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Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden

Titel: Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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geschehen kann und an der der Heilige Geist beteiligt ist. »Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen« (Johannes 3,3) und »Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen« (Johannes 3,5), wird Jesus im Johannesevangelium zitiert. Für eine solche Wiedergeburt im Leben ist also zum einen die Taufe, zum anderen aber und noch viel wichtiger, die bewusste Entscheidung des Menschen für Gott nötig. Erst, wenn die menschliche Entscheidung zur Umkehr und Gottes Zuwendung durch den Heiligen Geist zusammenkommen, kann der Mensch sein altes Leben hinter sich lassen und in ein neues geboren werden. Dann kann er das Reich Gottes erkennen, von dem Jesus immer wieder sagte, es sei schon unter uns, und sein Leben im Vertrauen auf Gott neu ausrichten.
    Über Gott soll man keine WITZE machen
    »Grüß Gott, wenn du ihn siehst. Ist ein alter Mann mit Hut.« Über was genau lachen Menschen eigentlich, wenn sie Witze wie diesen hören? Oder löst ein solcher Witz eher Unbehagen und Abwehr aus? »Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft
lassen, der seinen Namen missbraucht« (2. Mose 20,7). Verbietet Gott uns mit diesem Gebot auch, Witze über ihn zu machen? Der römische Dichter Horaz (65 – 8 v. Chr.) meinte einmal, niemand könne verbieten, »die Wahrheit lachend zu sagen«. Das Christentum gilt allerdings bis heute eher als eine Religion, die mit erhobenem Zeigefinger auf Moral und Prinzipien pocht. Lachen scheint da nur die Ernsthaftigkeit und Autorität Gottes zu untergraben. Was machen Witze eigentlich mit uns? Warum bringen sie uns zum Lachen? Und sind Witze über Gott lustig oder überflüssig?
    Witze machen in ganz besonderer Weise auf Unzulänglichkeiten in der Welt aufmerksam. Indem sie gewohnte Muster aufgreifen und in einen neuen Zusammenhang stellen oder sie mit einem unerwarteten Ausgang versehen, machen sie auf dahinterliegende, oft eingefahrene Gedankenstrukturen aufmerksam. Das plötzliche Erkennen dieser Hintergründe kann, je nachdem, wie sehr man sich in seinen eigenen Überzeugungen getroffen fühlt, befreiendes Lachen oder auch ein Gefühl des Unbehagens hervorrufen. Gute Witze, die nicht allein darauf abzielen, andere zu verletzen und zu verspotten, können also ungewohnte Perspektiven aufzeigen und zum Nachdenken über eigene Vor- und Einstellungen anregen. Witze über naiven Glauben, moralisierende Frömmigkeit oder eingefahrene Strukturen in den Kirchen können dann nicht nur lustig, sondern auch erhellend sein. Man muss sich nicht gleich von jedem Angriff auf die eigene, vielleicht allzu geliebte Glaubensüberzeugung zu beleidigten Protesten anstacheln lassen.
    Aber wie ist das mit Witzen über Gott? Im Grunde muss die Diskussion, ob Witze über Gott erlaubt sind oder nicht, fruchtlos bleiben. Vielmehr müsste man sich fragen, ob man über Gott überhaupt Witze machen kann. Gott bleibt immer ganz anders und mehr, als wir wissen können. Daher können wir auch kaum aus einer distanzierten Perspektive heraus echte Witze über ihn erzählen, die seine Unzulänglichkeiten aufs Korn nehmen. Alles, was wir mit einem Witz treffen können, sind unsere eigenen
Vorstellungen und Gottesbilder. Es stellt sich also gar nicht die Frage, ob man mit Witzen Gottes Ehre ankratzt, denn das ist höchstens über den Umweg zerstörerischen gegenseitigen Verletzungswillens der Menschen untereinander möglich. Wohl aber sollte man sich, bevor man derartige Witze verbreitet, überlegen, was man damit wirklich beabsichtigt. Witze, die nur erzählt werden, um andere ins Lächerliche zu ziehen, ihren Glauben zu verspotten und zu verletzen, sind wenig fruchtbar und zerstören mehr, als dass sie befreiendes Lachen hervorrufen. Gegen Witze aber, die den Blick öffnen, weg von eingefahrenen Strukturen, Naivität und überstrapazierten Gottesbildern, hin zur Auseinandersetzung mit Überzeugungen und Glauben und zu neuen Perspektiven, hat Gott sicherlich nichts einzuwenden, auch wenn eines der Bilder, die sich die Menschen von ihm gemacht haben, dafür herhalten muss. Franz Kafka soll einmal über den Schriftsteller Chesterton gesagt haben: »Er ist so lustig, dass man fast glauben könnte, er habe Gott gefunden.« Vielleicht ist gerade im Witz, im Aufbrechen unserer beschränkten menschlichen Vorstellungen und dem Lachen darüber, manchmal auch etwas von Gott, dem ganz
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