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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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Überblick. Er drehte den Kopf zur rechten Seite hin, weil dort das geheimnisvolle Tor lag. Die innere Botschaft zwang ihn einfach dazu, dorthin zu schauen.
    Es stand noch da.
    Wuchtig. Gebaut für die Ewigkeit. Allen Stürmen trotzend. Ein Zeichen aus der Vergangenheit, das weit hinein bis in die Zukunft ragte. Es konnte nicht zerstört werden, denn es wurde von geheimnisvollen Kräften zusammengehalten, die sich auch jetzt wieder zeigten, denn aus dem Stein hervor strahlte das grüne Leuchten ab.
    Ein geheimnisvoller Schimmer, der sich wie ein Nebel ausbreitete. Er flimmerte in der Dunkelheit, aber er blieb abstrakt, denn aus ihm malten sich keine Geister hervor.
    Walter Wing schaute auf die Uhr.
    Eine Minute mußte er noch warten!
    Er zählte die Sekunden. Nicht in Gedanken, sondern diesmal flüsternd. Das Gefühl der Beklemmung wollte nicht weichen. Es saß fest und tief in ihm, verbunden mit dem Wissen, daß etwas passieren würde.
    Noch blieb er allein.
    Noch war es still…
    Die letzten Sekunden rannen dahin. Fünf… vier… drei… zwei… eins - und…
    Mitternacht! Die Tageswende war erreicht. Er drehte den Kopf, weil er sehen wollte, ob sich das Tor geöffnet hatte, um den Weg zwischen den Zeiten freizugeben.
    Walter kam nicht dazu, in den offenen Durchgang zu schauen, denn etwas anderes lenkte ihn ab.
    Sehr deutlich hörte er das leise Plätschern in seiner unmittelbaren Umgebung.
    Wasser war hier nie gewesen. Das wußte er. Es gab in der Nähe zahlreiche Bäche, sie gehörten eben zu diesem Sumpfgebiet wie auch mancher von Menschen geschaffene Kanal.
    Aber nicht hier.
    Und doch plätscherte Wasser.
    Er schaute sich um und versuchte, herauszufinden, aus welcher Richtung ihn das Geräusch erreichte.
    Da - von links.
    Nicht einmal weit entfernt, höchstens eine Körperlänge. Dort war der Boden durch einen inneren Druck aufgebrochen und hatte Platz geschaffen für einen dunklen Strahl, für eine Quelle, die sich bisher zurückgehalten hatte.
    Etwa handbreit schoß die Quelle hervor. Er hörte das Plätschern und auch das Klatschen, als die Flüssigkeit wieder zurück auf den Boden fiel. Auf der leicht schrägen Ebene hatte sich bereits ein Rinnsal gebildet, wobei die Flüssigkeit sich die entsprechenden Furchen suchte, um sich so schnell wie möglich weiterzubewegen.
    Sie plätscherte in seine Richtung. Zwar krumm und schlangenhaft, aber das Wasser blieb auf dem Weg.
    Wasser?!
    Dieses Wort schrillte durch seinen Kopf. Walter Wing konnte sich plötzlich nicht vorstellen, daß es Wasser war, das aus der Erde sprang und sich nun seinen Weg bahnte. Auf dem dunklen Boden hätte es sich heller abheben müssen. Bei diesem immer breiter werdenden Rinnsal war es nicht der Fall. Die Flüssigkeit war ebenso dunkel wie der Untergrund. Was da aus dem Boden gedrungen war und noch immer Nachschub bekam, mußte etwas anderes sein.
    Das Tor zu Avalon hatte der Mann längst vergessen. In seiner Umgebung spielte die Musik, und er sah, wie die Flüssigkeit noch immer ihren Weg fand.
    Sie rann bereits in seiner Nähe entlang und sogar links an ihm vorbei. Walter schaute sich die Oberfläche an. Darauf tanzten Schatten, und er streckte die Hand aus, um die Fingerspitzen in die Flüssigkeit tauchen zu können.
    Sie war längst nicht so kalt, wie er es sich eigentlich vorgestellt hätte. Warm war sie aus der Erde gedrungen. Eine kleine Quelle, wie ein leicht abgekühlter Geysir.
    Die Flüssigkeit rann bis zu den Rändern seiner Fingernägel hin, und als er die Hand wieder anhob, da waren die Nägel dunkel. Er bewegte die Finger. Dabei stellte er fest, daß die Flüssigkeit nicht die Konsistenz von normalem Wasser hatte. Sie war viel schleimiger und erinnerte ihn an aus dem Boden quellendes Öl.
    Walter hielt die Hand dicht vor sein Gesicht.
    Es war zu dunkel, um eine genaue Farbe erkennen zu können. Aber er nahm diesen Geruch wahr.
    Damit kam er nicht zurecht. Roch das Zeug nach altem Blut oder mischten sich die Ingredienzien der Erde dort hinein? Er fand noch keine Lösung und holte mit der freien Hand sein Feuerzeug hervor. Es war so windstill, daß die Flamme Sekunden später ruhig brannte und auf seine Fingerkuppen schien.
    Jetzt war die Farbe zu erkennen.
    Rot! Tatsächlich rot.
    Ein dunkles Rot. Vermischt mit dem Schwarz der Erde. Und auch ziemlich zäh.
    »Blut«, flüsterte Walter Wing, »das kann nur Blut sein…«
    ***
    Er hatte sich recht schnell wieder gefangen, weil er sich auch darauf eingerichtet hatte. Seine
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