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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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sich mit dem der erleuchteten Fenster.
    Wir hielten uns weniger im Ort auf, sondern nahmen die Wege, die um ihn herumführten. Zu dieser Jahreszeit standen die Schafe nicht mehr in den Ställen. Wir sahen sie auf einer großen Weide, wo sie sich hingelegt hatten. Mit ihren unterschiedlich hohen Buckeln wirkten sie wie flache, erstarrte Wellen.
    Die Schafe schliefen, die Hunde nicht Sie drehten ihre Runden, und sie hatten uns auch gewittert.
    Unsere Körper hoben sich vom dunklen Boden ab-. Zwei Hunde liefen schräg auf uns zu, befanden sich noch hinter der Umfriedung. Wir hörten das dumpfe Tappen der Pfoten, dann hatten sie den Zaun erreicht, schauten uns an, hielten die Schnauzen offen und hechelten dabei.
    Es war alles normal und trotzdem so fremd. Es fiel mir schwer, die eigenen Gefühle zu beschreiben, doch ich kam mir vor wie jemand, der einfach in eine andere Welt hineingestellt worden war, die sich in die normale Realität hineingeschoben hatte. Ich spürte beides, das Sichtbare und das Unsichtbare. Dabei war ich selbst ein Grenzgänger, der auf dem schmalen Grat zwischen der Realität und einer nicht sichtbaren Traumwelt balancierte.
    Die beiden Hunde begleiteten unseren Weg entlang des Zaunes. Der Schäfer schlief längst. Seine Hütte stand an der anderen Seite des Geländes. Mit ihrem spitzen Dach erinnerte sie beinahe an eine kleine Kirche.
    Bill, der sich auf gleicher Höhe neben mir befand, gefiel mein Gesichtsausdruck nicht. »Irgendwas ist mit dir nicht in Ordnung, John.«
    »Kann schon sein.«
    »Und was?«
    Ich blieb stehen und legte eine Hand gegen die Umfriedung. Die Hunde standen in der Nähe. Sie ließen uns nicht aus den Augen. »Genau kann ich dir das nicht sagen, Bill. Äußerlich sieht alles normal aus, aber das ist es nicht.«
    »Zu normal?«
    »Fast. Wir gehen hier durch die Nacht, und mir kommt es vor, als schritten wir durch weiches Glas, in dem sich zahlreiche Einschlüsse befinden. Erinnerungen an etwas Geschehenes. Es ist wirklich schwer, das auszudrücken.«
    Bill Conolly grinste schief. »Ja, das höre ich. Schwer ist es in der Tat. Wer glaubt schon an Riesen, abgesehen von uns?«
    »Sie werden kommen, Bill.«
    »Sie?«
    »Klar, was denkst du denn? Oder glaubst du, daß wir es hier nur mit einem zu tun haben? Das auf keinen Fall. Es sind bestimmt einige dieser Monstren, die darauf warten, auftauchen zu können. Und wenn das alles so einfach ist und stimmen sollte, dann wissen sie auch, daß wir hier sind, um sie zu stoppen:«
    Bill kratzte über seine Stirn. »Die Godzillas von Avalon oder so ähnlich.«
    »Aber nur so ähnlich. Hinzu kommen die Blutquellen. Vielleicht sind sie auch als Nahrung für unsere Freunde gedacht und…«
    »Sei mal still, John.«
    Ich war es. Bill hatte mir eine Hand auf den Arm gelegt. Mit der anderen deutete er über die Umfriedung auf die Schafweide. Auf den ersten Blick hin hatte sich dort nichts verändert, jedoch auf den zweiten, genaueren, denn da standen die beiden Hirtenhunde wie Zinnsoldaten und störten sich nicht an uns. Die Ohren standen aufrecht, und aus ihren Schnauzen löste sich ein leises Knurren.
    »Hörst du es?«
    Ich nickte.
    »Das muß doch etwas zu bedeuten haben«, flüsterte Bill. »Die Hunde haben etwas gewittert, sie merken, daß hier etwas nicht stimmt. Die sind um einiges schlauer als wir.«
    Das Knurren blieb. Wir beobachteten die beiden Tiere. Wir waren für sie nicht mehr interessant.
    Jetzt suchten sie einen anderen Feind, den sie auch gewittert hatten. Mit nahezu vorsichtigen Schritten bewegten sie sich weiter. Sie waren ängstlich, vielleicht auch vorsichtig. Jedenfalls wunderten wir uns über ihr Verhalten.
    Und es waren nicht nur die Hunde, die anders reagierten. In die Masse der Schafe geriet Bewegung.
    Noch lagen die meisten von ihnen, nur einige hatten sich erhoben. Sie blökten, und es hörte sich ungewöhnlich an.
    Mir kamen die Geräusche eher vor wie ein Schreien. Als hätten die Schafe vor etwas Angst.
    Es war alles sehr seltsam. Nichts überstürzte sich. Es ging wie unter einer Regie laufend voran. So daß Punkt für Punkt abgehakt werden mußte.
    Die Hunde befanden sich nicht mehr in unserer Umgebung. Sie waren längst zu den Schafen gelaufen. Der Reihe nach erhoben sich die Tiere. Sie blieben nicht normal stehen. Sie wirkten unruhig.
    Sie rotteten sich zusammen. Die Räume zwischen ihnen wurden kleiner, und mit ihren Körpern gaben sie sich gegenseitig Schutz. Das erinnerte mich schon an Szenen, die
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