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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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Sprache, in der die Gebote ursprünglich formuliert waren, ermöglicht es, sie auch so zu lesen, dass der erhobene Zeigefinger weniger bedrohlich scheint: Weil Gott dich aus der Sklaverei befreit hat, deswegen wirst du seine Gebote befolgen, die ein menschenwürdiges Leben und Freiheit für alle garantieren sollen. Freies Zusammenleben braucht Schutzräume, man braucht die Gewissheit, nicht bei nächster Gelegenheit plötzlich bestohlen, verlassen oder gar getötet zu werden. All das lassen sich Christen auch heute noch sagen. Dabei geht es nicht darum, sie zu befolgen, um Gott einen Gefallen zu tun oder gut vor ihm dazustehen. Wer Fehler macht, wird von Gott dennoch nicht fallen gelassen, davon sind Christen überzeugt.
    Die ZEITRECHNUNG beginnt mit Jesu Geburt
    Klar, unsere Zeitrechnung orientiert sich an der Geburt Jesu, das wissen doch selbst Nichtchristen. Jesus wurde im Jahr 1 geboren, alles was vorher passierte, wird daher mit der Angabe »v. Chr.« versehen, und alles was danach geschah, wird ordentlich vorwärts gezählt und bekommt nur manchmal den Zusatz »n. Chr.«. Leider hat diese so einfach klingende Sache einen Haken. Schuld daran ist Dionysus Exiguus (um 470 – 540). Da es im Jahr 526 Unstimmigkeiten über den genauen Ostertermin gab, machte sich der Mönch Dionysus nämlich daran, diesen zu errechnen. Er vollzog mit Hilfe von Tafeln mit Jahreszyklen einige mehr oder weniger komplizierte Rechnungen und fand dabei nicht nur den Ostertermin heraus, sondern, indem er seine Rechnungen mit Angaben aus dem Alten und Neuen Testament verglich, auch
ein vermutetes Geburtsjahr Jesu, das bei den ersten Christen entweder niemanden interessiert hatte oder in Vergessenheit geraten war. An den Berechnungen des Dionysus Exiguus orientiert sich jedenfalls noch heute unsere Zeitrechnung. Leider allerdings ist seine Berechnung falsch. Das ist aber auch das einzige, was feststeht. Denn heute gilt es als ziemlich sicher, dass Jesus während der letzten Regierungsjahre Herodes’ des Großen geboren wurde, und der starb schon im Jahre 4 v. Chr., wahrscheinlich jedenfalls, denn hier gehen die Meinungen der Historiker genauso auseinander wie die Angaben zum Geburtsjahr Jesu in den Evangelien und unter den heutigen Wissenschaftlern. Meist wird heute aufgrund der Angaben zu Regierungszeiten unterschiedlicher Personen das Jahr 6 oder 4 v. Chr. als Geburtsjahr Jesu angenommen, aber auch 7 v. Chr. oder 7 n. Chr. stehen noch zur Diskussion. Nichts Genaues weiß man also. Aber zum Glück hatten wir ja Dionysus Exiguus, der uns durch seine Festlegung vor all der Rechnerei und dem Chaos bewahrte, die uns beschieden wären, wenn immer noch jeder die Tage nach seinem eigenen Kalender zählte.
    ZUNGENREDEN ist Humbug
    Wer schon einmal den Gottesdienst einer pfingstlerischen oder charismatischen Gemeinde besucht oder einen der meist amerikanischen Fernsehgottesdienste einer solchen Gemeinde gesehen hat, hat vielleicht auch gesehen, wie einzelne Gläubige dort aufstehen und anfangen, in unverständlichen Worten zu beten oder zu predigen. Verdutzt steht man als Unwissender dann davor und fragt sich, was denn nun los sei. In diesen Gemeinden allerdings gilt die Fähigkeit zum sogenannten Zungenreden meist als besondere, vom Heiligen Geist verliehene Gabe. Humbug?
Religiöse Ekstase? Oder tatsächlich eine Geistesgabe? Was steckt hinter diesem unverständlichen Reden?
    Schon in der Bibel wird immer wieder vom Zungenreden berichtet, meist im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist, der auf die jeweiligen Menschen »herabfällt«. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl die Pfingsterzählung aus der Apostelgeschichte (2): »Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.« Das Besondere an dieser Pfingsterzählung ist allerdings, dass die umstehenden Menschen die Zungenrede wie ihre eigene Sprache verstehen konnten. Dies scheint sonst, wie auch heutzutage, nicht der Fall zu sein. Schon Paulus, der dem Zungenreden gegenüber eher weniger begeistert war und es deutlich von der für alle verständlichen Prophetie abgrenzte (1. Korinther 14,1f), forderte
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