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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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alten Legenden und Sagen waren überall. Das große Tor, das sich unter dem fahlen Himmel auf dem Hügel erhob, schien so etwas wie ein Wächter zu sein, der aufpaßte, daß nichts passierte und alles so blieb wie sonst.
    Die Äcker, die Wiesen, das alles war gewichen, nachdem Englands größte Hochebene begann, auf der sich auch Orte wie Glastonbury befanden. Heide breitete sich aus. Sie ließ Raum für Eichen und gesundes Ackerland, das später in eine Sumpflandschaft überging, die sich bis an den Ort heranzog.
    Doch auch das fruchtbare Land zog sich zurück. Weiter, unbestellter Boden breitete sich aus. Auf den Kalkhöhen wuchsen düstere Wacholderbüsche. Eine Pflanze, die in der Sagen- und Legendenwelt eine große Rolle spielte. In alten Runenschriften stand geschrieben, daß der Wacholder mit seinen dunklen und geheimnisvollen Kräften das Land überströmt und die Nachricht der alten Götter den Menschen nähergebracht hatte, um ihnen zu zeigen, wie mächtig die Natur sein kann.
    Walter Wing hatte die Runen gelesen. Es war ihm nicht leichtgefallen. So hatte er lange Zeit damit verbracht, um herauszufinden, was sie ihm sagen wollten.
    Er war fasziniert gewesen. Das englische Jerusalem und dessen Umgebung sowie auch der Zugang zu Avalon hatten seine Augen für die Vergangenheit geöffnet und so ließ er sich von dem Gebiet gefangennehmen und auch faszinieren.
    Dicht und recht hoch wuchsen die Wacholderbüsche in seiner Nähe. Immer mehr waren es geworden, die sich in den kargen Boden festkrallten. Sie sahen aus wie Menschen, die sich zusammengekauert hatten und in diesen Haltungen erstarrt waren. Geduckte Riesen. Verwandelt, von einem Fluch getroffen, Erinnerungen an frühgeschichtliche Menschen, die ihre Blutopfer tief in der Erde vergraben und dafür gesorgt hatten, daß ihr Blut der Samen war, auf dem die Büsche gedeihen konnten.
    Eine Welt für sich. Nicht weit vom englischen Jerusalem entfernt und auch nicht von den Resten der alten Klöster und Kathedralen, die es auf dieser Ebene gab.
    Und natürlich der Hügel mit dem Tor.
    Von allen Seiten waren er und es zu sehen. Auch Walter Wing hatte sich davon faszinieren lassen; sogar zu dieser Zeit, kurz vor Mitternacht, konnte er dem großen Tor nicht ausweichen.
    Es stand da, und es wurde nicht von der Dunkelheit verschluckt. Wenn er länger auf dem Fleck stand und sich auf den Eingang zwischen den beiden Torsäulen konzentrierte, dann glaubte er, die farbliche Veränderung zu sehen.: Das Tor hätte dunkel sein müssen. Grau wie die Nacht oder der Himmel. Das war es auch, und trotzdem tat sich dort etwas. Wing kam es vor wie ein geisterhaftes Leben, das sich dort ausgebreitet hatte. Ein grünlicher Schein bedeckte das Tor und zitterte auch als Licht innerhalb des breiten Durchgangs.
    Er hatte sich Gedanken über das Tor gemacht, und er wußte, daß Eingeweihte oft davon sprachen, welche Bedeutung es hatte. Dieses Tor auf dem Hügel war der Weg zu Avalon, der geheimnisvollen Nebelinsel oder die Insel der Äpfel, wie sie auch genannt wurde.
    Wing hatte davon gehört. Immer wieder bei seinen Besuchen, aber er hatte es nie am eigenen Leib erfahren können, weil er sich einfach nicht getraut hatte, das Tor zu durchschreiten. Immer wieder hatte ihn eine innere Stimme davon abgehalten, doch die Neugierde war stets geblieben. Sie hatte sich sogar verstärkt. Irgendwann einmal würde er in das Tor hineingehen, das stand für ihn fest.
    Jetzt aber bewegte er sich auf einem anderen Boden. Ebenfalls geschichtsträchtig, aber tief in einer Jahrtausende alten Vergangenheit verwurzelt.
    Kelten, Druiden, Magier - hier hatten sie gewirkt und sich niedergelassen. Hier war ihre Heimat gewesen, hier hatten sie ihre Akzente gesetzt. Noch jetzt waren sie präsent. Zwar nicht sichtbar, aber ihr Geist durchwanderte dieses Gebiet und wurde von jedem Menschen, der dafür empfänglich war, auch bemerkt.
    Walter Wing senkte den Blick. Seine Augen hatten zu tränen begonnen. Er hatte zu lange auf das Tor gestarrt und kam sich nun vor wie jemand, bei dem sich Realität und Phantasie vermischten.
    Es war nicht sein erster Besuch auf diesem Flecken Erde. Schon einige Male war er hier gewesen und hatte gespürt, wie etwas unter seinen Füßen drängte. Es baute sich auf, es war erst harmlos und kaum zu spüren gewesen, aber es drängte sich immer mehr nach oben, und er rechnete damit, daß es in dieser Nacht geschehen würde.
    Was passierte, das konnte er nicht sagen. Er folgte einfach
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