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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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Geruch des verbrannten Torfs schwebte nach wie vor über den Dächern.
    Wer länger hier lebte, der hatte sich daran gewöhnt und nahm ihn kaum noch wahr.
    Das Haus hatte er bald erreicht. Es stand am Rand des Ortes. Auf dem Grundstück wuchsen Büsche.
    Ein wilder Garten, der nicht kultiviert wurde. Darauf hatte das Ehepaar verzichtet.
    Den Schlüssel hatte er mitgenommen. Leise schloß er die Haustür auf. Natürlich verursachte sie Geräusche, als er sie nach innen stieß. Die aber störten niemand. Keiner erwachte. Es blieb dunkel.
    Wing schaltete das Licht ein. Es war nicht sehr hell. Er schaffte es soeben, sich zu orientieren und stieg die Treppe hoch. Auf den Stufen lag ein abgetretener Läufer, der seine Tritte dämpfte.
    Im ersten Stock lagen die vier kleinen Räume, die vermietet wurden. Zu dieser Zeit war er der einzige Gast. Das würde sich bald ändern, wenn die Pilger kamen, die sich von Stonehenge abgewandt hatten und lieber Glastonbury durchforsteten.
    Gleich die erste Tür rechts mußte er aufdrücken. Abgeschlossen hatte er nicht. Ein schlichter Raum, eine simple Einrichtung, ein kleines Fenster.
    Es gab keinen Tisch, keinen Schreibtisch. Nur das Bett, einen schmalen Schrank und auch einen Stuhl, dessen geflochtene Fläche schon durchgesessen war.
    Auch die Matratze hatte bessere Zeiten erlebt. Für jeden Rückenkranken war sie eine Qual. Daran dachte Walter nicht, als er auf dem Bett saß und das mit Blut gefüllte Röhrchen hervorholte. Er legte es auf seine Handfläche und lächelte.
    Genau das war es. Das war der Beweis. Endlich konnte er ihn weiterleiten. Danach würde man ihn nicht mehr auslachen, wenn sich Bill Conolly darum kümmerte.
    Er stellte die geöffnete Reisetasche neben sich. Briefumschläge hatte er in der Reisetasche, ebenso Briefmarken. So etwas gehörte zu seiner Ausrüstung.
    Auf keinen Fall durfte die kleine Tablettenröhre zerbrechen. Deshalb schnitt er mit dem Taschenmesser ein Taschentuch entzwei und wickelte den wertvollen und gläsernen Beweis darin ein. Er knotete es noch so gut wie möglich zu und schrieb auch einige Zeilen an seinen Bekannten. Danach ließ er den Zettel und das Röhrchen in einem Briefumschlag verschwinden, schloß für einen Moment die Augen und wünschte sich, daß alles so klappte, wie er es sich vorgenommen hatte.
    Walter war müde. Allerdings auch innerlich aufgewühlt. Zwei Zustände, die im krassen Gegensatz zueinander standen. Wenn er sich jetzt hinlegte, würde er keinen Schlaf finden. Deshalb war es besser, wenn er noch einmal nach draußen ging und den Umschlag in den Briefkasten warf. Die Adresse hatte er sorgfältig in Blockbuchstaben geschrieben. Er wollte sicher sein, daß seine Botschaft den Empfänger auch erreichte.
    Er verließ sein Zimmer. Noch einmal den gleichen Weg zurück. Das Schleichen über die Treppe, das Öffnen der Haustür. Die erste Morgenstunde war bereits vorbei, als er sich auf den Weg zum Briefkasten machte.
    Dazu mußte er ins Zentrum. Mittlerweile kannte er sich in Glastonbury gut aus, so daß er Abkürzungen nehmen konnte. Vorbei an Zäunen und Hecken führte ihn der Weg. Über schmale, mit Unkraut bewachsene Pfade und später über gepflasterte Straßen, auf denen ein feuchter Film lag. Die Laternen gaben nicht viel Licht. Sie wirkten hier mehr als Alibifunktion. Außerdem wurde die matte Helligkeit sehr bald von der Dunkelheit verschluckt.
    Der Briefkasten stand an der Post, die natürlich auch geschlossen hatte. Hier waren sogar Rollos vor die Fenster gelassen worden. In den Pubs und Kneipen hielt sich niemand mehr auf. Sie waren alle geschlossen. Nur bei einigen brannte noch die Außenbeleuchtung.
    Er warf den Brief ein. Dabei ballte er die freie Hand zur Faust und gab sich selbst die besten Wünsche mit auf den Weg.
    Walter machte sich auf den Rückweg. Er nahm die gleiche Strecke und würde versuchen, Schlaf zu finden, wenn er erst einmal in seinem Zimmer war. Alles andere war unwichtig. Für ihn war jetzt nur wichtig, daß Conolly die Nachricht so schnell wie möglich erhielt und sich dann mit ihm in Verbindung setzte. Am liebsten wäre es ihm, wenn Conolly sich sofort nach dem Eintreffen des Briefs auf den Weg nach Glastonbury machen würde.
    Es gehörte zu Wings Angewohnheiten, in sich hineinzulauschen, ob sein Gefühl positiv oder negativ war. Das tat er auch jetzt, doch eine, Lösung war nicht in Sicht. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte. Er fand sich selbst neutral, allerdings angefüllt mit
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