Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
Vom Netzwerk:
Das
Geheimnis der Villa Sofia
     
    „He, ihr zwei! Lauft schnell weg! Da
spukt’s!“ rief ein Junge im Vorbeiradeln Nik und Uli zu, die aufmerksam ein
unbewohntes kleines Haus in einem verwilderten Garten anschauten.
    „Hä?“ Die Brüder wandten sich um und
blinzelten verdutzt.
    „Ihr seid wohl nicht von hier, hm? Das
ist doch die Geistervilla!“ Der Junge verschwand in einer Seitenstraße, aber
sein meckerndes Lachen war noch eine ganze Weile zu hören.
    „Der spinnt ja!“ Nik, der vor ein paar
Monaten zehn geworden war, schnaubte verächtlich. „Geister, gibt’s ja gar
nicht.“
    „Natürlich nicht!“ sagte der
anderthalb Jahre jüngere Uli in überheblichem Ton. „Das weiß doch jedes Baby.“
    Trotzdem betrachteten die beiden nun
das verwahrloste alte Haus noch neugieriger als zuvor.
    Es hatte an einer Seite einen
vorgebauten Erker mit bunten Fensterscheiben und zwei Türmchen darauf und an
der anderen Seite einen langen Balkon mit einem holzgeschnitzten Geländer.
    „Was steht denn da über der Tür?“
fragte Nik und versuchte, die verwaschenen Buchstaben zu lesen. „Vi... Vi...
Villa Sofi... Sofia. Villa Sofia! Junge, Junge! Wenn das eine Villa ist, bin
ich ein Prinz. Hm!“ Nik zeigte auf ein Schild, das an der Gartenpforte hing. Zu
verkaufen oder zu vermieten! stand darauf. „Das wäre doch was für uns“, meinte
er. „Komm, wir gehen mal rein.“
    Uli ließ den blonden Krauskopf von
einer Seite zur anderen pendeln. „Ein bißchen unheimlich sieht es schon aus.“
    „Angsthase!“ rief Nik. „Du glaubst dem
Jungen also.“
    „Quatsch!“ brummte Uli. „Aber es ist
doch sicher alles abgeschlossen.“
    „Vielleicht finden wir irgendwo ein
offenes Fenster.“ Nik spähte umher. In der verträumten Kleinstadt herrschte
Mittagsruhe. Verlassen lag die Eulenstraße in der heißen Junisonne. Nur eine
getigerte Katze schlich lautlos über das Kopfsteinpflaster.
    Wie still es hier ist, dachten die
zwei Großstadtkinder. Sie waren an diesem Samstag mit ihren Eltern nach
Ballheim gekommen, um Wohnungen anzusehen. Ihr Vater war Kaufmann und hatte
eine neue Stelle in einer kleinen Schuhfabrik angenommen, die sich in der Nähe
von Ballheim befand. Nun wollte er möglichst bald mit seiner Familie hierher
ziehen.
    „Guck mal, da sind Mami und Papi“,
wisperte Uli plötzlich und wies auf ein vierstöckiges neues Haus am Anfang der
Eulenstraße, wo gerade die Köpfe von Herrn und Frau Lehmann an einem Fenster
erschienen. Den Jungen waren die vielen Wohnungsbesichtigungen zu langweilig
geworden, und so hatten die Eltern ihnen erlaubt, sich draußen ein wenig
umzusehen.
    „Sie sind fort!“ zischte Nik eine
Minute später. „Los jetzt!“
    Da die Gartenpforte abgeschlossen war,
kletterten die zwei flink über die Einzäunung und verschwanden zwischen den
wild wuchernden Büschen.
    „Klasse! Ein richtiger Urwald!“ sagte
Nik begeistert. „Stell dir mal vor, was wir hier alles spielen könnten.“
    „Stell du dir lieber vor, was
passiert, wenn Mami und Papi uns suchen und nicht finden“, antwortete Uli. Er
bibberte ein bißchen und versuchte angestrengt, das vor dem großen Bruder zu
verbergen.
    „Was willst du?“ Nik fuhr mit allen
zehn Fingern durch seinen dichten, leuchtend roten Haarschopf. „Sie haben gesagt,
wir sollen auf der Eulenstraße bleiben. Und dies ist Eulenstraße 13. Also!“
    „Ja-a-a — nein! Ach, du verdrehst
immer alles, bis ich nicht mehr weiß, was richtig ist“, sagte Uli ärgerlich.
    „Gut, dann geh ich eben allein“,
erklärte Nik. „Du bist ja eigentlich auch noch viel zu klein für so was.“
    „Bin ich gar nicht!“ fauchte Uli.
Seine runden blauen Augen wurden dunkel vor Zorn. Immer sagte Nik, er wäre zu
klein, zu ängstlich oder zu dumm. Dir werde ich’s schon noch zeigen, dachte Uli
trotzig.
    Die beiden versuchten nun ihr Glück,
aber Tür und Fenster waren verrammelt. „Verflixt!“ schimpfte Nik. „Nicht mal
eine kaputte Fensterscheibe, wo wir durchkriechen könnten.“
    Als die beiden hinter das Haus kamen,
zeigte Uli auf einen Holunderbusch, der sich breit und behäbig an die Wand
eines Anbaus lehnte. „Ich glaube, da ist jemand“, flüsterte er.
    Nik kniff die grünen Augen zu schmalen
Schlitzen zusammen. Tatsächlich! Da war etwas Langes, Dunkles hinter dem
Strauch, das aussah wie eine Männergestalt. Weglaufen oder nachgucken,
überlegte Nik blitzschnell und entschied sich fürs Nachgucken. Uli blieb nichts
anderes übrig, als ihm zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher