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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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entstanden, wenn ein Gewitter dicht bevorstand. Das spürten die Tiere. Sie veränderten dann ihr Verhalten und gerieten schließlich, wenn Blitz und Donner folgten, in Panik.
    Die Hunde bellten gegen das Blöken an. Sie umrundeten die Herde, die kleiner geworden war. Nicht weniger Schafe befanden sich auf der Weide, aber sie drängten sich sehr zusammen. Deshalb sah die Herde aus, als hätte sie sich verkleinert.
    Wir standen dicht an der Umzäunung. Wir suchten nach den Ursachen. Darüber brauchten wir nicht zu sprechen. Bill wußte ebenso wie ich, daß sich unter der Erde etwas tat. Das konnte mit den Blutquellen, aber auch mit der Existenz der Riesen zusammenhängen.
    Der Schäfer war längst erwacht. Wir hatten ihn nur nicht gesehen, als er sein kleines Haus verlassen hatte. Da er von uns ziemlich weit entfernt war, mußten wir schon sehr genau hinschauen, um ihn zu erkennen. Der Gestik und auch seinen Gebärden entnahmen wir, daß er mit der Situation nicht zurechtkam. Er wirkte fahrig und nervös. Einige Male hörten wir auch seine Stimme. Er rief die Namen der Hunde, doch die Tiere reagierten nicht. Zumindest liefen sie nicht zu ihm.
    »Sollten wir ihn warnen?« fragte Bill. Er stand neben mir wie unter Strom.
    »Würde er uns glauben?«
    »Keine Ahnung. Er könnte sich möglicherweise retten.«
    Da hatte Bill nicht ganz unrecht. Ich überlegte auch nicht lange. Es hatte nur keinen Sinn, den Mann zu rufen. Er hätte uns kaum gehört, die Schafe waren nicht nur unruhig, sondern einfach auch zu laut geworden. Unsere Rufe wären ungehört verhallt.
    »Dann komm«, sagte ich zu meinem Freund und kletterte bereits über den Zaun.
    Es war einfach. Die Stangen waren nicht fest im Boden verankert. Wir konnten sie praktisch zur Seite biegen und waren schnell auf der anderen Seite.
    Mit wenigen Schritten hatten wir bereits die ersten Schafe erreicht. Die Tiere waren verstört. Sie blökten noch, doch der Tonfall hatte sich verändert. Es hörte sich schon mehr wie Schreie an.
    Auch die Hunde hatten die Kontrolle verloren. Sie irrten über die Weide, sprangen hin und wieder unmotiviert in die Höhe, oder senkten die Köpfe, um mit den Schnauzen über den Boden zu gleiten, um etwas zu erschnüffeln.
    Die Unruhe blieb nicht nur, sie verstärkte sich noch. Wären es Rinder gewesen, so hätte es leicht zu einer Stampede kommen können, doch das hier waren Schafe, friedliche Tiere, die allerdings auch durchdrehen konnten, wenn die Gefahr zu stark wurde.
    Wir liefen an ihnen vorbei. Wir sahen ihre Köpfe, die auf- und niederzuckten. Wir sahen auch die Angst in ihren Augen, die sich dort als panischer Glanz abmalte.
    Ich kannte es, daß Schafe vor Menschen zurückwichen, wenn diese auf sie zuliefen. Das war hier nicht der Fall. Diesmal mußten wir ihnen ausweichen, denn sie blieben oft wie wollene Rammböcke auf ihrem Weg stehen.
    Das Blöken und Schreien blieb. Es War kaum noch auszuhalten. Größere Schafe drückten die kleineren zusammen. Es waren zum Glück keine Lämmer mehr, die zertreten oder zerquetscht werden konnten. Wenn es welche gab, dann lagen sie in einem Stall und waren in Sicherheit. Jedes Schaf versuchte, sich den nötigen Platz zu schaffen, als wollte es sich einen Fluchtweg freischaufeln.
    Wir waren manchmal gezwungen, die Tiere regelrecht zur Seite zu schieben. Wir rochen sie. Der scharfe Geruch war neu für uns, aber ihn nahmen wir nur am Rande wahr. Wir suchten auch immer wieder die Umgebung ab und achteten darauf, ob mit dem Boden noch alles normal war. Erste Erschütterungen hätten darauf hingewiesen, daß sich in der Tiefe etwas bereitmachte, um an die Oberfläche zu gelangen.
    Allerdings sorgte auch das Trampeln der Schafbeine für gewisse Erschütterungen. Es herrschte eine wahnsinnige Unruhe, in die wir hineinliefen.
    Einer der Hunde kam uns entgegen. Er bellte scharf, aber er sprang uns nicht an, weil er sich mehr vor anderen Dingen fürchtete, die er nicht sah, jedoch spürte.
    Sein Bellen hatten den Schäfer alarmiert oder auf etwas Neues hingewiesen. Er stand auf dem Fleck, drehte sich dabei und hielt seinen knotigen Schäferstock in der Hand. Er wirkte auf uns etwas lächerlich, denn viel anfangen konnte der Mann mit dem Schäferstock nicht.
    Plötzlich sah er uns.
    Wir waren Fremde. Das konnte er selbst in der Dunkelheit erkennen. Ihm gefiel auch nicht, daß wir seine Weide betreten hatten. Wahrscheinlich machte er uns für die Unruhe der Tiere verantwortlich, ohne länger darüber
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