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1283 - Der Mörder-Mönch

1283 - Der Mörder-Mönch

Titel: 1283 - Der Mörder-Mönch
Autoren: Jason Dark
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dem leicht verschmitzten Ausdruck. »Das ist alles sehr seltsam, was du da von dir gibst. Wenn ich recht überlege, dann scheinst du mehr über diesen Roten Mönch zu wissen.«
    »Viel zu wenig, mein Lieber.«
    »Was weißt du denn wirklich?«
    Sie winkte ab. »Ich weiß, was man sich alles so erzählt«, gab sie zu. »Das ist natürlich nicht viel. Es ist sogar sehr wenig, aber auf der anderen Seite kann ich behaupten, ohne angeben zu wollen, dass ich ein bisschen mehr weiß.«
    »Bitte, dann spanne mich nicht so auf die Folter!«
    »Ich kenne die Geschichte. Viele Menschen kennen sie, aber ich kenne sie etwas besser.«
    »Dann kläre mich doch auf!«
    »Wir haben Zeit, Godwin.«
    »Nein!«
    Ihre Augen funkelten plötzlich. »Wenn ich dir sage, dass wir Zeit haben, dann stimmt es. Der Rote Mönch wird uns nicht weglaufen. Er kann es sich nicht leisten, und der Begriff Zeit ist für ihn auch nicht wichtig. Es wird sich alles regeln.«
    »Dann sag mir endlich, was du weißt.«
    »Er ist nicht geflohen, Godwin.«
    »Tatsächlich?«
    »Er ist wieder dorthin zurückgegangen, wo er hergekommen ist.«
    Godwin glaubte, verstanden zu haben. »Ich war ja auf dem Weg ins Kloster. Hat er sich dorthin zurückgezogen?«
    »Nein«, erwiderte sie erstaunt. »Wie kommst du darauf? Das war in früheren Zeiten so.«
    »Und heute?«
    »Hat er einen anderen Ort gefunden, der ebenfalls nicht weit von hier entfernt ist. Du musst bedenken, dass es damals nicht nur einen Roten Mönch hier gab. Man nannte einige Orte in der Normandie das Gebiet der Roten Mönche, aber hier waren sie am stärksten vertreten, denn hier in der Nahe stand ihr Kloster.«
    »Aus dem sie sich zurückgezogen haben? Oder warum sind sie plötzlich verschwunden? Hat man sie aufgegriffen? Hat man sie getötet oder vertrieben?« Godwin schüttelte den Kopf. »Verflixt, ich bin durcheinander und bekomme die Dinge nicht mehr in die richtige Reihenfolge.«
    »Das macht nichts«, erklärte die Zauberin mit weicher Stimme. »Ich bin ja hier, um dir zu helfen. Du hast schon Recht, wenn du davon ausgehst, dass es damals schlimme Zeiten gewesen sind. Man hat die Templer ja gejagt. Man hat versucht, ihre Verstecke zu finden, und viele von ihnen hat man auch gefunden. Unter anderem dieses hier. Es ist in diesem Landstrich zu großen Kämpfen gekommen, und ich weiß nicht, ob nur Templer, die einen falschen Weg gegangen sind, ums Leben kamen. Ich glaube es nicht. Es gab auch andere, die starben. Die Gerechten durch die Schwerter der angeblich Gerechten. Es sind schreckliche Bluttaten geschehen, über die man in den offiziellen Geschichtsbüchern nichts niedergeschrieben hat. Aber gerade hier haben die Kämpfe getobt, und der Boden war vom Blut der sterbenden Templer getränkt…«
    Godwin hörte zu. Nur seine Gedanken wanderten dabei weg. Er war auch nicht mehr in der Lage, sich so zu konzentrieren, wie er es sich vorgenommen hatte. Seine Gedanken wurden von etwas anderem überlagert. Es waren schwache Erinnerungen, es waren Bilder, doch er bekam sie nicht scharf, denn sie rutschten immer wieder weg.
    Als ihn die Hand der Frau an der Schulter berührte, zuckte er zusammen.
    »Was ist mit dir, mein Freund?«
    »Ich weiß es nicht…«
    »Keine Erklärung?«
    »Ja… äh … nein. Da ist etwas gewesen, das ich nicht verstehe. Ich bin plötzlich abgetaucht. Ich war richtig weg und überhaupt nicht mehr hier bei mir.«
    »Das habe ich gesehen.«
    Godwin zuckte die Achseln. Er suchte noch immer nach einer Lösung. »Es können Erinnerungen gewesen sein, die mir auf einmal diese Bilder geschickt haben.«
    »Ach. Du hast dich erinnert?«
    »Ja, das habe ich.«
    »An wen oder was hast du dich erinnert?«
    Der Templer ging einen Schritt nach vorn. »Das kann ich dir nicht genau sagen. Es ist aber vorhanden gewesen, so viel steht fest. Erinnerungen an etwas, das lange zurückliegt. Sehr lange sogar. Ich schätze einige hundert Jahre.«
    »Es ist ein Rätsel«, sagte die Zauberin. »Wie kann sich jemand an etwas erinnern, bei dem er nicht dabei gewesen ist? Das müsste mir mal jemand erklären.«
    »Richtig, es ist nicht einfach, Zauberin.«
    »Lass diesen Namen zur Seite, bitte. Nenn mich ab jetzt Lisette. So heiße ich wirklich.«
    »Ja, danke.«
    Der Templer schaute zwei dunklen Vögeln nach, die durch die Luft segelten, um sich später in der Krone eines Eichenbaums zu verstecken.
    »Du hast schon Recht, Lisette. Um etwas aus der Vergangenheit in seiner Erinnerung zu erleben, muss man
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