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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen
Autoren: Jason Dark
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nachgedacht zu haben.
    Wild schaute er uns an, senkte seinen Stock, um ihn uns wie einen Spieß entgegenzuhalten. »Seid ihr wahnsinnig?!« brüllte er uns entgegen. »Ihr könnt nicht auf die Weide kommen und meine Tiere verrückt machen. Verdammt, das geht nicht!«
    »Doch, das geht!«
    »Bleiben Sie stehen!«
    Er sah aus wie jemand, der fest entschlossen war, sich zu verteidigen. Er hatte auch die Hunde zu sich herangepfiffen, die sich allerdings nicht so verhielten, wie er es sich vielleicht gedacht hatte.
    Sie standen zitternd neben ihm. Sie jaulten auch, aber sie trafen keinerlei Anstalten, uns anzugreifen. Im Gegenteil. Sie duckten sich zusammen, als stünde ein gefährlicher Feind vor ihnen.
    Das irritierte den Schäfer. Er schaute sie immer wieder an, sprach auch ihre Namen aus und erntete keine Reaktion. Sie blieben so defensiv und ängstlich.
    Dann richtete er seinen Blick wieder auf uns. Er war ein relativ junger Mann mit einem Bart, langen Haaren und einer breiten Stirn. Er trug zu der Hose einen Pullover und keinen dieser langen Schäfermäntel wie man sie öfter auf Bildern sieht. »Was ist hier los, verdammt? Was wißt ihr? Ich kenne euch nicht. Ihr seid fremd. Das ist mein Land hier.« Er schaute auf die Rücken der Schafe. »Verdammt, sie verhalten sich wie irre. Es muß einen Grund geben. Ein Gewitter steht nicht bevor. Es ist auch kein Raubtier in der Nähe…«
    »Wir sind nicht der Grund«, erklärte ich ihm.
    »Nein?« rief er schrill. »Wer dann?«
    »Das möchten wir Ihnen erklären.«
    »Scheiße, ich brauche keine Erklärung. Ich will nur, daß ihr beide von hier verschwindet. Wenn nicht, dann hetzte ich die Hunde auf euch. Also haut ab!«
    Diesmal reagierte Bill. Zunächst schüttelte er den Kopf. »Die Hunde werden uns nichts tun, Mister. Sie sind gar nicht in der Lage dazu. Das schaffen sie nicht. Geben Sie die Befehle, und Sie werden erkennen, daß ich recht habe.«
    »Ach. Und warum?«
    »Weil nicht wir die Ursache sind, sondern andere. Verstehen Sie das nicht, Mister? Wir können nicht die Unruhe in Ihre Herde hineinbringen. Nicht zwei Menschen. Selbst Ihre beiden Wachhunde ducken sich schon. Sollte Ihnen das nicht zu denken geben?«
    Er schaut sich die Tiere noch einmal an und mußte zugeben, daß ihm ihr Verhalten ungewöhnlich vorkam. Es hatte ihm sogar die Sprache verschlagen, und wir hörten ihn heftig atmen.
    »Nun? Was sagen Sie jetzt?«
    Er verzog die Lippen. Mit der freien Hand wischte er über seine Stirn. »Ich verstehe das auch nicht. So etwas habe ich noch nie erlebt. Die… die Tiere reagieren wie nie. Aber sie wittern eine Gefahr, wie auch die Hunde.«
    »Damit haben Sie recht!« sagte ich. »Es gibt diese Gefahr!«
    Obwohl er das Thema selbst angesprochen hatte, blickte er uns ungläubig an. »Dann wissen Sie mehr?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und wo?« fragte er hektisch. »Wo kann ich die Gefahr sehen? Wo hält sie sich auf?«
    »In der Tiefe!«
    Der Schäfer zuckte zusammen. »Was soll das? Wieso denn in der Tiefe? Das ist der Boden. Das ist meine Weide. Sie kann keine Gefahr bringen, verdammt. Was erzählen Sie mir da?«
    Wir hätten ihm jetzt von den Riesen erzählen können, aber er hätte uns kaum geglaubt. Ich versuchte es auf eine andere Art und Weise. »Bitte, Mister, Sie müssen uns glauben. Oder wenn schon nicht uns, dann den Tieren. Sie verhalten sich entsprechend. Das wissen Sie doch längst. Sie sind es, die…«
    »Sagen Sie mir endlich, was…«
    »Drehen Sie sich um!« schrie ich in seine Worte hinein, denn ich hatte etwas gesehen, was ihm nicht aufgefallen sein konnte.
    Er fuhr auch herum.
    Ob sich seine Augen weiteten, wußte ich nicht, konnte es mir allerdings vorstellen, denn auch Bill und ich waren mehr als erstaunt, denn wir bekamen mit, wie sich die Hütte des Schäfers bewegte.
    Sie war aus Holz gebaut, und dieses Holz zitterte und schwankte, als hätte es einen Schlag erhalten.
    Wir hörten kein Krachen, auch kein Schaben, wir sahen es nur schwanken.
    Der Schäfer schrie auf, denn er mußte mit ansehen, wie das Dach zusammenbrach. Das passierte nicht einmal schnell. Es kam uns Beobachtern zeitverzögert vor. Die schrägen Balken hatten zuerst gezittert, dann waren sie in Bewegung geraten und rutschten nach verschiedenen Seiten hin weg.
    Ein paar Bretter fielen auch nach innen, die anderen landeten außerhalb der Hütte.
    Der Schäfer drehte sich heftig herum. Er bekam seinen Mund kaum zu. Ein Jammerlaut wehte über seine Lippen. »Verdammt noch
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