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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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verklungen. Meine Hand schwebte noch immer über dem Kreuz, und das kleine Gefäß war gekippt.
    »Willst du noch einen Versuch starten?« fragte Bill leise.
    »Ich denke schon. Es war erst der Anfang, und es war auch nicht normal.«
    »Du meinst das Zischen?«
    »Was sonst?« Ich schaute auf den Blutfilm. »Es kann sein, daß dies erst der Anfang gewesen ist. Daß die Flüssigkeit nicht normal ist, steht fest. Ich frage mich nur, wie wenig normal sie ist. Das genau müssen wir herausfinden.«
    »Sie scheint deinem Kreuz nicht eben freundlich gegenüberzustehen, John.«
    »Abwarten.« Wieder kippte ich das Röhrchen. Beim erstenmal hatte ich nur einen kleinen Tropfen nach unten fallen lassen, diesmal sollte er größer werden.
    Nur nichts übereilen, sagte ich mir, obwohl meine Hand leicht zitterte. Ich preßte die Lippen zusammen, konzentrierte mich auf die Flüssigkeit, sah wie der jetzt größere Tropfen hervorrutschte und nach unten fiel.
    Auch jetzt landete er genau in der Mitte!
    Wieder hörte ich das Zischen!
    Zugleich passierte etwas anderes. Rauch löste sich in Wölkchen und wallte empor. Grauer Qualm mit einigen rötlichen Einschlüssen darin. Es war eben der Rest dieser Flüssigkeit, der seine Form verändert hatte.
    Fasziniert beobachtete ich das Schauspiel. Mein Gesicht befand sich praktisch über dem Kreuz. Ich versuchte, jede Einzelheit herauszufinden und wunderte mich dann, daß dieser Rauch sich nicht verdünnte und auflöste, wie es normal gewesen wäre.
    Da passierte etwas ganz anderes und das Gegenteil von dem, das ich erwartet hatte. Der Rauch nahm an Dichte zu. Er breitete sich aus. Er stieg dabei in die Höhe, näherte sich immer mehr meinem Gesicht und streifte es.
    Sehr deutlich spürte ich, wie er an meinen Wangen entlangstrich, und ich schloß die Augen, weil ich nicht wollte, daß er in sie hineindrang.
    Zugleich hielt ich die Luft an, doch das brachte auch nichts. Es geschah etwas sehr Seltsames. Dieser Rauch trieb mich hinein in eine andere Welt. Ich hatte einfach den Eindruck, mich von meinem Stuhl zu lösen und wegzuschweben. Den Atem konnte ich ebenfalls nicht mehr länger anhalten, und es war mir auch nicht möglich, die Augen weiterhin zu schließen.
    Ich riß sie auf.
    Bill saß mir gegenüber. So hätte es sein müssen. Sicherlich hockte er auch noch dort, aber ich bekam ihn nicht mehr zu Gesicht, denn der Rauch verdeckte alles.
    Er war wie ein Nebel. Er war dicht. Er nahm alles unter seine Kontrolle.
    Und ich schaute hinein. Aber war ich das noch? Ich war wie jemand, der seinen Körper verlassen hatte. Der Geist war verschwunden, und ein anderes Erleben bekam die Kontrolle über mich.
    Die Flüssigkeit, vielleicht auch das Blut, war etwas völlig anderes. Sie diente als Bote für eine andere Welt, die sich in ihr verborgen gehalten hatte.
    Erinnerungen. Gespeichert, wie in einem Computer, die jetzt freikamen.
    Es war unwahrscheinlich. Der Rauch mußte noch vorhanden sein, aber ihn sah ich nicht mehr, sondern ich schaute in das hinein, was er freilegte. Es war eine Botschaft für mich. Ein Erleben, das ich ungemein deutlich mitmachte.
    Aus dem Rauch war eine Szenerie entstanden. Eine Welt, die in diesem Blut gespeichert war.
    Freier Blick hinein.
    Ich sah etwas, das bestimmt nichts mit der Gegenwart zu tun hatte. Vorgänge, die auch weit von mir entfernt stattfanden, und ich sah einen Mann, der sich in der Einsamkeit der Ebene bewegte, wie jemand, der auf der Suche war.
    Alles war so klar. Bilder, die in der Gegenwart zu sein schienen. Ein wunderbares Erleben. Ich kam mir vor wie jemand, der dies alles selbst erlebte und sogar in diese fremde Welt hineintauchte, damit ich die Stelle dieses Fremden einnahm.
    Mir öffnete sich die Welt, und ich ließ mich einfach treiben, treiben, treiben…
    ***
    Die Botschaft des Blutes
    Walter Wing hatte gewartet, bis die Nacht ihre tiefen Schatten über Glastonbury und Umgebung gelegt hatte. Eine Nacht in Glastonbury war immer etwas Besonderes. Zwar sah sie äußerlich nicht anders aus wie in den übrigen Orten der Welt, doch die Dunkelheit schien hier nicht nur zu bedecken, sondern auch etwas hervorzuholen; das sonst in den Erinnerungen begraben war.
    Zuviel lastete auf diesem englischen Jerusalem. Eine schwere Vergangenheit, die nicht so leicht abzuschütteln war. Die sich auch nicht zurückgezogen hatte, sondern nur versteckt hielt. Der Kreislauf der Zeiten hatte sie nicht aufgenommen und wenn ja, dann war sie wieder abgestoßen worden.
    Die
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