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113 - Die Vampireule

113 - Die Vampireule

Titel: 113 - Die Vampireule
Autoren: Dämonenkiller
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handelt."
    „Richtig", stimmte ich ihr zu. „Da kann uns sicherlich Trevor Sullivan weiterhelfen."
    „Du denkst doch nicht daran, jetzt einfach nach Indien zu fliegen?" fragte Coco.
    „Ich muß jedem Hinweis nachgehen", sagte ich.
    „Und was ist mit Olivaro?" fragte Coco. „Er will sich doch bald mit uns in Verbindung setzen."
    „Ich kann ja in wenigen Stunden zurück sein", sagte ich. „Aber vorerst muß ich wissen, um welchen Tempel es sich handelt. Wir kehren zum Elfenhof zurück."
    Wenige Augenblicke später fanden wir uns in der Scheune wieder. Rasch öffnete ich die Tür und trat ins Freie. Kurz bevor wir das Wohngebäude erreicht hatten, ließ mich ein lauter Knall herumwirbeln. Aus einer tiefhängenden, schwarzen Wolke zuckten Blitze hervor und schlugen in den Boden ein. Dampf und Staub stiegen empor und verbanden sich zu einer Art Windhose, die auf uns zuraste.
    Dann spürte ich die Gedanken.
    „Meine Artgenossen rufen mich", hörte ich Olivaro sagen. „Ich muß diesem Ruf folgen. Helft mir! So rasch als möglich! Kommt nach Irland! Bei einer Ruine am Lough Derg wird ein Bote warten, der euch Genaueres sagen wird. Ihr müßt rasch handeln, sonst bin ich verloren."
    Die Windhose löste sich auf. Staub wurde uns ins Gesicht geschleudert, und Olivaros Gedanken waren nicht mehr zu spüren.
    Hast du auch Olivaros Botschaft empfangen, Coco?"
    „Ja", antwortete Coco. „Er will, daß wir nach Irland kommen."
    Was war nun wichtiger? Sollte ich Olivaros Hilferuf folgen oder nach Indien gehen? Die Entscheidung fiel mir leicht. Olivaro war im Augenblick wichtiger für mich. Von ihm hoffte ich nähere Informationen über die Janusköpfe zu erhalten. Um den Tempel in Indien konnte sich auch Unga kümmern.
    Wir betraten das Wohngebäude.
    „Ich unterhalte mich jetzt kurz mit Unga, Coco", sagte ich. „Dann suchen wir ein Magnetfeld, das uns nach Irland bringt. Wir folgen Olivaros Hilferuf."
    Coco zeigte keine Überraschung. „Soll ich etwas Spezielles mitnehmen?"
    „Nein. Nur die übliche Ausrüstung."
    Ich betrat die Bauernstube, während Coco in unser Zimmer ging.

    Brian O'Reilly war mit sich und der Welt ausnahmsweise einmal zufrieden. Er rülpste geräuschvoll und verschränkte die fleischigen Finger über seinem Bauch. Mit der Zunge strich er über die dicken Lippen und den zerzausten Schnurrbart. Träge schloß er die Augen halb und ließ sich vom Gemurmel seiner Sippe einlullen.
    Brian O'Reilly war das Oberhaupt der Sippe der O'Reillys. Sie waren Tinkers, fahrende Kesselflicker, die aber jetzt hauptsächlich von Gelegenheitsarbeiten lebten.
    Er hob den Blick, als Grace, seine Frau, auf ihn zukam, stehenblieb und ihm ein Glas reichte. Brian griff grunzend nach dem Glas, roch daran und schnaubte zufrieden. Bedächtig trank er einen Schluck. Dabei musterte er seine Frau.
    Grace war in seiner Größe, etwa ein Meter fünfundsechzig. Sie hatte runde Arme und stämmige Beine und war wie er fünfzig Jahre alt. Ihr Gesicht war rund, das dunkle Haar mit grauen Strähnen durchzogen. Vor dreißig Jahren war sie ein hübsches Mädchen gewesen; davon war nichts mehr zu sehen. Sie hatte ihrem Mann achtzehn Kinder geschenkt, von denen zwölf am Leben geblieben waren. Die anderen sechs waren schon wenige Wochen nach ihrer Geburt gestorben.
    „Trink auch einen Schluck, Grace!" sagte Brian gutmütig.
    Grace ließ sich nicht lange bitten. Gierig trank sie einen Schluck Whisky.
    „Schmeckt nach mehr", sagte sie grinsend.
    Brian lachte glucksend, nahm seiner Frau das Glas fort und kippte den Whisky auf einen Zug hinunter. Er genoß die Wärme, die sich in seinem Magen ausbreitete. Es war kühl. Der Himmel war mit dunklen Wolken bedeckt, und alle paar Minuten ging ein leichter Regenschauer nieder. Doch daran waren sie alle gewöhnt.
    Grace wandte sich ab und ging zu ihren Kindern. Brian sah ihr gedankenverloren nach. Dann blickte er sich um. Der Lagerplatz war gut gewählt. Die drei tonnenförmigen Pferdewagen standen auf einem Hügel unweit einer uralten Ruine. Die sechs buntscheckigen Pferde weideten hinter den Wagen. Zu ihnen hatten sich ein halbes Dutzend Ziegen und Schafe gesellt, die von einigen Halbwüchsigen bewacht wurden. Sein Blick fiel auf seine Mutter, die vor dem Reisigfeuer auf einem Schemel saß und eine kurzstielige Pfeife rauchte. In der linken Hand hielt sie eine Tasse, die mit dampfendem Tee gefüllt war.
    Das Leben kann so herrlich sein, dachte Brian O'Reilly, wenn einen die anderen in Ruhe lassen
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