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113 - Die Vampireule

113 - Die Vampireule

Titel: 113 - Die Vampireule
Autoren: Dämonenkiller
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und man einen gefüllten Bauch hat. Vor allem auf den gefüllten Bauch kam es an. Heute hatten sie Glück gehabt. Zwei seiner Söhne hatten auf einem Bauernhof in der Nähe von Eske ein Schwein gestohlen.
    „Pa, spiel uns was vor!" rief Raymond.
    Warum nicht, dachte Brian und griff nachdem Banjo, das neben ihm stand. Er stand auf, hing es sich um die Schultern und begann zu spielen. Während er spielte, ging er im Kreis um das hochlodernde Feuer herum. Dabei sah er seine Kinder und seine Enkelkinder an.
    Sie waren eine große Sippe. Mehr als vierzig Menschen wohnten in den drei Pferdewagen. Sein ältester Sohn war dreißig Jahre alt, und sein jüngster war vor zwei Tagen sechs Jahre alt geworden. Brian war stolz, ein Tinker zu sein, obzwar das Leben immer schwieriger wurde. Im Sommer ging es ja, aber sobald der Winter kam, wurden die Probleme immer größer.
    Er hob den Kopf, als ein Pferd wieherte. John und George legten den Pferden Fußfesseln an, dann kamen sie zurück ins Lager.
    Brian hörte mit dem Spielen auf. Er lehnte das Banjo an den Wagen und stemmte die Hände in die Hüften.
    „Die Kinder sollen schlafen gehen", sagte er laut und setzte sich nieder.
    Seinem Befehl wurde augenblicklich Folge geleistet. Was er bestimmte, das wurde widerspruchslos durchgeführt. Ohne Widerrede gingen die Kinder und Jugendlichen bis zu vierzehn Jahren in die Wagen. Zwischen den Wagen waren ein paar Zelte aus grünem Stoff zu sehen. Während der warmen Jahreszeit schliefen die Erwachsenen in den Zelten, da es in den Wagen ziemlich eng wurde. Brian musterte kurz Frank, einen seiner Söhne, der neben Mona saß, die sein Sohn vor einem Vierteljahr geheiratet hatte. Als er an die Hochzeitsfeier dachte, mußte er grinsen. Drei Tage hatte die Hochzeit gedauert. Es war ein Fest gewesen, wie man es nur selten erlebte. Unzählige Flaschen Bier und Whisky waren seine Kehle hinuntergeronnen. Mona stammte aus der Sippe der O'Driscolls, einer angesehenen Tinkerfamilie. Frank hatte es gut getroffen, so wie fast alle seine Kinder. Seine Frau war hübsch, ein dralles rothaariges Mädchen mit einer Haut so sanft wie ein Pfirsich.
    Sein Blick wanderte weiter, und sein Gesicht verdüsterte sich. Sein Schnurrbart schien sich zu sträuben. Er unterdrückte in letzter Minute einen gequälten Seufzer. Liz, seine sechzehnjährige Tochter, war sein Sorgenkind. Sie war klein und unscheinbar wie eine Feldmaus. Ihr Gesicht war voller Pickel, das dunkle Haar war strähnig und ständig verklebt. Ihr Körper schien nur aus Haut und Beinen zu bestehen; zusätzlich war sie ganz zum Unterschied seiner anderen Töchter flach wie ein Bügelbrett. Viel schlimmer war es aber, daß sie sich hoffnungslos in einen Jungen aus der Sippe der McDonnagh verliebt hatte, der aber nichts von ihr wissen wollte.
    „Liz, komm zu mir her!" befahl Brian O'Reilly barsch.
    Gehorsam stand seine Tochter auf, schob sich das Haar aus der Stirn und kam auf ihn zu.
    „Setz dich!" sagte er, und seine Stimme klang jetzt fast sanft.
    Folgsam setzte sich Liz neben ihn auf die Holzbank. Das schönste an ihr sind die großen, dunklen Augen, dachte Brian.
    Er räusperte sich.
    „Wir waren alle mal unglücklich verliebt", sagte er. „Das geht vorüber. Keine Bange, Mädchen! Wir finden für dich einen Mann."
    „Ich will aber nur Jim haben", flüsterte Liz.
    „Unsinn!" sagte ihr Vater und fuchtelte grimmig mit den Händen in der Luft herum. „Er ist nichts für dich. Er ist kein echter Tinker. Er arbeitet jetzt in einer Fabrik in Donegal."
    „In Donegal?" fragte Liz überrascht.
    „Ja", sagte Brian und nickte. „Heute habe ich Sean getroffen. Er hat es mir erzählt. Jim hat sich mit einem Mädchen aus der Stadt verlobt. Einer Verkäuferin."
    „Das kann ich nicht glauben", sagte Liz mit versagender Stimme. Sie ballte die Hände, und Tränen hingen in ihren Augenwinkeln.
    „Es ist aber so, mein Kind", sagte Brian sanft. „Vergiß ihn! Er wäre auf keinen Fall ein Mann für dich gewesen."
    Nun heulte Liz hemmungslos. Tränen liefen über ihre Wangen, und sie schluchzte laut. Brian klopfte ihr beruhigend auf die Schultern, doch das half nichts. Das junge Mädchen weinte weiter.
    „Bei der Ruine ist ein Mann, Pa", sagte Patrick, der die Tiere versorgt hatte.
    Brian war über diese Unterbrechung alles andere als unglücklich. Er stand rasch auf. „Grace, kümmere dich um Liz! Roger und Pat, ihr kommt mit mir!"
    Die Ruine war etwa fünfhundert Schritte von ihrem Lager entfernt. Sie lag
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