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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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die Lücken blinzeln konnte.
    Wir sahen hin.
    Und wir bekamen mit, wie gierig und hungrig der Riese war. Ich hatte erlebt, wie er einen Menschen verschlungen hatte, jetzt bekamen wir hautnah mit, wie mit dem Hund das gleiche geschah.
    Er stopfte das halbtote Tier in sein gewaltiges Maul, und es paßte auch hinein.
    Das Maul schloß sich.
    Dann bewegte sich die Beute nach unten. In Höhe des Halses malte sie sich noch einmal ab. Es sah aus wie bei einer Schlange, die ein Kaninchen in sich hineinwürgte.
    Der Hund wanderte nach unten. Noch einmal beulte sich die dünne Haut am Hals nach vorn aus, dann rutschte das Tier in die breite Kehle hinein und war weg.
    Der Riese hatte nicht einmal gekaut, sondern den Hund einfach so verschluckt.
    Es war nicht still geworden. Nach wie vor schrieen die Schafe und trauten sich nicht zu fliehen. Sie standen dicht gedrängt auf der Weide, aber mir kam es vor, als hätte mich eine unheimliche Stille umfangen. Ich sah nur den verdammten Riesen, der seinen Oberkörper wieder bewegte und dabei versuchte, aus dem Boden zu steigen.
    Es würde ihm gelingen, das stand fest. Aber es durfte ihm nicht gelingen. Wenn er einmal frei war, dann gab es nichts mehr, was ihn aufhalten konnte. Dann würde er über Glastonbury herfallen und alles zerstören. Und das wäre dann keiner dieser Katastrophenfilme, sondern die nackte Wirklichkeit.
    Der Riese wischte mit seinem rechten, sehr langen Arm wieder über den Boden. Die Schafe waren zwar entfernt, aber nicht weit genug weg. Und so bekamen seine kräftigen Finger das nächste Opfer zu packen. Er zog es zu sich heran, und das Schaf schrie erbärmlich, als auch sein Körper zusammengepreßt wurde.
    Der Schäfer schrie ebenfalls. Nur nicht vor Schmerzen, sondern vor Wut und Hilflosigkeit.
    Auch das Schaf verschwand im Maul des Riesen. Es spielte sich der gleiche Vorgang ab wie bei dem Hund. Im Maul war Platz genug. Und wieder konnten wir seinen Weg in Höhe des Halses verfolgen, bis sich das große Loch schloß.
    Vorbei!
    Diesmal kaute der Riese noch. Vielleicht Reste, aber es erschien kein Blut an den Rändern seines Maules.
    Die anderen Schafe waren zurückgewichen. Noch blieben sie dicht beisammen. Im Pulk wanderten sie zur Seite hin. Sie schrieen und blökten dabei. Sie waren in Panik geraten, so daß sie nicht mehr aufeinander Rücksicht nahmen. Jedes wollte so schnell wie möglich aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich heraus. Die Folge war ein gegenseitiges Behindern. Sie verletzten sich, denn die Stärkeren setzten sich gegen die Schwächeren durch.
    Die Panik war ebenso groß wie die Wucht der Masse. Die Tiere preßten sich gegen den Zaun und drückten ihn zur Seite, so daß sie nichts mehr halten konnte.
    Der Weg war jetzt frei!
    Sie stürmten weg. Eine gewaltige Masse an rennenden und taumelnden Tieren, deren Rücken beim Laufen auf- und niederwogten, so daß sie mir wie ein wanderndes Meer vorkamen.
    Wir blieben.
    Und auch der Riese.
    »Wie war das noch?« fragte Bill. »Du hast damals in ein Auge geschossen?«
    »Ja!«
    »Okay.«
    Ich zog die Beretta. Die Distanz war nicht gut für einen Pistolenschuß. Hinzu kamen die Lichtverhältnisse, die auch nicht gerade als ideal bezeichnet werden konnten. Es war einfach zu dunkel, und ich mußte schon viel Glück haben, um einen gezielten Treffer zu erreichen.
    Bill Conolly wartete neben mir. Ich sah den Schweiß auf seiner Stirn. Er hielt die ultimative Waffe in der Hand, und wir rechneten damit, daß sie auch den Riesen schaffte.
    Auf den Schäfer achteten wir nicht. Er bekam auch kaum mit, was sich bei uns abspielte, denn er hatte sich etwas zurückgezogen und starrte der fliehenden Schafherde nach.
    Natürlich wollte ich ein Auge treffen, aber ich bin kein ausgebildeter Scharfschütze. Trotzdem erwischte das erste geweihte Geschoß den Kopf des Monstrums.
    »Ja!« schrie Bill.
    Das Klatschen des Aufpralls hatten wir nicht gehört, bekamen nur die Reaktion mit, denn der Kopf des Riesen wurde in den Nacken geschleudert.
    Ich schoß noch einmal.
    Diesmal erwischte ich den Hals. Es war mehr Zufall, und es hatte ausgesehen, als wäre die Kugel in einen Baumstamm geschmettert. Der Riese brüllte. Zum erstenmal überhaupt hörten wir etwas von ihm, und er schlug mit seinen gewaltigen Armen um sich. Dabei hielt er sie über seinem Kopf, und so passierte nichts.
    Das war Bills Chance. Er stellte sich für einen Moment auf die Zehenspitzen. Sein angespanntes Gesicht zeigte an, daß er sich entschlossen
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