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0083 - Der Spinnen-Dämon

0083 - Der Spinnen-Dämon

Titel: 0083 - Der Spinnen-Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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Entgegen der sprichwörtlichen Sparsamkeit der Schotten hatte Ferguson McCormack bei seiner Discothek nicht gespart. Sie konnte sich sogar mit Discos in London messen. McCormack hatte seinen Tanzschuppen allerdings mitten ins schottische Hochmoor gesetzt. Er war davon ausgegangen, daß es auch in dieser Gegend genügend Jugendliche gab, die sich abends unterhalten wollten und denen der heimische Fernseher ein Greuel war. Und er hatte recht behalten.
    Die jungen Leute kamen aus allen Himmelsrichtungen und scheuten auch vor langen Anfahrtwegen nicht zurück. Dementsprechend groß war der Parkplatz vor dem MANHATTAN.
    Mitternacht. Ein neuer Tag brach an, der siebzehnte Februar. Der Betrieb im MANHATTAN lief noch auf Hochtouren. Auf Hochtouren lief auch ein Motorrad auf dem Parkplatz. Es war bitterkalt. Der Motor sollte warm werden.
    »Ach, Harry!« Cora Fillyhan zog einen Schmollmund. »Jetzt ist es doch erst richtig toll geworden! Warum müssen wir denn schon aufbrechen?«
    Harry Platter stülpte sich den Schutzhelm über die blonden Naturlocken und befestigte den Riemen. »Baby, unsere Tankstelle öffnet um sieben! Bei diesem Wetter sind die Straßen womöglich vereist. Ich habe keine Lust, im Moor zu landen. Also muß ich langsam fahren, okay?«
    »Ja, schon!« Cora Fillyhan war wirklich enttäuscht. Sie beide hatten erst vor wenigen Minuten ein Solo auf die Tanzfläche gelegt, daß die übrigen Besucher der Disco im Kreis um sie herumgestanden und zugesehen hatten. Aber sie sah ein, daß Harry recht hatte.
    »Du kannst ja noch hierbleiben«, bot Harry seiner Freundin an. »Aber dann mußt du mit einem anderen nach Hause fahren.« Sie wohnten beide in demselben Dorf am Rand des Moores.
    Obwohl der eisige Wind durch ihre Kleider biß, lachte Cora laut auf. »Dein Gesicht möchte ich sehen, Harry, wenn ich wirklich hier bleibe!« rief sie und schmiegte sich kurz an den jungen Mann. »Du platzt doch jetzt schon vor Eifersucht!«
    »Ich bin nie eifersüchtig«, behauptete Harry und mußte über seine eigene Lüge grinsen. »Ab geht die Post!«
    Cora schwang sich auf den hinteren Sitz. Sie trugen beide über ihrer Disco-Kleidung schwere Lederkluft, die sie einigermaßen vor dem in diesem Jahr besonders grimmigen Winter schützte.
    Harry gab vorsichtig Gas. Die Straße war tatsächlich sehr glatt. Vom Moor trieben feuchte Schleier herüber und froren auf dem Asphalt. Trotzdem hatte Cora keine Angst, sie verließ sich auf ihren Freund.
    Das Motorrad war weit und breit das einzige Fahrzeug, das bei diesem Wetter und um diese Zeit unterwegs war. Cora wandte einmal noch den Kopf. Die bunten Lichter des MANHATTAN blieben hinter ihnen zurück und wurden von den Nebelfetzen aus dem Moor verschluckt. Dann wandte sie sich wieder nach vorne.
    Der Kegel des Scheinwerfers riß nur ein schmales Band in die Dunkelheit. Links und rechts der Straße glaubte Cora, huschende Gestalten zu erkennen, winkende Riesen, Gnome, Fabelwesen! Sie war ein modernes junges Mädchen und davon überzeugt, daß die Geschichten der Alten nur Geschichten waren, aber sie konnte sich der unheimlichen Stimmung des nächtlichen, winterlichen Moors nicht entziehen.
    Und dann kam das unangenehmste Stück. Hier lief die schmale Asphaltstraße zwei Meilen lang über einen künstlich aufgeschütteten Damm. Links und rechts der Fahrbahn fiel die Böschung steil ins Moor ab. Überdimensionale rote Schilder warnten vor den tödlichen Gefahren. Zusätzlich war die Straße durch Leitplanken abgesichert.
    Plötzlich stieß Harry einen Schrei aus. Cora zuckte zusammen und beugte sich zur Seite. Und dann sah sie, worüber ihr Freund erschrocken war.
    Auf der Straße lag ein Mann, dicht neben der Leitplanke, verkrümmt und scheinbar leblos. Mehr als unförmige braune Kleider und ein blasses, eingefallenes Gesicht konnte Cora nicht erkennen.
    Was war hier nur passiert? Eine Gänsehaut lief über ihren Rücken! An dieser Stelle waren nie Fußgänger unterwegs. Hatte der Mann einen Unfall gehabt? Oder war er betrunken und wollte sich hier ausschlafen? Es wäre sein sicherer Tod gewesen, die Temperaturen lagen empfindlich unter dem Gefrierpunkt. Wenn sie dem Mann nicht schnellstens halfen, starb er falls er überhaupt noch lebte.
    »Fahr weiter!« rief Cora keuchend.
    Sie erschrak über sich selbst. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Damit verurteilte sie den Hilflosen praktisch zum Tod! Trotzdem schrie sie. »Harry, fahr um Himmels willen weiter! Bleib nicht stehen!«
    Er nahm
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