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1647 - Engelstadt - Höllenstadt

1647 - Engelstadt - Höllenstadt

Titel: 1647 - Engelstadt - Höllenstadt
Autoren: Jason Dark
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Und sie flog selbst, denn sie war das geheimnisvolle Vogelmädchen, das aus einem Genlabor hatte entkommen können und nun bei der Tierärztin Maxine Wells lebte.
    Es war ihr Geheimnis, denn nur wenige auserwählte Menschen wussten von ihren Fähigkeiten, über die Carlotta so stolz auf der einen Seite war, auf der anderen jedoch zusehen musste, dass ihr Geheimnis gewahrt blieb. Deshalb reduzierte sie ihre Ausflüge, was ihr Maxine Wells geraten hatte. Es wäre schlimm gewesen, wenn die Welt von ihrem Geheimnis Wind bekommen hätte.
    Carlotta flog auch gern über eine Stadt hinweg. Aus Sicherheitsgründen tat sie das nur in der Dunkelheit. Wenn sie am Tage flog, nahm sie sich einsame Landstriche vor, so wie sie das an diesem Tag tat.
    Es war einfach herrlich, sich von einem warmen Herbstwind tragen zu lassen. Er wehte zudem die Gerüche des Bodens hoch. Da erhielt die seidige Luft einen erdigen Geschmack, und wenn Carlotta den Kopf senkte, zog unter ihr die Landschaft hinweg wie ein Film.
    Die mit Gras bedeckten Hügelflanken, die lang gezogene Matten bildeten. Die kleinen Gewässer, oft nicht mehr als Teiche. Die gefärbten Bäume, die Waldstücke bildeten und anschließend wieder den weiten Grasflächen Platz machten. Darüber lag dieser seidenblaue Himmel, der nur wenige Wolken aufwies, die nicht kompakt, sondern zerrissen aussahen.
    Carlotta genoss den Flug, ohne die Warnungen ihrer Ziehmutter zu vergessen.
    Maxine machte sich immer Sorgen, wenn sie unterwegs war, und das würde auch nie vergehen, so lange sie Mutterstelle an ihr vertrat.
    An diesem Tag musste sie sich keine Sorgen machen, denn Carlotta flog über menschenleeres Gebiet. So sah es aus der Höhe zumindest aus.
    Natürlich sah sie hin und wieder ein Gehöft oder einen alten Schober, aber sie wurde von keinem Menschen gesehen.
    Sehr weit entfernte sich Carlotta nie von ihrem Haus in Dundee.
    Die Umgebung der Küstenstadt kannte sie wirklich sehr gut. Dafür hatten ihre zahlreichen Ausflüge gesorgt.
    Dieses Gebiet, durch das sie jetzt flog, war ihr neu. Maxine und sie hatten Dundee verlassen, weil die Tierärztin die Vertretung für eine erkrankte Kollegin übernommen hatte. Nicht in Dundee, sondern im Landesinnern.
    Maxine hatte Carlotta erzählt, dass sie es ihrer Freundin einfach schuldig gewesen war, sie in der Praxis zu vertreten, denn dieser Frau verdankte Maxine viel.
    Also hatte sie nicht lange gezögert und den Dienst einige Tage übernommen.
    Länger würde die alte Freundin nicht im Krankenhaus bleiben, wo ihr der Blinddarm entnommen worden war.
    Carlotta war nicht in der Lage, endlos zu fliegen, ab und zu musste sie auch mal pausieren. Sie wollte eine Rast einlegen und ließ ihre Blicke über den Erdboden wandern, um nach einem geeigneten Ort Ausschau zu halten.
    Es gab so einige. Am besten erschien ihr ein Platz in der direkten Nähe eines Gewässers, das als See zu klein und als Teich zu groß war. Er lag zwar frei, doch an einer Seite begann ein lichtes Waldstück, das sich Carlotta als Landeplatz aussuchte und allmählich tiefer sank, wobei sie nach einer Stelle suchte, wo keine Bäume sie bei der Landung behinderten.
    Je näher sie dem Boden kam, umso besser sah sie. Das Gras wuchs doch höher, als es aus der Höhe her ausgesehen hatte. Am Ufer des kleinen Sees wurde es von Schilf abgelöst. Dort wollte Carlotta nicht landen, weil sie den Boden als zu feucht ansah.
    Der Waldrand lockte sie mehr, und diesem bunten Teppich aus Laub glitt sie näher. Sie sorgte dafür, dass sie nicht mit den Ästen in Berührung kam. Dann streckte sie die Beine aus, und schon bald kitzelte das Gras ihre Füße.
    Dann trat sie auf.
    Die Schwingen falteten sich zusammen. Durch eine speziell präparierte Kleidung war sie in der Lage, auch dick eingepackt zu fliegen. Oft täuschte die Sonne. Da war es in der Höhe viel kälter als am Erdboden.
    Auch jetzt fror sie leicht, was aber durch die warmen Sonnenstrahlen ausgeglichen wurde.
    Carlotta lächelte. Ihr Blick glitt über die Wasserfläche. Auf ihr hatte der leichte Wind ein Muster aus kräuselnden Wellen hinterlassen. Es tat ihr gut, das Wasser zu beobachten, denn es strahlte eine wunderbare Ruhe aus.
    Das Gras wuchs hier noch ziemlich hoch. Es war sogar wunderbar saftig und schien sich gegen den heranziehenden Winter stemmen zu wollen, der über die Natur den großen Schlaf brachte, um sie erst Monate später wieder erwachen zu lassen.
    Carlotta trat ein paar Schritte nach vorn und reckte sich der Sonne
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