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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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mal, was ist das gewesen?«
    »Haben Sie es nicht gesehen?«
    »Ja, aber wieso…?«
    »Das Dach«, sagte Bill. »Es ist die Kraft aus der Tiefe gewesen. Glauben Sie uns endlich.«
    Nein, er wollte nicht, denn er schüttelte den Kopf. Dann allerdings passierte etwas, das Zweifel in ihm aufbauen mußte, denn auch wir merkten die Bewegungen oder das Zittern unter unseren Füßen.
    Durch die Finsternis der Erde bewegte sich etwas Unheimliches. Auch der Schäfer hatte seinen Blick gesenkt. »Was ist das?« fragte er.
    Wir schwiegen.
    Er trat wütend mit dem Fuß auf. »Verdammt noch mal, was ist das? Was hat das zu bedeuten?« Er schrie und war völlig außer sich, mußte mehrmals Luft holen, um die nächste Frage zu stellen. »Was kann das sein? Doch kein Erdbeben. Das gibt es hier nicht.«
    »Da haben Sie recht!«
    »Dann sag es mir!« brüllte er mich an.
    Ich brauchte es ihm nicht zu sagen. Er sah es selbst, auch wenn es noch Sekunden dauerte. Und wieder nahm es an der Hütte seinen Anfang. Von dort hörten wir das Brechen und Knacken des Holzes. Das dachlose Gebilde erhielt einen Schlag, der es erschütterte. Die Wände wackelten und sahen so aus, als wollten sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Aber sie hielten sich noch.
    Der Schäfer liebte seine Unterkunft. Er wollte hinlaufen, um nachzuschauen. Bill war schneller.
    Noch beim Startsprung schaffte mein Freund es, den Mann festzuhalten.
    »Laß mich!« Der Schäfer wollte sich losreißen. Bei Bill war er an den Falschen geraten. Mein Freund kannte Griffe, die auch ihn gefügig machten.
    »Es ist nur zu Ihrer Sicherheit, mein Freund«, sagte Bill und hielt ihn fest. Er hatte den Schäfer so gedreht, daß dieser zur Hütte schauen konnte. Sein Widerstand war gebrochen. Er fluchte auch nicht mehr, sondern starrte nur dorthin, wohin er von Bill gezwungen wurde. Er sah mit Schrecken, was da passierte, denn den nächsten Treffer überlebte der Bau nicht.
    Der »Hammer« war wieder von innen gegen das Holz geschlagen, und einen Moment später brach die Hütte vollends zusammen. Da fielen die Seiten auseinander und übereinander und blieben als wirres Gebilde liegen. Sie waren auch über die wenigen Möbelstücke gefallen, die in der Hütte standen.
    Bett, Stuhl und Tisch, nicht mehr. Oder wir sahen die anderen Dinge nicht.
    Der Schäfer hatte sich zwar nicht beruhigt, aber er wirkte auch nicht wie jemand, der Widerstand leisten will. Deshalb ließ Bill ihn los. Der Schäfer dachte auch nicht daran, uns anzugreifen. Er stand hoch aufgerichtet auf der Stelle und stierte auf seine ehemalige Unterkunft.
    Die Trümmer hatten sich auf der Weide verteilt und wirkten dort wie ein Kunstwerk. Begreifen konnte der Schäfer es nicht. Er schüttelte den Kopf, fragte uns, bekam wieder keine Antwort, denn wir konzentrierten uns ebenfalls auf die Hüttenreste, weil wir davon ausgingen, daß sich dort das Zentrum befand.
    Wir irrten uns nicht.
    Die Schafe und die Hunde waren vergessen. An ihre Unruhe hatten wir uns gewöhnt. Nicht aber an das, was weiterhin mit den Resten der Unterkunft geschah.
    Ein von unten kommender, gewaltiger Druck schleuderte sie in die Höhe wie leichtes Spielzeug.
    Die Teile wirbelten durch die Luft, berührten sich gegenseitig, klatschten zusammen, wurden einfach weggeschleudert, so daß nur wenige Bretter dort liegenblieben, wo die Hütte zusammengebrochen war.
    Bisher hatten wir nicht zu Gesicht bekommen, was sich in der Erde aufgehalten hatte.
    Das änderte sich nun.
    Freie Bahn für das Wesen.
    In diesem Fall war es der Riese, den nichts mehr in der Tiefe hielt. Er kam, er wollte Nahrung, und wir erlebten ein schreckliches und unglaubliches Schauspiel…
    ***
    Die Erde war schon aufgewühlt. Großen Widerstand bot sie nicht, und das nutzte der Riese aus. Er rammte seine Faust in die Höhe. Sie sahen wir zuerst. Sie wirkte wie ein überdimensionaler Hammer. Als Stiel diente sein mächtiger baumstarker Arm, der bis zum Ansatz der Schulter aus dem Boden in die Höhe gestoßen war. Die gesamte Gestalt steckte noch schräg im Boden. Vom Kopf war wenig zu sehen, doch der würde ebenfalls erscheinen, das stand fest.
    Keiner von uns sprach.
    Der Schäfer schien eingefroren zu sein. Er glotzte nach vorn, und wir hörten ihn hecheln. Im Hintergrund schrieen und blökten die Tiere. Einer der Hunde hetzte schattengleich an uns vorbei und lief auf die Hüttenreste zu. Er wirkte so, als wollte er die Hand und den Arm angreifen und seine Zähne hineinschlagen, aber sein
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