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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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»Nein, nein, laß mal. Hunger habe ich nicht. Wohl aber Durst. Außerdem bin ich mit dem Wagen da. Deshalb plädiere ich heute für Wasser. Und zum reinen Privatvergnügen hast du mich ja nicht eingeladen, wie ich annehme.«
    »Stimmt.«
    Es war früher Abend. Ein wunderschöner Tag begann, sich zu verabschieden. Frühling, wie er sein sollte. Allerdings schon etwas zu warm. Immer noch besser als langer Regen.
    Bill hatte vor die Fenster seines Arbeitszimmers die Rollos zur Hälfte nach unten gezogen. Natürlich gab es einen Computer mit Internet-Anschluß, aber neben dem Fax und der Telefon-Anlage war der geräumige Raum doch ziemlich konventionell eingerichtet. Mir gefielen die mit Büchern vollgestopften Regale, auch der Geruch nach Holz, nach Papier. Es war eben ein besonderes Flair, das diesen Raum auszeichnete. Dazu zählte auch der große, schon antike Schreibtisch, auf dem wirklich Platz genug war, den Bill auch nutzte. Wie immer war er überladen mit Papieren, Büchern, Zeitschriften und Illustrierten.
    »Setz dich doch.«
    Ich wunderte mich schon, daß Bill hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, sonst hatten wir uns in die Sessel geflegelt, die ebenfalls noch bereit standen.
    Ich holte mir einen Stuhl mit gepolsterter Sitzfläche heran. »He, was ist denn los? Ich dachte, das hier wäre ein Gespräch unter Männern. Privat und…«
    »Nein, John, nicht so privat.«
    »Dienstlich?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das könnte es sehr schnell werden. Aber ich will nichts vorwegnehmen.« Er hockte auf seinem Sessel und schaute brütend auf seine Hände, die dicht nebeneinander lagen. Er machte auf mich keine toughen Eindruck, auch seine Lockerheit war verschwunden, sein Humor, sein Grinsen. Es mußte etwas geben, das meinen Freund bedrückte.
    »Dann rück mal raus mit deinen Problemen«, forderte ich ihn auf. »Ich denke nicht, daß sie privater Natur sind.«
    »Nein, das auf keinen Fall. Es geht da schon um eine Sache, die ziemlich schwierig ist.«
    »Hast du deine Reporternase wieder zu tief in gewisse Dinge hineingesteckt und sie jetzt eingeklemmt?«
    »Nein, nein«, sagte Bill und winkte ab. »So ist das auch nicht. Da war nichts geklemmt oder ist nichts verbogen, aber ich habe mich auf eine Sache eingelassen, über die ich unbedingt mit dir reden muß. Sie fällt in dein Gebiet.«
    »Worum geht es?«
    Bill strich sein braunes Haar zurück und bewegte seinen rechten Arm. Er schob ihn über den Schreibtisch hinweg auf ein Ziel zu, das ich nicht sah, weil es vom Bildschirm des Computers verdeckt war. Auch als Bill seine Hand wieder zurückzog, sah ich noch nicht, was er da geholt hatte.
    Ein Schriftstück oder eine Akte jedenfalls war es nicht. Trotzdem spürte ich die Veränderung, die stattfand. Zwischen uns hatte sich so etwas wie ein Spannungsfeld aufgebaut, und ich hatte das Gefühl, am Beginn eines Falls zu stehen, der mich durch alle Höhen und Tiefen einer mörderischen Achterbahn führte.
    Noch hielt Bill den Gegenstand in seiner Hand verborgen. Er schob sich über den Schreibtisch hinweg auf mich zu. Ich schaute auf seine Faust, die sich erst öffnete, als sie zur Ruhe kam.
    Ein Röhrchen lag auf der Handfläche.
    Nicht mehr und nicht weniger. Das Gefäß war mit einer dunklen Flüssigkeit gefüllt. Ich erkannte auch die Farbe - rot.
    Unsere Blicke trafen sich.
    »Ist es das, weshalb ich herkommen sollte?«
    »Ja, John, das ist es.«
    »Okay, darf ich raten?« Ich nickte zu dem kleinen Gegenstand hin. »Es ist mit Blut gefüllt, nicht wahr?«
    Bill lächelte. »Richtig.«
    »Menschenblut?«
    »Nein.«
    »Altes Blut? Tierblut? Dämonenblut, was weiß ich? Komm, spann mich nicht länger auf die Folter.«
    Bill Conolly antwortete flüsternd. »Es ist das Blut aus einer Quelle, John! Ja, du hast richtig gehört. Blut aus einer Quelle…«
    ***
    Hatte ich bisher unser Zusammentreffen als einen lockeren Besuch unter zwei Freunden abgehakt, so war es jetzt mit der Lockerheit vorbei. Bill war zwar ein humorvoller Mensch, der auch zahlreiche Witze erzählen konnte, das hier war jedoch kein Witz. Es war ihm verflucht ernst gewesen.
    Darauf deutete auch sein Gesichtsausdruck hin.
    »Also aus einer Blutquelle«, sagte ich leise.
    »So ist es.«
    »Darf ich es mal anschauen?«
    »Bitte. Es ist auch für dich. Deshalb habe ich mich mit dir ja treffen wollen.«
    So etwas Ähnliches hatte ich natürlich geahnt. Mit spitzen Fingern klaubte ich das Glasröhrchen von seinem Handteller weg und hielt es hochkant
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