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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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seinem Gefühl.
    Wing war ein recht kleiner Mann mit schütterem Haar. In seinem Gesicht wuchs ein Bart, und schon seit Kindesbeinen trug er eine Brille.
    Einen Weg gab es hier nicht. Er war quer durch das Gelände gegangen und hatte Glastonbury hinter sich gelassen. Noch immer wurde in dieser Gegend Torf gestochen und auch gebrannt. Der Geruch war einfach nicht zu vertreiben. Tag und Nacht hing er über dem Ort und dessen Umgebung. Auch jetzt nahm Walter ihn wahr.
    Seinen Platz hatte er sorgfältig ausgewählt, um in Ruhe abzuwarten, welche Botschaft ihm die Vergangenheit wohl bringen würde.
    Aus dem Boden ragte ein flacher Stein hervor, der ihm wie ein Altar vorkam und ein idealer Sitzplatz war. Darauf nahm er Platz. Schon in den vergangenen Nächten hatte er hier gesessen und hinein in die Natur gelauscht. Dabei war die Botschaft immer deutlicher geworden, und er würde sie in dieser Nacht verstehen können.
    Noch mußte er warten. Geduckt mit leicht angezogenen Knien saß er auf dem Stein.
    In der Dunkelheit unterschied er sich kaum von den krumm gewachsenen Wacholderbüschen, die ihn umstanden. Auch sie sahen aus wie Menschen, die sich in Pflanzen verwandelt hatten und darauf warteten, erlöst zu werden.
    Die Luft roch. Sie hatte Geschmack. In ihr vereinigten sich zahlreiche Gerüche. Sie stiegen aus der Erde hoch, wurden aber auch von den umstehenden Wacholderbüschen abgegeben und kamen Walter Wing betäubend vor.
    Auch die Erde roch. Ein geheimnisvoller Geruch stieg aus ihr hervor. Nicht schwer und nach Lehm riechend, sondern dumpf, möglicherweise auch nach dem Blut derer, die seit Jahrtausenden unter diesem Boden begraben lagen.
    In Walters Umgebung war es still. Wenn er etwas hörte, dann waren die Geräusche normal, weil sie einfach zur Natur gehörten. Das leise Raunen des Windes. Das Flüstern, das Rascheln, wenn altes Laub bewegt wurde, das alles gehörte zu dieser geheimnisvollen Sinfonie.
    Es war eine Umgebung, in der sich die Aussagen der alten Märchen und Legenden hielten. Jeder Stein, jeder Strauch, jeder Flecken Erde hatte seine eigene Geschichte und war gespannt darauf, sie auch erzählen zu können.
    Walter Wing konzentrierte sich. Bei seinen ersten Besuchen war er nervös gewesen, das hatte sich später gelegt, als er gespürt hatte, daß ihm Glastonsbury nicht feindlich gegenüberstand. Man mußte diesem Zauber nur frei und offen entgegenkommen, dann wurde man auch nicht zu einem Opfer, sondern konnte sich als Mitglied fühlen.
    Aber eines, das trotz allem noch ziemlich außen stand. In die Zentren der Geheimnisse war Walter nicht eingeweiht worden. Er fragte sich, ob es Menschen gab, die dies geschafft hatten. So recht glauben wollte er es nicht. Viele mochten vielleicht an die Pforte geklopft haben, waren jedoch nicht eingelassen worden.
    Menschen, die einen bestimmten Blick für gewisse Dinge hatten. Es gab nicht sehr viele davon.
    Einen kannte Wing. Es war ein Kollege, ein gewisser Bill Conolly. Sie hatten sich hin und wieder auf Tagungen oder Kongressen getroffen, waren dann ins Plaudern geraten und hatten abends beim Wein auch über Dinge gesprochen, die leicht jenseits der Realität lagen.
    Walter Wing hatte in seinem Kollegen einen verständnisvollen Zuhörer gefunden, und er war über dessen profundes Wissen überrascht gewesen.
    Leider hatten sich beide Männer aus den Augen verloren. Es war nur ein lockerer Kontakt geblieben, und den wollte Walter Wing auch beibehalten. Hier war er allein. Bewußt, denn er wollte sich auf keinen Fall lächerlich machen und Bill erst dann einschalten, wenn er die entsprechenden Beweise in den Händen hielt. Danach würde man weitersehen, und seine nächste Reise nach Glastonbury würde er sicherlich nicht mehr allein unternehmen.
    Nun war er allein und fühlte sich auch so.
    Niemand hielt sich in seiner Nähe auf. Er war der einzige Mensch in dieser Stille. Nicht das einzige Lebewesen, daran glaubte er nicht, doch als Mensch fühlte er sich wie auf einer Insel, die irgendwo im Ozean schwamm.
    Ein Blick auf die Uhr. Mitternacht, die Tageswende. Walters Nervosität stieg. Er wußte, daß in dieser Nacht etwas passieren mußte. Das hatte er einfach im Gefühl. Das durch seine Adern rinnende Blut transportierte die Botschaft hinein in sein Gehirn, und er setzte sich damit auseinander.
    Vor wenigen Sekunden noch hatte er geduckt auf seinem Stein gesessen. Jetzt verändert er die Haltung. Er richtete seinen Oberkörper auf.
    So gewann er einen besseren
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