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1283 - Der Mörder-Mönch

1283 - Der Mörder-Mönch

Titel: 1283 - Der Mörder-Mönch
Autoren: Jason Dark
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der Eindruck, als würde sich die Welt allmählich von ihm entfernen.
    Er ging dagegen nicht an und ließ alles mit sich geschehen. In seinem Kopf hatte sich längst festgesetzt, dass er nicht nur an einem historischen Ort stand, sondern auch an einem magischen, denn hier musste einfach etwas passiert sein. Und das hatte auch mit ihm zu tun.
    Die andere Kraft war noch nicht verschwunden. Sie zerrte an ihm, sie versuchte, ihn zu übernehmen, und dabei war er nur hier, um den Roten Mönch zu stellen. Von dem war jedoch bisher nichts zu sehen gewesen, bis auf diesen kurzen Moment, der ihm bewiesen hatte, dass es den Mönch noch gab.
    Sie hatten hier gelebt. Sie waren hier verscharrt worden!
    Als er daran dachte, senkte er unwillkürlich den Blick, als könnte es ihm gelingen, in die Tiefe der Erde zu schauen. Er merkte einen Schwindel, und Godwin presste für einen Moment die Lippen zusammen.
    Er wollte nicht, dass seine Knie nachgaben, doch er konnte nichts dagegen tun.
    Dann hörte er die Stimme der wartenden Frau. Sie erreichte ihn so dünn, als wäre Lisette meilenweit entfernt. Nur mit großer Mühe hob er den Kopf an, weil er der Zauberin etwas sagen wollte.
    Sie verlangte förmlich nach einer Erklärung, und er war auch bereit, sie ihr zu geben, doch es war ihm nicht möglich. Etwas hinderte ihn daran.
    Die Welt gab es noch, doch es war eine andere geworden. Die Bäume sahen nicht mehr so aus wie er sie in der Erinnerung hatte. Immer stärker hatte er den Eindruck, in einen Kanal gezogen zu werden, und er wurde sich im gleichen Maße bewusst, dass er an einem Ort gelandet war, an dem sich die Magie gehalten hatte.
    Lisette entfernte sich immer mehr. Sie war zu einem Schatten geworden, während Godwin sich vorkam, als würde er seinen eigenen Körper verlassen.
    Der Wind war anders geworden. Er traf jetzt kühler sein Gesicht. Das Buschwerk wuchs längst nicht mehr so hoch. Es gab mehr Lücken im Wald. Er hörte auch ein fernes Rauschen, dann Stimmen und das Wiehern von Pferden.
    Es kam immer näher. Bewegungen erschienen in den Lücken zwischen den Bäumen. Der Geruch eines Feuers erreichte ihn, und plötzlich trat ein Mann hinter einem Gebüsch hervor.
    Er trug keinen Helm, auch keinen Brustpanzer, der ihn schützte, und bewaffnet war er mit einem Schwert. Der Mann schaute sich vorsichtig um, und er hätte Godwin de Salier jetzt sehen müssen, um dann etwas zu unternehmen.
    Er schaute durch ihn hindurch!
    Der Templer interessierte sich nicht mehr für die Umgebung. Sie war jetzt unwichtig geworden. Das Einzige, das für ihn zählte, war der einsame Späher.
    Er kannte den Mann. Sehr gut sogar. Er war es selbst, und er sah somit sein eigenes Ich, das aus der Vergangenheit erschienen war…
    ***
    Die Zauberin Lisette stand wie eine steife Puppe auf dem Fleck und wusste nicht, was sie denken sollte.
    Es war nicht leicht, sie zu überraschen, denn sie hatte ihr Leben selbst aus zahlreichen Tricks aufgebaut.
    Das Zaubern hatte ihr Spaß bereitet, und besonders hatte sie sich darüber gefreut, wenn sie in die Augen der staunenden Kinder schaute.
    Ihre Künste waren Tricks und Illusionen. Was sie jetzt als Zeugin erlebte, hatte mit den Tricks nichts mehr zu tun. Das war etwas ganz anderes, denn hier erlebte sie etwas Unbegreifliches. Hier hatte die Magie die Kontrolle übernommen. Hier hatte sie bewiesen, wie mächtig sie sein konnte. Sie war zu einer Kraft geworden, die es schaffte, die Realität in den Hintergrund zu drängen.
    Godwin de Salier, der Templer, war noch immer zu sehen. Er hatte sein Ziel erreicht und sich dabei nicht mehr vom Fleck bewegt. Auch jetzt stand er wie ein Wachtposten auf dem Grab, und doch war etwas mit ihm geschehen.
    Er hatte sich entfernt, ohne sich selbst bewegt zu haben. Lisette musste darüber erst nachdenken und gelangte zu dem Schluss, dass er möglicherweise entfernt worden war. Nicht durch eigene Kraft, sondern durch eine Macht, die von ihm nicht beeinflussbar war.
    Hier an der Grabstätte mussten sich Kräfte gehalten haben, die es schon seit langer, langer Zeit gab.
    Manche würden sie als Zauberei ansehen, doch die Erklärung war der Frau zu billig.
    Magie…
    Ein magischer Ort im Tal der Orne. Im Wald von Jauniere. Etwas anderes als Erklärung wollte sie nicht akzeptieren.
    Sie wusste auch, dass es genügend Schriftsteller und Dichter gab, die sich mit diesem Ort beschäftigt hatten. Manche hatten den Flecken Erde hier als einen besonderen angesehen. Als Tal der Geister und
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