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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Vorwort
    »Das Elementarwissen über den christlichen Glauben nimmt ab!« Selten sieht man Gesichter von Kirchenvertretern so besorgt wie angesichts dieses Befundes. Es ist ja auch deprimierend: Da lebt man schon im Abendland, dessen Geschichte ohne das Christentum gänzlich anders verlaufen wäre; da mühen sich Heerscharen von Geistlichen ab, Sonntag für Sonntag den Glauben zu erklären und auszulegen; da sind immerhin zwei Drittel der Gesellschaft noch Mitglieder einer Kirche – trotzdem sieht es mau aus, geht es um die Inhalte des christlichen Glaubens. Weihnachten ist noch bekannt – aber Pfingsten, was war da doch gleich? Und warum feiern Katholiken den frohen Leichnam? Bei der frohen Botschaft des Matthäus denken viele eher an die Jungfraueneskapaden des gleichnamigen Fußballers als an die Bergpredigt. Und das Wichtigste an Ostern sind die Eier. Jeder Kirchenskandal verdeckt das Wissen um die vielfältigen Arbeitsgebiete der Kirchen und um das unersetzbare Engagement der Christen für eine humane Gesellschaft. In den bemüht glaubenskritischen Titelgeschichten der großen Publikumszeitschriften, die diese ihren Lesern alljährlich zum Heiligen Abend unter den Baum legen, wird mit pubertärem Pathos ein Glaube zerpflückt, der eher einem Zerrbild als den Tatsachen entspricht. Armes Christentum. Wäre es doch nur der Mangel an Wissen, wäre da doch nur Leere beim Stichwort »Christentum«! Der Befund ist noch verheerender: Halbwissen verbindet sich mit Vorurteilen und Klischees; sich sonst kritisch gebärdende Zeitgenossen tragen unkritisch Irrtümer über das Christentum weiter. Sie meinen zu wissen, dass Jesus nicht auferstanden ist, sondern scheintot war; in jedem Beichtstuhl, erst recht in jedem Pfarrhaushalt vermuten sie Unanständiges, außerdem bezichtigen sie Christen des Duckmäusertums und der Prüderie.
    Und dann gibt es da noch eine weitere Gruppe, die Irrtümer hegt und pflegt: Viele Gläubige zimmern sich in bewundernswerter,
fast schon anarchischer Weise einen Glauben zusammen, der fröhlich Christliches mit Volkstümlichem mischt. Sie bilden die sympathische Fraktion der Irrtums-Apostel. Sie zu belehren steht allenfalls jenen an, die nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Humor und Leichtigkeit versuchen, das Schwere leicht zu sagen. Irrlehrer wurden lange mit bitterernstem Eifer verfolgt. Irrtümer als solche zu entlarven, kann hingegen eine lustvolle Angelegenheit sein, bei der erlösende »Aha«-Momente und herzhaftes Lachen erlaubt sind. Christen dürfen nicht streiten? Heilige haben sündlos gelebt? Päpste leb(t)en keusch? Gott wohnt in Kirchen? Lachen befreit — auch die Neugier. Und weist all jene in die Schranken, die zwar dogmatisch korrekt glauben, darüber aber die Leichtigkeit des gläubigen Seins verloren haben. Gott bewahre!
     
    Berlin-Kreuzberg
(nein, dort wurde Jesus nicht gekreuzigt!)
im März 2011
    Uwe Birnstein

A
Das ABENDMAHL verbindet die Christen miteinander
    Ein Hauch von Harmonie wehte im Jahr 2003 durch die Berliner Frühlingsluft. Erstmals hatten die evangelische und die römisch-katholische Kirche ihre Gläubigen zum gemeinsamen Kirchentag eingeladen. Nicht die Unterschiede, sondern die Einheit der Konfessionen sollte auf diesem Glaubenstreffen im Vordergrund stehen.
    Dennoch war ein Trennendes nicht aus der Welt zu schaffen. Evangelische und katholische Christen würden auf dem Kirchentag trotz aller Einheitsbekundungen wieder nicht gemeinsam Abendmahl feiern. Für einen Gottesdienst lang wurde der Wille zur Gemeinsamkeit außer Kraft gesetzt. Katholische besuchten die Eucharistie, Evangelische das Abendmahl. Jede Konfession für sich.
    Aus der Distanz betrachtet ein skurriler Sachverhalt: Christen, die sich auf die Bibel berufen, dürfen nicht gemeinsam »an den Tisch des Herrn treten«, wie es in der kirchlichen Sprache heißt. Warum eigentlich nicht? Wo doch Jesus der biblischen Überlieferung zufolge seine zwölf Jünger, sogar seinen Verräter Judas, zu Brot und Wein einlud. »Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird«, sagte Jesus am Abend vor seiner Gefangennahme seinen Jüngern, »das tut zu meinem Gedächtnis.«
    Gerade an diesen Worten hat sich ein bisweilen unerbittlicher Streit entzündet, der bereits seit Jahrhunderten andauert. Die Gründe für die Trennung klingen theologisch nachvollziehbar; dass sie jedoch kirchentrennend wirken, können viele Christen beider Konfessionen schwer verstehen. Aus katholischer Sicht
verwandeln sich
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