. Eigentlich konnte es nur Einheimischen bekannt sein, denn nach einer Grabstätte sah dieser Ort beileibe nicht aus. Er wirkte eher wie ein ungepflegtes Feld, auf dem alles wucherte, was die Natur zustande gebracht hatte.
    Farne, Moose, hohe Gräser.
    Als Godwin den Blick senkte, sah er auch zahlreiche Flechten, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatten.
    In der Mitte war er stehen geblieben. Zumindest glaubte er, dass es ungefähr die Mitte war.
    Er schaute dorthin, wo Lisette noch immer auf ihn wartete. Sie war eine mutige Frau, und er konnte von Glück sagen, dass er sie getroffen hatte. Auch jetzt wollte sie ihn aufmuntern, denn sie lächelte ihm zu.
    Er lächelte zurück, auch wenn es etwas gezwungen wirkte.
    Die schwüle Luft wollte einfach nicht weichen, und sie sorgte auch dafür, dass sich die Feuchtigkeit halten konnte. Der dünne Dunst lag zwischen Godwin und der wartenden Frau, und so sah es aus, als stünde sie in einer anderen Welt oder anderen Zeit.
    Genau das war auch für den Templer wichtig. Die Jetztzeit und die andere Zeit. Er kam sich manchmal wie ein Wanderer zwischen ihnen vor, und auch jetzt hatte er den Eindruck, als würde das Tor zur Vergangenheit weit offen stehen.
    Es war schon ein ungewöhnlicher Vorgang, an einem Ort zu stehen, an dem er schon vor Hunderten von Jahren gewesen war. Hier hatte er seine Zeichen hinterlassen. Hier hatte er gekämpft. Hier war er als Templer gewesen und hatte sich auf die Spur seiner abtrünnigen Brüder gesetzt.
    Die Zauberin hob den linken Arm und winkte ihm zu. »Wie fühlst du dich dort?«, rief sie mit leiser Stimme.
    »Nicht schlecht. Wirklich nicht.«
    »Normal?«
    »Bis jetzt schon.«
    Godwin hatte nicht ganz die Wahrheit gesagt. Es war kein normales Gefühl, das er hier empfand. Er stand auf einem für ihn wichtigen Platz, und es gab schon Erinnerungen, die in ihm hochstiegen.
    Vor kurzem schon hatte er so etwas erlebt. Das war noch im Garten der Zauberin gewesen. Da hatte er das Gefühl gehabt, nicht mehr er selbst zu sein. Da war etwas in ihn eingedrungen.
    Wie jetzt…
    Den Druck im Kopf leugnete er nicht. Godwin versuchte auch nicht, dagegen anzukämpfen. Er nahm ihn hin, und als er die Augen weit öffnete, da überkam ihn
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