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0083 - Der Spinnen-Dämon

0083 - Der Spinnen-Dämon

Titel: 0083 - Der Spinnen-Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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in meinen Augen die hübscheste Privatdetektivin der Welt. »Es war eine Schnapsidee, nicht zu fliegen und statt dessen mit dieser alten Karre von London nach Schottland zu kutschieren!«
    Ich grinste flüchtig und ließ den nagelneuen Bentley über die gewundene Straße rauschen, die sich durch eine atemberaubend schöne Landschaft zog. Zwar kannte ich Schottland sehr gut, war aber jedesmal wieder von seinen wildromantischen Hügeln und den dunklen Seen fasziniert. Dabei wurde ich auch unwillkürlich an Loch Morar mit seinem Ungeheuer erinnert. [1]
    »Könnte sein, daß wir hier langer zu tun haben, Darling«, erwiderte ich und hielt Ausschau nach Wegweisern. »Und da möchte ich nicht auf den Wagen verzichten.«
    »Du hättest doch lieber Suko mitnehmen sollen«, behauptete Jane, der es schon etwas besser ging. Sie hatte eine Stunde geschlafen, und das im fahrenden Wagen. Jetzt ordnete sie ihr blondes Haar, das mich stets an reifen Kansas-Weizen erinnerte, und überprüfte ihr Make-up. Auch ohne »Kriegsbemalung« wäre sie eine Schönheit gewesen.
    »Suko wollte nicht, wie du weißt«, erwiderte ich und lachte leise. »Ich glaube, mein Freund und Kampfgefährte kocht sein eigenes chinesisches Süppchen.«
    »Ein sehr privates Süppchen.« Nun lachte auch Jane und strich ihren graubraunen Hosenanzug glatt. »Und er möchte nicht, daß wir ihm in den Topf gucken und herausfinden, daß diese Suppe einen Mädchennamen hat.«
    Im Bentley war es angenehm warm, während Schneeregen gegen die Windschutzscheibe trommelte, daß die Scheibenwischer kaum nachkamen. Es war elf Uhr vormittags, Montag, der zwanzigste Februar. Ich registrierte es und rechnete kurz nach.
    »In einer halben Stunde sind wir in Inverness, Darling. Dort erwartet uns Inspektor Morronen, der mit uns zum Sanatorium fährt. Sobald wir mit dem Mädchen gesprochen haben, werden wir klarer sehen. Vielleicht ist es gar kein Fall für mich!«
    Jane stöhnte in gespielter Verzweiflung. »Dann hätten wir ja die ganze Fahrt von London nach Schottland umsonst gemacht!« rief sie.
    »Nicht umsonst«, sagte ich und zog den Bentley vorsichtig in eine Kurve. »Wenn das Verschwinden dieses jungen Mannes keine Sache für Scotland Yard ist und keine Geister und Dämonen im Spiel sind, machen wir beide Urlaub. Mindestens drei Tage lang. Das verspreche ich dir.«
    »Tue es lieber nicht, du hältst dein Versprechen doch nicht«, erwiderte Jane trocken. »Ich kenne dich! Irgendetwas findest du immer, um das du dich kümmern mußt.«
    Womit sie auch wieder recht hatte. Aber so war es, wenn man sich als Oberinspektor von Scotland Yard ausschließlich mit Fällen beschäftigte, in denen Dämonen die Menschen peinigten. Die bösen Mächte befanden sich auf dem Vormarsch. Ich focht gemeinsam mit einigen Kollegen aus der Zunft der Geisterjäger gegen diese Mächte, aber kaum hatten wir hier einen Dämon vernichtet und gebannt, standen an einer anderen Stelle neue böse Geister auf. Trotzdem durften wir nicht aufgeben, wenn wir die Menschheit retten wollten.
    »He, John, träumst du?« Jane stieß mich an. »Ich habe dich etwas gefragt!«
    Ich schrak zusammen. »Tut mir leid, ich war in Gedanken.«
    »Ich habe gefragt, warum Sir Powell überhaupt auf dich verfallen ist«, wiederholte meine Begleiterin.
    Sir, Powell, mein Vorgesetzter bei Scotland Yard, hatte mich nach Schottland geschickt, damit ich mich um einen Vermißtenfall kümmerte. Das tat er für gewöhnlich nur, wenn an einer Sache wirklich etwas dran war.
    »Die Begleiterin des jungen Mannes spricht ständig von einer unheimlichen Gestalt aus dem Moor.« Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht ist es wirklich nur falscher Alarm.«
    Wir fuhren gerade durch eine menschenleere Gegend. Der Schneeregen behinderte die Sicht ganz beträchtlich.
    »Ich werde froh sein, wenn ich endlich aussteigen kann«, meinte Jane.
    Im nächsten Moment starb der Motor ab. Einfach so. Was der Bentley noch nie getan hatte, geschah. Er rollte aus und blieb stehen. Ich drehte den Zündschlüssel, doch nichts rührte sich. Nicht einmal der Starter sprang an.
    »Auch das noch!« seufzte Jane Collins. »Oder machst du das absichtlich, um mich zu verführen?«
    Mir war gar nicht zum Lachen zumute, als ich den Kragen hochschlug und ausstieg. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich, eine Beklemmung, die ich mir selbst nicht erklären konnte.
    Ich öffnete die Motorhaube. Nach zehn Minuten hatte ich noch immer keinen Fehler gefunden, war aber bis auf die
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